Apple & IBM - Eine hoffnungsvolle Beziehung

Wie sieht die Konkurrenz die neue Allianz?

von - 08.09.2014
Die Konkurrenzunternehmen reagierten bisher betont gelassen. So sagte John Swainson, Manager von Dells Global Software Business, in einem Interview mit Reuters, dass man das Abkommen nicht besonders ernst nehme: „Ich denke, beide Firmen haben lediglich eine gut klingende Pressemeldung veröffentlicht.“
2011: Apple stellt seine Server-Linie ein.
Der Blackberry-Chef John Chen spielte die Sache ebenfalls herunter. In einem Interview mit der „Financial Times“ meinte er, es erinnere ihn daran, wenn zwei Elefanten zu tanzen anfingen. Die Frage sei nur, wer von beiden die Führung übernehmen werde. Vorsichtshalber kündigte Chen allerdings bereits eigene Enterprise-Partnerschaften und -Initiativen an, um der Apple-IBM-Allianz Paroli zu bieten.
Dell und Blackberry befinden sich beide in drastischen Umstrukturierungsprozessen: Dell versucht, sich neu als End-to-End-Anbieter für Unternehmen zu positionieren, hat aber im mobilen Bereich selbst kaum etwas anzubieten. Und Blackberry hat schon lange die ehemals führende Position bei Enterprise-Handhelds eingebüßt und verliert immer mehr Marktanteile.
Analysten wie Charles King von Pund-IT verweisen aber darauf, dass der Hersteller in Sachen Security für mobile Geräte – zum Beispiel mit End-to-End-Verschlüsselung – noch immer führend sei. Diese Position versucht Blackberry weiter zu stärken, etwa kürzlich erst durch die Übernahme von Secusmart. Das deutsche Unternehmen hat unter anderem das sogenannte Merkel-Phone für die Bundeskanzlerin entwickelt.
Der SAP-CEO Bill McDermott reagierte ebenfalls auffallend zurückhaltend und sprach von einer „Me-Too-Strategie“. Bei der Bekanntgabe von Quartalszahlen seines Unternehmens sagte er: „Das ist etwas, was wir schon vor ein paar Jahren getan haben.“ SAP biete bereits 300 Apps für Apple-Produkte an.
Die eigentlichen Konkurrenten der Allianz von Apple und IBM sind eher andere Unternehmen. Da sind zum einen die großen Android-Player Google, Samsung und Amazon, die sicher nicht einfach zusehen werden, wenn Apple stark im Enterprise-Markt zulegen sollte.
Und dann sind da auch noch Hersteller wie Intel oder Hewlett-Packard – Intel als Chip- und Service-Anbieter, der sich nicht auf eine Betriebssystem-Plattform festgelegt hat und der zudem mit Mc­Afee ein Security-Portfolio besitzt, und HP als End-to-End-Anbieter, der ein natürliches Interesse an einer stärkeren Rolle im mobilen Umfeld hat.
Von Microsoft sind unter dem neuen CEO Satya Nadella ebenfalls strategische (Gegen-)Maßnahmen zu erwarten, um nach vielen gescheiterten Anläufen endlich bei Enterprise Mobility Fuß zu fassen. Die Ankündigung von Office für iPad geht bereits in diese Richtung, ebenso wie eine generelle Öffnung für andere Betriebssystem-Plattformen wie iOS oder Android.
IBM ist übrigens in der jüngsten Vergangenheit nicht ganz ohne gute Anbindung an einen Hersteller von mobilen Geräten geblieben: Mit Lenovo hat man nach dem Verkauf der PC- und Notebook-Sparte – und bald auch der x86-Server – feste Liefer- und Serviceverträge.
Der Kampf um Mobility und Mobile First bei den Unternehmen ist also noch lange nicht entschieden, auch wenn es momentan so aussieht, als ob Apple und IBM viele Trümpfe in der Hand hätten. Aber wer weiß, ob IBM nicht doch selbst daran denkt, mit den Android-Giganten bessere Geschäftsbeziehungen als bisher aufzunehmen – Coopetition eben.
Verwandte Themen