Die Blockchain jenseits des Hypes

Unwiderrufliche Verträge

von - 10.07.2017
Die Smart Contracts, die in der Ethereum-Blockchain abgelegt werden können, sind unwiderruflich. Sie unterliegen keinem Rechtssystem und laufen in einem störungsfreien Raum ab. Dies kann aber auch Nachteile haben: Im Juni 2016 nutzte ein Angreifer ein Schlupfloch im Ethereum-System aus, um 50 Million Dollar der Ethereum-Währung Ether zu kapern. Es gab anschließend keine objektiven Kriterien, an denen festgemacht werden konnte, dass das von ihm entdeckte Systemverhalten nicht gewollt war.
Unternehmen möchten hingegen bei Fehlern oder Missbrauch auf Rechtsbehelfe zurückgreifen können und werden dementsprechend Smart Contracts vermutlich stets in einem juristisch definierten Rahmen verwalten wollen.

Smart Contracts sollen Transaktionskosten senken

Kryptowährung Ethereum
In der Ethereum-Blockchain lassen sich Smart Contracts ablegen. Bezahlt wird in der Kryptowährung Ether.
(Quelle: Steve Heap / shutterstock.com )
Ein zentrales Ziel von Smart Contracts ist die Senkung von Transaktionskosten. In einem oft zitierten Beispiel kann ein mit einem eigenen Kontingent an Ether ausgestatteter Getränkeautomat Cola und Limonade bei Bedarf nachbestellen und bezahlen. Man fragt sich allerdings hier, ob eine Betreiberfirma ein echtes Interesse daran hätte, ihre Automaten zu eigenständigen Akteuren zu ernennen, da sie die Kryptomünzen dann im Voraus an ihre Automaten überweisen müsste, anstatt die Rechnungen des Zulieferers erst im Nachgang begleichen zu können. Und für zwei Großkonzerne wird es auf jeden Fall günstiger sein, sich mit Hilfe ihrer Rechtsabteilungen juristisch abzusichern, als eine bedeutsame Geldmenge auf einem Smart Contract zwischenzuparken.
Ein Smart Contract mit einer eigenen Menge an Ether stellt ein Treuhandkonstrukt dar und bindet damit Ressourcen. Dies bleibt nur so lange wirtschaftlich, bis die daraus resultierenden Kosten die vermiedenen Transaktionskosten nicht übersteigen.

Fazit

Die Blockchain eignet sich grundsätzlich nur für Szenarien, in denen Informationen auf lange Sicht unveränderlich festgeschrieben werden sollen. Ob der Einsatz von Smart Contracts in einem Unternehmenskontext sinnvoll ist, lässt sich durch eine fallbezogene Kosten-Nutzen-Abwägung ermitteln. Er sollte aber grundsätzlich stets in einem rechtlich abgesicherten Rahmen erfolgen.
Die Anonymität, die Kryptowährungen bieten, ist für Unternehmen kaum von Nutzen. Denn eine Firma oder Firmengruppe, die eine eigene Blockchain-Instanz betreibt, wird meistens sowohl die Infrastrukturknoten als auch die Systemteilnehmer authentifizieren wollen. Gleichzeitig bleibt die byzantinische Fehlertoleranz in einem geschäftlichen Kontext wichtig, da sie einem Gesamtsystem eine Robustheit gegenüber Ausfällen und Angriffen verleiht.
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