Business Intelligence (BI) – Trends und Lösungen

Der Markt für BI

von - 18.10.2018
BARC Score
In Bewegung: Laut BARC sind allein auf dem deutschen BI-Markt über 300 Anbieter aktiv. Der „BARC Score Enterprise BI and Analytics Platforms“ soll eine Entscheidungshilfe bieten.
(Quelle: Business Application Research Center (BARC))
Nichtsdestoweniger sind BI-Technologien ein wesentlicher Teil der digitalen Transformation. Die Darstellung und Analyse von Daten ist eine wichtige Voraussetzung, um digitale Geschäftsmodelle zu etablieren sowie bestehende Prozesse zu verbessern. Deshalb wächst laut IDC auch der Markt für Big-Data- und Analytics-Software in Deutschland zwischen 2017 und 2022 jährlich um etwa 10 Prozent.
Der Markt für BI und Analytics ist in Bewegung. Laut BARC sind allein auf dem deutschen Markt über 300 Anbieter für BI- und Daten­management-Werkzeuge in unterschiedlichen Segmenten aktiv. Mit den Anbieter- und Produktbewertungen „BARC Scores“ will das Beratungs- und Analystenhaus Firmen eine Entscheidungshilfe bieten. In den Marktsegmenten „Enterprise BI and Analytics Platforms“ und „Data Discovery“ gehören demnach Allrounder und Anbieter von umfassenden BI-Plattformen wie SAP, IBM, Microsoft oder Ora­cle und „Spezialisten“ wie SAS, Tableau, Qlik, Tibco, Information Builders und MicroStrate­gy zu den führenden Anbietern. Auch Open-Source-Lösungen wie Rapid Miner oder Knime sowie auf das Management von Daten fokussierte Firmen wie Teradata oder Informatica spielen auf dem BI-Markt eine Rolle für Themen wie Advanced Analytics und Datenmanagement.
Frank Termer
Dr. Frank Termer
Bereichsleiter Software beim
Digitalverband Bitkom
www.bitkom.org
Foto: Bitkom
„Der Begriff Business Intelligence fällt häufig im Kontext mit Big Data Analytics. Beide
Bereiche werden langfristig zusammenwachsen.“
Aufschluss über wichtige Hersteller gibt auch der „Magic Quadrant for Analytics and Business Intelligence Platforms“ von Gartner.
IBM: IBM Cognos Analytics unterstützt eine Vielzahl von Datenquellen und erstellt eine einheitliche  Sicht  auf alle unternehmensrelevanten  Daten, seien es relationale Datenbanken wie Oracle, Sybase, MS SQL Server und DB2 (LUW, i5/OS, z/OS), OLAP-Systeme, Hadoop-Distributionen oder Appliances. Die BI-Plattform ist sowohl in der Cloud als auch On-Premise verfügbar. Sie bietet Funktionen wie Selfservice Dashboarding und Reporting sowie Data Governance durch ein zen­trales Meta­daten-Modell und eine Data-Lineage-Funktion zur Nachverfolgung der Herkunft der Daten.
Laut IBM deckt Cognos Analytics den kompletten Analytics Lifecycle ab, da es in ein Portfolio mit Lösungen zur Unterstützung von Planungsprozessen, Vorhersage von Geschäftsentwicklungen und Optimierung von Geschäftsprozessen integriert ist. Berichte und Dashboards lassen sich zudem vollständig visuell im Webbrowser entwickeln, die Anwender benötigen keine Kenntnisse in Programmier- oder Skriptsprachen wie SQL oder JavaScript.
Information Builders: Mit WebFOCUS bietet Information Builders eine strategische BI- und Analyseplattform, die zentralisierte und dezentralisierte Architekturen, Datenverwaltung, das visuelle Entdecken von Inhalten, prognostische Analytik und operative Informationen in einer einzigen Plattform vereint. Mit dem letzten Update sind weitere Funktionen hinzugekommen: Data Science, Content Reusability, Data Management, Intelligent Search und Visual Storytelling.
Die modular einsetzbare Plattform kann Daten aus unterschiedlichen und beliebig vielen Quellen abrufen. Web­FOCUS prüft die Daten mit Hilfe eines Datenqualitätsmoduls auf Plausibilität und stellt sie anschließend in aufbereiteter Form Anwendern und Führungskräften aus allen Abteilungen in einem Cockpit zur Verfügung. Eigenen Angaben zufolge bietet WebFOCUS sowohl ein hochskalierbares Backend als auch ein benutzerfreundliches Frontend. Ein rollenbasiertes Sicherheitssystem und Berichte mit vielen Parameter-Optionen erlauben es, mit geringem Administrationsaufwand eine Vielzahl verschiedener Benutzergruppen innerhalb und außerhalb des Unternehmens mit Informationen zu versorgen.
Microsoft: Microsoft Power BI ist eine Suite aus Business-Analytics-Tools zur Analyse und Auswertung von Unternehmensdaten. Mit dem cloudbasierten Service lassen sich Daten in Echtzeit und im Selfservice-Verfahren auswerten und visualisieren.
Jeder Benutzer kann personalisierte Dashboards mit einer 360-Grad-Sicht auf das Business erstellen, da die Oberfläche durch die Integration in Excel und SharePoint sehr intuitiv zu bedienen ist. Die Dashboards lassen sich unternehmensweit skalieren und bieten integrierte Kontrolle und Sicherheit.
Microsoft Power BI analysiert Daten aus beliebigen Quellen, in der Cloud, lokal oder aus Big-Data-Systemen wie Hadoop und Spark. Dies erfolgt direkt in einer integrierten Plattform für Datenanbindung, -aufbereitung und -transforma­tion, Modellierung, Datenhaltung und Visualisierung für das anschließende Berichtswesen.
Power-BI-Funktionen wie Quickmeasures, Gruppierung, Prognosen und Clustering ermöglichen darüber hinaus eine genauere Auswertung von Daten und das Ermitteln von Mustern. Anwender können außerdem ihre Analysen, Berichte und Dashboards personalisieren und für eine bessere Zusammenarbeit der einzelnen Fachabteilungen gemeinsam nutzen.
MicroStrategy: Mit MicroStrategy Analytics erhalten Unternehmen das volle Spektrum an Business Intelligence, von Selfservice-Funktionalitäten, visueller Data Discovery bis hin zu komplexen Big-Data-Anforderungen. Die Skalierbarkeit gilt als eine der zentralen Eigenschaften der Plattform. Alle BI-Funktionen sind nativ integriert. Dies gilt auch für die mobile Datenanalyse. Daten können über eine native Mobile-App für iOS und Android auch offline analysiert werden. Dank vielfältiger Konnektoren, beispielsweise zu anderen BI-Herstellern wie Splunk, SAP, Qlik, Power BI und Tableau, lässt sich die MicroStrategy-Plattform auch als zentrale Analyseplattform im Unternehmen einsetzen.
Da MicroStrategy alle Objekte in einem zentralen Meta­daten-Repository speichert, lassen sich einmal erstellte Objekte wie Kennzahlen oder Berichte jederzeit wiederverwenden. Dank transaktionaler Eingabeformulare können Anwender Informationen über das Mobilgerät in die Unternehmenssysteme zurückschreiben. Auch von unterwegs lassen sich Daten ändern, neue Informationen einfügen und aktualisierte Berichte und Dashboards anzeigen. BI-Einsteiger können ihre Daten dank umfangreicher Visualisierungs-Bibliotheken intuitiv per Drag and Drop visualisieren und analysieren.
MicroStrategy ist für die automatisierte Bereitstellung von Berichten und Dashboards in großen Mengen konzipiert. Berichte und Dashboards lassen sich zeit-, ereignis- und schwellenbasiert automatisiert planen und bereitstellen. Sicherheitsfilter und Zugriffssteuerungslisten werden auf Anwenderebene festgelegt. Auch Predictive Analytics und Data Mining sind möglich. Hierfür steht eine native Funktionsbibliothek mit rund 350 Funktionen mit statistischen und mathematischen Modellen zur Verfügung.
Qlik: Qlik Sense bietet Funktionen wie Reporting, Selfservice Visual Analytics oder Guided und Embedded Analytics für kundenspezifische Analysen – auf Desktop, Tablet und Smartphone. Hinter Guided Analytics verbergen sich intuitive, interaktive Dashboards, mit denen jeder Mitarbeiter Daten auswerten kann. Mit Embedded Analytics können Firmen über offene APIs und umfassende Entwickler-Tools Analysefunktionen integrieren, maßgeschneiderte Analyse-Apps entwerfen und neue Visualisierungen erstellen.
Im Mittelpunkt von Qlik Sense steht die Associative En­gine. Sie vereint lokale und Cloud-Datenquellen unabhängig von der Größe in einer Ansicht und indiziert alle möglichen Zusammenhänge. Im Unterschied zu abfragebasierten Tools sind Firmen dabei nicht auf vorab aggregierte, bereinigte oder modellierte Daten und vordefinierte Abfragen beschränkt.
Dahinter liegt eine Verbindung von Künstlicher Intelligenz und kognitiven Technologien in der User Experience und der Qlik Associative Engine. Die Lösung schlägt Kombinationen von Datenquellen vor, vereinfacht das Laden von Daten und das Aufsetzen von Analysen, generiert automatisch Grafiken auf Basis der Daten und empfiehlt zusätzliche Grafiken und Visualisierungen. Qlik Sense lässt sich direkt in einer oder mehreren Clouds der Kunden veröffentlichen, ist aber auch On-Premise lauffähig. Laut Qlik bildet ein Governance-Framework die Basis für Sicherheit, Skalierbarkeit und Performance im unternehmensweiten Einsatz. Flexible, regelbasierte Sicherheitseinstellungen und dynamische Datenverdichtung bieten eine detaillierte Kontrolle, die Firmen zur Einhaltung von Datenschutzvorschriften wie der Datenschutz-Grundverordnung der EU und HIPAA benötigen.
SAP: SAP stellt zusätzlich zur BI-Plattform SAP Business­Objects die Lösung SAP Analytics Cloud mit allen üblichen BI-Funktionen bereit, darunter Selfservice, Tools für die Visualisierung von Daten und umfangreiche Reporting-Funktionen. SAP HANA fungiert dabei als BI-System-Repository und Audit-Datenbank. BusinessObjects ermöglicht den Zugriff auf mehr als 40 Datenquellen über eine semantische Schicht sowie mehrdimensionale Analysen in einer intuitiven, webbasierten Umgebung.
Dank der flexiblen Architektur können Firmen mehrere Server auf einem oder mehreren Hosts und/oder Clustern einsetzen und so höhere Performance, bessere Lastverteilung und hohe Verfügbarkeit erreichen. Die BI-Lösung integriert Single Sign-On (SSO) mit LDAP, Kerberos, eTrust SiteMinder und Windows AD. Die Funktionen von SAP Analytics Cloud bauen auf der SAP Cloud Platform auf. Highlights sind die In-Memory-Technologie von SAP HANA und geführtes maschinelles Lernen für Prognosen und die Bewertung von Ergebnissen in Echtzeit, Dashboards und Visualisierungen im Selfservice, Data-Governance-Tools und integrierte Funktionen für die Organisationsplanung. Nützlich sind zudem Features wie Smart Transformations für die automatisierte Aufbereitung von Daten, Smart Grouping etwa zum Identifizieren von Kundengruppen, Kategorisieren von Beständen und Bilden von Verhaltenssegmenten sowie die Event-Konsole für das Festlegen von Aufgaben, die Zuordnung von Mitarbeitern zu Genehmigungsprozessen und das Anlegen von Erinnerungen und Warnmeldungen für Teammitglieder.
Teradata: Die Teradata Analytics Platform bietet eine Vielzahl an Analytics-Tools, Sprachen, Features sowie Engines und unterstützt zahlreiche Datentypen in Verbindung mit Collaboration- und Lifecycle-Management.
Sie liefert eine hohe Skalierbarkeit (Massively Parallel Processing Architecture) auch für die Analyse großer Datenmengen, unterstützt analytische Programmiersprachen wie Python, R, Scala und SQL und erlaubt es Data Scientists, mit Hilfe des Teradata App Center ihre analytischen Anwendungen mit Kollegen zu teilen, indem die Plattform wiederverwendbare Modelle über ein webbasiertes Interface bereitstellt und damit Business-Anwendern Selfservice-Zugriff gibt.
Teradata bringt seine Analytics-Plattform derzeit in Stufen mit steigendem Funktionsumfang auf den Markt. Dabei spielen Werkzeuge für DevOps wie Docker, Jenkins und Kubernetes eine große Rolle. Komponenten sind eine SQL-Engine mit Embedded-Analytics-Funktionen und Hochgeschwindigkeitsanalysen, die für die Operationalisierung von Analytics erforderlich sind, eine Machine-Learning-Engine mit über 100 vorkonfigurierten Analysefunktionen für Pfad-, Muster-, Statistik- und Textanalysen und eine Graph-Engine mit Funktionen, die Beziehungen zwischen Personen, Produkten und Prozessen innerhalb eines Netzwerks aufdecken.
Mit dem Modul Graph Analytics lassen sich komplexe Probleme wie Social Network Analysis, Influencer Analysis, Fraud Detection, Network Analysis und Threat Detection lösen. Die laut Teradata branchenweit erste 4D-Analytics-Funktion kombiniert Zeitreihenanalysen mit Zeit-, Geo-, Betriebs- und Kundendatenanalysen. 4D Analytics ist ins­be­sonders für Edge-Computing-Anwendungen relevant, die ständig wechselnde Zeit- und Ortsvariablen verwalten.
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