Angekündigter Abschied - All-IP löst ISDN ab

SIP-Trunk

von - 10.07.2018
Wenn man sich mit dem Thema IP-Migration und Voice over IP beschäftigt, dann stößt man früher oder später auf den Begriff SIP-Trunk. Dabei handelt es sich um eine Art Telefon­anschluss auf IP-Basis, quasi den Nachfolger des ISDN-Anschlusses. SIP-Trunk ist eine Technik, mit der IP-basierte Telefonanlagen über das SIP-Protokoll (Session Initiation Protocol) zahlreiche gleichzeitige Sprachverbindungen für ihre Nebenstellen mit dem Telefonieanbieter aufbauen. Ein SIP-Trunk macht also IP-Telefonanlagen durchwahlfähig.
Das Ganze funktioniert mit nur einer Anmeldung beim Telefonanbieter. Dieser weist der Telefonanlage des Kunden dann ganze Rufnummernblöcke und eine feste Kapazität an gleichzeitig aufbaubaren Sprachkanälen zu. Von diesem Strang oder Bündel an Sprachkanälen leitet sich auch die englische Bezeichnung „Trunk“ ab.
Ein SIP-Trunk vereinfacht auf diese Weise zum Beispiel auch die Anbindung von Niederlassungen oder Mitarbeitern im Homeoffice. „So ist es mit nur einem SIP-Trunk möglich, alle Rufnummern aller Standorte in einer zentralen Telefonanlage zusammenzuführen, die die Telefone aller Mitarbeiter an allen Standorten steuert“, erläutert QSC-Produktmanager Andreas Steinkopf.
Andreas Steinkopf
Andreas Steinkopf
Produktmanager IP-Telefonie
bei QSC
www.qsc.de
Foto: QSC
„Mittlerweile ist die Botschaft in der gesamten Wirtschaft angekommen und wird auch nicht mehr infrage gestellt: ISDN wird verschwinden.“

Cloud oder Onsite?

Beim Wechsel auf All-IP stellt sich für viele Unternehmen vor allem eine Frage: Cloud oder Onsite – beziehen wir die Telefonie komplett aus der Cloud oder stellen wir uns eine eigene IP-fähige Telefonanlage in die Firma?
Lösungen aus der Cloud bieten ein hohes Maß an Unabhängigkeit und Flexibilität. Hierbei werden alle Funktionen netzseitig bereitgestellt und sämtliche Einstellungen lassen sich über eine Weboberfläche konfigurieren. Die Investitionskosten für Telefonanlagen-Hardware und Ser­vices entfallen. Cloud-Lösungen lassen sich zudem standortunabhängig nutzen.
Für Mark Krammer vom Cloud-Telefonanbieter NFON ist die Entscheidung eindeutig: „Maximale Freiheit und Flexibilität hat man mit einer Telefonanlage aus der Cloud. Der Kunde erhält eine virtuelle Telefonanlage, die sich flexibel und schnell den Bedürfnissen des Kunden anpasst.“
Es gibt aber durchaus Gründe, die weiterhin für eine eigene Telefonanlage sprechen, zum Beispiel laufende Leasingverträge oder der Wunsch, die IP-Umstellung in Ruhe zu planen. „Eine eigene Telefonanlage ist auch dann vorteilhaft, wenn etwa individuelle Konfigurationsmöglichkeiten benötigt werden oder besondere Sicherheitsanforderungen gefragt sind. Die Hoheit über Technik und Kommunikations­inhalte bleibt vollständig in der Einflusssphäre des Unternehmens“, erklärt Arne Günther.
Auch Andreas Steinkopf von QSC sieht trotz des allgemeinen Trends zur Cloud darin nicht unbedingt immer die beste Lösung. Grundsätzlich würden die meisten Nutzer mit einer Telefonanlage in der Cloud genau die für sie geeignete Lösung erhalten und der Unterschied zu einer herkömmlichen Telefonanlage falle im Alltag nicht auf. Vor allem Unternehmen mit zahlreichen Standorten könnten durch den Wegfall der einzelnen Anlagen Kosten sparen. Aber: „Für Unternehmen mit nur einem einzigen Standort“, so Steinkopf, „ist oft eine lokale Telefonanlage bedenkenswert, da die Mitarbeiter bei Störungen der Außenverbindungen immer noch intern telefonieren können.“
Cloud versus Onsite – bei der Deutschen Telekom werden derzeit pro Woche rund 1600 Anlagenanschlüsse „DeutschlandLAN SIP-Trunk“ bei Kunden in Betrieb genommen. Zum Vergleich: Für die Cloud-Variante „DeutschlandLAN Cloud PBX“ entscheiden sich gut 300 Unternehmen pro Woche.
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