Blockchain-Frameworks für den Mittelstand
(De)zentrale Drehscheibe
von Filipe Pereira Martins - 08.05.2019
Klotzen statt kleckern: Während KMUs noch zögerlich sind, investieren die Großkonzerne bereits viele Millionen in die Blockchain.
(Quelle: Deloitte "2018 global blockchain survey" (n=1.057 Unternehmen mit über 500 Millionen Dollar Jahresumsatz) )
Spherity entwickelt dezentrale Blockchain-Anwendungen zur Bereitstellung digitaler Zwillinge (Digital Twins) für die Industrie 4.0. Bei einem digitalen Zwilling handelt es sich um ein virtuelles Modell der Realität zur Kontrolle und Optimierung von Geschäftsprozessen. Die Anwendungen von Spherity knüpfen „Entitäten aus der physischen, biologischen und digitalen Sphäre“ eines Unternehmens mittels einer eindeutigen digitalen Identität an ihre digitalen Zwillinge. Damit eröffnen sie zugleich den Zugang zu einer skalierbaren und unabhängigen Transaktionsschicht. Teil dieser digitalen Identität sind laut Stöcker „neuartige Seriennummern“. Diese sollen es beliebigen Dritten erlauben, die Eigenschaften eines Produkts zu verifizieren. „Ist das Produkt authentisch? Ist es ISO- oder TÜV-zertifiziert?“ Solche Fragen ließen sich damit automatisch und zuverlässig beantworten.
Gleichzeitig enthalte die Seriennummer „eine Internetadresse, um für jedes Produkt einen individuellen digitalen Service bereitzustellen“, mit dem der Endanwender interagieren könne. Jeder Beteiligte im Ökosystem - ob Mensch, Maschine oder ein anderes Objekt - müsse in diesem System ohne menschliche Eingriffe ansprechbar und überprüfbar sein; die Blockchain mache das möglich.
Gemeinsame Lernkurve
Für den Mittelstand gibt es mehrere Auffahrten auf die Blockchain-Datenautobahn. Im ersten Schritt gilt es, Kontakte zu knüpfen und sich die benötigten Kompetenzen Schritt für Schritt anzueignen - am besten in Zusammenarbeit mit einem vertrauenswürdigen Partner. Insbesondere der Beitritt zu relevanten Blockchain-Konsortien (wie R3 im Finanzwesen) und Blockchain-Verbänden kann die notwendige Anbindung an die Vordenker der Blockchain-Gemeinde schaffen. Spherity und Mücke, Sturm & Company sind beispielsweise Mitglied der Enterprise Ethereum Alliance. Die Hemmersbach GmbH & Co. KG aus Nürnberg, ein mittelständischer Anbieter von Managed Workplace Services mit globaler Reichweite, trat im vergangenen Juli dieser Allianz bei, um sich - wie es heißt - „an der Entwicklung von industrieweit standardisierten Blockchain-Lösungen“ zu beteiligen.
In vielen Städten sind außerdem mittlerweile Blockchain-Hubs entstanden, in denen der Ideenaustausch rund um konkrete Anwendungsfälle durchaus schon greifbare Resultate zeigt. Zu den interessantesten Coworking-Spaces zählen beispielsweise Full Node in Berlin und Crypto Valley Labs im Schweizer Kanton Zug.
Die Sorge, dass es einer immensen Kraftanstrengung bedürfe, eine eigene Blockchain-Lösung für vorhandene Produkte und Dienstleistungen auf die Beine zu stellen beziehungsweise entwickeln zu lassen, möchte Carsten Stöcker den KMUs nehmen: „Für den Mittelstand ist das gar nicht aufwendig“, betont er. „All das erfordert keine Großprojekte, sondern den Fokus auf Kundennutzen und den zielgerichteten Einsatz von Cloud-Infrastruktur, Standards und die
Anbindungen existierender ERP- oder Manufacturing-Execution-Systeme.“
Anbindungen existierender ERP- oder Manufacturing-Execution-Systeme.“