Angekündigter Abschied - All-IP löst ISDN ab

Unternehmen zögern noch

von - 10.07.2018
Befürchtungen von Unternehmen
Bedenken deutscher Unternehmen vor der All-IP-Umstellung: Ein Großteil befürchtet vor allem, dass es zu einem Ausfall der telefonischen Erreichbarkeit kommt und dass das Fax ausfällt.
(Quelle: Lancom Systems, Juli/August 2017 )
Während die Abschaltung des herkömmlichen Telefonnetzes, das auch als Public Switched Telephone Network (PSTN) bezeichnet wird, bei den Telekommunikationsanbietern also in vollem Gange ist, zögern deutsche Unternehmen bei dem Thema noch. Eine im Frühjahr letzten Jahres von Krämer Marktforschung durchgeführte Befragung ergab, dass jedes dritte Unternehmen die All-IP-Umstellung noch nicht in Angriff genommen hat. Je größer das Unternehmen, desto früher kümmert es sie sich um die Umstellung. Immerhin: 90 Prozent der befragten Fach- und Führungskräfte in 100 deutschen Unternehmen mit 10 bis 249 Mitarbeitern ist bekannt, dass eine Umstellung ihrer Telefonanlage ansteht.
Das bestätigt Andreas Steinkopf, Produktmanager IP-Telefonie beim Telekommunikationsdienstleister QSC: „Mittlerweile ist die Botschaft in der gesamten Wirtschaft angekommen und wird auch nicht mehr infrage gestellt: ISDN wird verschwinden.“ Seiner Erfahrung nach tun sich allerdings vor allem große Unternehmen und Behörden noch schwer mit der Umstellung. Als bremsende Faktoren sieht er den finanziellen und personellen Aufwand.
Markus Krammer
Markus Krammer
Vice President Products &
New Business bei NFON
www.nfon.com/de
Foto: NFON
„Sicherheitsbedenken werden immer mal wieder angeführt, diese lassen sich aber schnell aus dem Weg räumen.“
Laut Markus Krammer von NFON ist es in erster Linie Unkenntnis, die zu Vorbehalten in Bezug auf All-IP führt. „Sicherheitsbedenken werden immer mal wieder angeführt, diese lassen sich aber schnell aus dem Weg räumen.“
Das deckt sich mit den Erfahrungen von Telefónica-Manager Arne Günther. Er stellt fest, dass Unternehmen erst dann beginnen, sich mit der All-IP-Umsetzung zu beschäftigen, wenn sie diesbezüglich von ihrem Telekommunikationsanbieter kontaktiert werden. „Dabei unterschätzen viele Unternehmen den Aufwand der Umstellung und die damit verbundenen Vorarbeiten und kommen dann in Engpässe.“ Zahlreiche Unternehmen gingen davon aus, dass die Umstellung auf All-IP nebenbei gelingen werde und unterschätzten die Aufwände erheblich. „Unsere Erfahrungen zeigen, dass Personalressourcen und Budgets für eine Umstellung, wenn überhaupt, in viel zu geringem Umfang zur Verfügung stehen. Auch die Zeiträume für Bestandsanalysen und Konzepterstellung sind nicht zu unterschätzen, zumal Engpässe bei Lieferanten und Dienstleistern weitere Verzögerungen auslösen können“, so Arne Günther.
Doch warum zögern Unternehmen überhaupt mit der Umstellung, obwohl sie wissen, dass sie in absehbarer Zeit das Thema ohnehin angehen müssen? Arne Günther zufolge wollen sich besonders mittelständische Unternehmen am liebsten gar nicht mit ihrer Telekommunikationstechnik beschäftigen, da sie dafür kaum Zeit und das erforderliche Know-how haben. „Daher schieben sie den Zeitpunkt der Umstellung so lange hinaus, wie es geht, da sie ahnen, dass dieser Wechsel mit zeitlichen und finanziellen Aufwänden verbunden ist“, ergänzt Günther.
Von zögerlichen Unternehmen ist hingegen bei der Deutschen Telekom keine Rede: Nach Angaben des Konzerns geht die IP-Migration flott voran und man liege voll im Plan. So haben bereits 85 Prozent der Geschäftskunden der Telekom ihren Anschluss auf IP umgestellt. Das sind derzeit rund 1,9 Millionen Geschäftskundenanschlüsse.
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