IP-Migration

Angekündigter Abschied - All-IP löst ISDN ab

von - 10.07.2018
All-IP löst ISDN ab
Foto: PhotographyByMK / shutterstock.com
Viele Unternehmen zögern noch mit der Umstellung auf die IP-Technik. Lange Zeit bleibt jedoch nicht mehr. Bis Ende des Jahres will die Telekom sein ISDN-Netz komplett abschalten.
Es dauert nicht mehr lange und die Deutsche Telekom zieht den Stecker: Der größte deutsche Festnetzanbieter will bis Ende dieses Jahres sein ISDN-Netz abschalten und das Telefonnetz komplett auf All-IP umstellen – Telefonanschlüsse funktionieren damit auf Basis von Voice over IP (VoIP). Andere Telefonanbieter lassen sich mit der Abschaltung ihres ISDN-Netzes zwar mehr Zeit, so bietet beispielsweise Voda­fone ISDN noch bis 2022 an, früher oder später wird es ISDN aber in Deutschland nicht mehr geben.
All-IP-Umstellung steht an
Quelle: Krämer Marktforschung
Unter der Bezeichnung All-IP bauen die Telefonanbieter momentan fleißig am Telefonnetz der Zukunft. Die Festnetztelefonie soll künftig flächendeckend auf Basis des Netzwerkprotokolls Internet Protocol (IP) stattfinden, das Informationen in Datenpaketen transportiert und die Grundlage des Internets darstellt. Im sogenannten Next Generation Network (NGN) benötigen Unternehmen nur noch einen IP-Anschluss – über diesen laufen dann alle digitalen Dienste samt Telefonie.
Übrigens: Entgegen der weitverbreiteten Meinung handelt es sich bei der All-IP-Umstellung nicht um eine Zwangsumstellung. Die Telekommunikationsanbeiter kündigen vielmehr fristgerecht die Verträge für bisherige ISDN-Anschlüsse. Die Kunden haben freilich die Wahl, sich einen anderen Anbieter zu suchen, der weiterhin ISDN-Anschlüsse anbietet. Doch deren Zahl wird immer überschaubarer. Letztlich kommt man also nicht um die IP-Umstellung herum.
Das Konzept des „Diensteintegrierenden Digitalen Netzes“, kurz ISDN (Integrated Services Digital Network), stammt bereits aus den 1970er-Jahren und hat hierzulande in den vergangenen rund 25 Jahren gute Dienste geleistet. Die klassischen traditionellen ISDN-Netze sind laut Arne Günther, Senior Product Manager B2B bei Telefónica Deutschland, allerdings nicht mehr zukunftssicher, denn „die meisten Hersteller ISDN-basierter Vermittlungssysteme und Zugangsnetze haben ihre Produkte und den zugehörigen Support schon vor Jahren eingestellt oder stark reduziert, die Produktion von Ersatzteilen wurde gestoppt. Manche Hersteller existieren gar nicht mehr.“ Deshalb werde es für Telekommunikationsanbieter zunehmend schwierig, die alte ISDN-Technik in ihrem Netz zu betreiben.
Ähnliches hört man von der Deutschen Telekom: „Wir werden in absehbarer Zeit keine Ersatzteile mehr für die herkömmliche Technik bekommen, weil auch die Systemhersteller ihre Produktpalette auf die zukunftssichere IP-Technik umstellen.“
Nach Ansicht von Markus Krammer, Vice President Products & New Business beim Telefonanlagenanbieter NFON, befindet sich die Telefonie europaweit ohnehin in einem strukturellen Wandel. Er sieht bei Telefonanlagen generell einen Trend in Richtung Cloud: „Unternehmen wollen keine teuren Verträge mehr, sie sind es leid, sich gefühlt bis in die Unendlichkeit binden zu müssen, und sehen auch keinen Sinn mehr in verkrusteten Vertriebsstrukturen und verstaubter wie antiker Technologie.“
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