Agile Methoden als Treiber für Innovationen
Kanban: Wurzeln in Japan
von Bernd Reder - 06.07.2018
Zu den Oldtimern im Bereich Projektmanagement zählt Kanban. Die Methode kam erstmals Ende der 1940er-Jahre bei Toyota in Japan zum Einsatz – also in der Industrie. Das Ziel: Fertigungsprozesse so zu optimieren, dass nur die zu einem bestimmten Zeitpunkt erforderlichen Arbeitsmittel und Materialien vorgehalten werden mussten. Dieses Just-in-Time-Prinzip wird noch heute von Industrieunternehmen eingesetzt, auch in der Automobilbranche.
Im Software-Bereich lässt sich Kanban dazu nutzen, um die Projektplanung zu perfektionieren und die Transparenz eines Entwicklungszyklus zu erhöhen. Die Entwickler sollen so ausgelastet werden, dass sie weder zu viele Aufgaben erhalten noch unterbeschäftigt sind. Ähnlich wie Scrum erfordert Kanban keine hohen Investitionen. Die Hilfsmittel sind eine Tafel (Board) und Karten, auf denen Arbeitsschritte und Verantwortliche aufgelistet sind. Jedes Aufgabenelement wird auf einer separaten Karte aufgeführt. Unterschiedliche Farben helfen dabei, Aufgaben, Zuständigkeiten und den Fortschritt von Arbeiten deutlich zu machen.
Virtuelle Kanban-Boards
Da die Mitglieder von Software-Teams sehr häufig an unterschiedlichen Standorten angesiedelt sind, bietet sich der Einsatz von virtuellen Kanban-Boards an. Diese stehen entweder als Service über hauseigene Rechenzentren oder als Cloud-Dienst zur Verfügung. Beispiele für solche cloudbasierten Boards sind etwa Jira von Atlassian, Planview Leankit, RealtimeBoard und Smartsheet. Diese Lösungen erlauben es zudem, technische Details in Kanban-Karten zu integrieren, die für den Bearbeiter wichtig sind. Das können beispielsweise Screenshots sein oder eine Liste von Funktionen.
Zu den Pluspunkten von Kanban in der Software-Entwicklung zählt dessen hohe Flexibilität. Neue Anforderungen oder Änderungen eines Projektverlaufs lassen sich relativ einfach integrieren. Hinzu kommen die einfache Struktur der Methode und der geringe Einarbeitungsaufwand. User beziehungsweise Kunden profitieren davon, dass Produkte kontinuierlich und in einem festen Zeitrahmen ausgeliefert werden.
Ein möglicher Schwachpunkt ist, dass keine festen Zeitvorgaben für einzelne Spalten auf dem Kanban-Board existieren, sondern nur Phasen definiert sind: „Zu tun“, „In Arbeit“, „Abgeschlossen“. Das kann zu Missverständnissen führen. Zudem tendieren manche Entwicklungsteams dazu, Kanban-Boards mit zu vielen Detailaufgaben gewissermaßen zuzumüllen. Das widerspricht dem Ansatz einer möglichst klaren, einfach gehaltenen Planungshilfe. Wichtig ist außerdem, die Boards ständig zu aktualisieren. Das gilt allerdings auch für die Informationen, die Scrum-Tools bereitstellen.