„Bald wird jeder Business Analytics verwenden“

„Keiner will noch mehr PowerPoint-Präsentationen“

von - 29.02.2016
com! professional: Was hebt die Analyse-Tools von Qlik vom Konkurrenzangebot ab?
Farmer: Der Wettbewerb bewegt sich aus zwei Richtungen auf uns zu. Aus der einen kommen große Konzerne wie SAP oder Oracle. Unsere agilen Lösungen sind leichter und schneller zu installieren als deren Plattformen. Die Time to market ist erheblich kürzer. Im Vergleich zu den kleineren Unternehmen, die von der anderen Seite drängen, bieten unsere Lösungen mehr Analyse-Optionen. Wir sehen uns als „sweet spot in the middle“ und versuchen, Bedienfreundlichkeit und Funktionsvielfalt optimal zu kombinieren.
com! professional: Wie lange brauchen unerfahrene Anwender, um relevante Ergebnisse mit Qlik Sense zu produzieren?
Farmer: Wenn es ums Anwenden geht, ist das eine Sache von Minuten. Eine bestimmte Datenmenge für brauchbare Resultate auszuwerten braucht einige Stunden.
com! professional: Um das auf objektive Füße zu stellen: Welche Ergebnisse haben Ihre User-Tests gebracht?
Farmer: Das wichtigste Ergebnis der Tests war erstaunlicherweise, dass es zwei Typen von Anwendern gibt. Der erste will etwas für sich selbst entdecken, der zweite soll Resultate für jemand anderen produzieren. Die Grenze verläuft also nicht zwischen Einsteigern und Experten. Der selbstmotivierte Typ arbeitet mit Hingabe stundenlang an seiner Aufgabenstellung und schreckt auch vor Komplexität nicht zurück. Er ist ein Entdecker (Explorer). Der zweite Typ will hingegen den Job effizient erledigen und mag es lieber einfach. Er muss seine Recherche-Ergebnisse anschaulich präsentieren, er ist ein Erklärer (Explainer). Diese beiden Gruppen haben ganz unterschiedliche Anforderungen. Wir haben unsere Analyse-Software deshalb mit zwei Interfaces ausgestattet, eins für den Explorer, eins für den Explainer samt Extra-Feature Storytelling.
com! professional: Warum nicht PowerPoint benutzen?
Farmer: Keiner will noch mehr PowerPoint-Präsentationen – außer Microsoft. Zudem muss der Rückgriff auf die Daten während der Präsentation immer gewährleistet sein, um etwa jederzeit auf Nachfrage tiefer in die Analyse einsteigen zu können. PowerPoint präsentiert nur Bilder und Grafiken. Wir machen Storytelling mit echten Daten, mit denen Sie auch während des Vortrags arbeiten können.
com! professional: Welche Zukunftstrends ziehen am Horizont auf? Wie wird Business Analytics in fünf Jahren aussehen?
Farmer: Heute setzen laut Gartner etwa 28 Prozent der Business-Anwender Analyse-Tools ein. In fünf Jahren wird das jeder können und tun. Der Riesentrend heißt Consumerization. Heute analysieren die Menschen ihre Fitness- und Gesundheitsparameter, es ist aber noch nicht möglich, Jogging, Yoga und den Nachtschlaf zu korrelieren. In Zukunft werden wir das können und ganz neue Erkenntnisse gewinnen (mashing-up of data). Das setzt die richtige Software und analytische Fähigkeiten voraus (data literacy).
com! professional: Wird also zwischen Fun-User und Business-User unterschieden werden?
Farmer: Der Data Scientist wird immer der Experte im Umgang mit Datenanalyse-Tools bleiben. Der Business-User aber wird das nutzen, was ihm am meisten zusagt. Es ist traurig, aber wahr: Wir arbeiten heute im Büro mit schlechterer Technologie als privat. IT-Abteilungen können mit den schnellen Innovationszyklen kaum mehr mithalten. Die Konsequenz: In fünf Jahren heißt es „Bring your own everything“. Das wird die Unternehmen fundamental verändern.
com! professional: Sie erwähnten Gamification. Sind Gamer bei der spielerischen Datenanalyse im Vorteil?
Farmer: Ja, ganz sicher. Gamer analysieren ja auch ihre Spielverläufe sehr detailliert und diskutieren die Ergebnisse untereinander. Analyse, Kontext und Collaboration sind die drei Komponenten für einen nutzenstiftenden Umgang mit Daten. Im Informationszeitalter sind Diskussionen die werthaltigste Form der Arbeit. Denn Unternehmen haben Zugang zu sehr ähnlichen Datensets. Jede Firma kann heute effizient arbeiten. Aber der Mehrwert entsteht durch einen gemeinsamen wertschöpfenden Zugriff auf die Daten. Wer am intelligentesten und kreativsten über seine Daten diskutiert, erzielt am Markt einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Gute Analyse-Software hilft dabei, dieses Ziel zu erreichen.
com! professional: Wie lässt sich Innovation fördern?
Farmer: Einer unserer Kunden hatte zwei Tafeln. Auf einer stand „Discoveries by value“. Es waren Vorschläge von Daten-Analysten, mit denen die Firma mehr Geld verdienen oder Kosten reduzieren konnte. Es war für alle ein großes Privileg, namentlich auf dieser Tafel erwähnt zu werden. Auf der anderen stand „Discoveries by coolness“. Sie zeigte die interessantesten Vorschläge. So fand ein Kosmetikhersteller heraus, dass der Bestseller nicht von Frauen, sondern von partyfreudigen Männern gekauft wurde. Diese beiden Tafeln waren ein einfaches Mittel, eine innovative, entdeckerfreundliche Unternehmenskultur zu fördern.
Aber: Innovation durch Datenanalyse muss man praktizieren. Bei einem Feueralarm warten Sie ja auch nicht, bis die Firma brennt, sondern Sie halten regelmäßig Übungen ab. Mit der Analyse der Daten verhält es sich genauso. Warten Sie nicht, bis in Ihrem Unternehmen etwas nicht mehr rundläuft, sondern analysieren Sie Ihre Daten jeden Tag.
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