Business Intelligence stärkt KMUs

Neue BI-Ansätze

von - 29.03.2017
Diese neuen Herausforderungen haben neue BI-Ansätze auf den Plan gerufen. Einer dieser neuen Ansätze basiert auf dem Konzept des sogenannten Datensees (Data Lake). Bei einem Datensee handelt es sich um einen Vorratsspeicher, in dem große Mengen von strukturierten, semistrukturierten wie auch unstrukturierten Rohdaten in ihren nativen Formaten archiviert sind.
Im Unterschied zu einem Data Warehouse legt ein Datensee die Datenstruktur nicht vorab fest, sie ergibt sich erst aus den Anforderungen einer konkreten Abfrage. Diese zusätzliche Flexibilität ist allerdings mit einem beträchtlichen Entwicklungsaufwand verbunden. Während Großunternehmen ihren jeweiligen Datensee-Speicher auf Apache Hadoop (typischerweise On-Premise) aufsetzen, behelfen sich viele KMUs mit Cloud-Diensten wie AWS S3, Azure Blob/Azure Data Lake Store oder Google Cloud Storage (in cloudbasierten und hybriden Deployments).
Nicolas Bissantz
Mitgründer und Geschäftsführer von Bissantz &
Company
www.bissantz.de
Foto: Bissantz & Company
„Wenn etwas schiefgeht (…), geht es an der Mensch-Maschine-Schnittstelle schief.“
Einen anderen Ansatz verfolgt Data Virtuality. Seine Antwort auf die Herausforderungen der Datenflut taufte das preisgekrönte Start-up auf den Namen Logical Data Warehouse. Die Lösung verbindet die Datenvirtualisierung mit einer automatisierten ETL-Engine. Das Unternehmen verspricht „die agilste und leistungsfähigste Form der Datenintegration“ mit BI-Werkzeugen und verweist bei den Implementierungen auf eine Erfolgsquote von 100 Prozent.
„Mit DataVirtuality haben wir endlich die eine zentrale Data-Warehouse-Lösung gefunden, die sämtliche Anforderungen erfüllt,“ sagt Tobias Helm, Leiter der BI- und Finanzabteilung des Online-Shops Windeln.de. „Wir können ohne Umweg über die IT auf alle relevanten Daten zugreifen und neue Datenquellen in wenigen Minuten selbst anbinden“, freut er sich.
Der Erfolg der Data Virtuality GmbH unterstreicht den Trend im Mittelstand weg von IT-zentrischer Business Intelligence hin zu Selfservice-BI. Wie wichtig Start-ups hierbei sind, betonte Sigmar Gabriel noch in seiner Funktion als Bundeswirtschaftsminister. „Wir haben (…) einen wachsenden Bedarf an Fachkräften, den wir nicht so einfach decken können“, so Gabriel. Die Digitalisierung sei hier das zentrale Thema. Mit knapp 60 Millionen Euro habe die Bundesregierung Kompetenzzentren zur Digitalisierung im Mittelstand aufgebaut und 2 Milliarden Euro für Neugründungen mobilisiert. Letztlich seien Start-ups „Partner des Mittelstands“.

Schwachstelle Mensch

BI-Implementierungen, die eine aktive Beteiligung der hauseigenen IT-Abteilung voraussetzen, scheitern oft wegen fehlender Fachkräfte und unzureichender Agilität. „Gefragt ist eine holistische Denkweise,“ erklärt Kurt Schlegel, Vice President Research bei Gartner. Die Herausforderung beschränke sich nicht nur auf die Auswahl der geeigneten BI-Werkzeuge. Die weitaus wichtigere Komponente einer BI-Strategie nach dem Selbstbedienungsansatz stelle das Schaffen einer geeigneten organisatorischen Struktur des Unternehmens dar.
 „Unternehmen geben sehr viel Geld aus für Business Intelligence (…), um ihre Mitarbeiter mit den richtigen Informationen zu versorgen“, sagt Nicolas Bissantz, Mitgründer und geschäftsführender Gesellschafter der Nürnberger Bissantz & Company GmbH. „Wenn etwas schiefgeht (…), geht es an der Mensch-Maschine-Schnittstelle schief“, hebt er hervor.
Um herauszufinden, wie eine Business-Intelligence-Software bei Führungskräften bessere Entscheidungen fördern könnte, hat man bei Bissantz einem der besten Rennfahrer der Welt beim Lenken über die Schultern geschaut. Bissantz-&-Company-Forscher haben die Rennsport-Legende Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck mit Hilfe einer Eyetracking-Brille von Tobii durch die Nordschleife des Nürburgrings, der gefährlichsten Rennstrecke der Welt, begleitet. Als Referenzfahrer sprang Nicolas Bissantz selbst ein. Nach der Auswertung von rund 24.000 Aufnahmen der Blickbewegungen der beiden Fahrer im direkten Zusammenhang mit dem Verlauf der Strecke war die Erkenntnis eindeutig: Müsse ein Mensch unter Zeitdruck und in Stress-Situationen entscheiden, käme es darauf an, „alles zu ignorieren, was auffällig aber unwichtig“ sei – selbst dann, wenn es dem Auge schwerfalle. Eine geschickte Gestaltung würde richtige Entscheidungen begünstigen und so sei eine durchdachte Datenvisualisierung gerade im Umfeld von Business Intelligence von entscheidender Bedeutung.
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