30 Jahre Schweizer Start-up-Szene

Wendia: Standards für die IT

von - 21.01.2021
Wie alle größeren Organisationen war auch die britische Regierung in den 1980ern immer mehr von der Informatik abhängig. Um Abläufe und Prozesse in geregelte Bahnen zu lenken, entwarf die Central Computer and Telecommunications Agency (CCTA) ein Best-Practices-Standardwerk für das IT-Management. Dieses Regelwerk sollte zur Information Technology Infrastructure Library (ITIL) werden.
Den SAP-Angestellten Kerstin Daun und Jørgen Østergaard gefiel das Konzept. Und sie sahen darin eine Gelegenheit für sich. Das Ehepaar beschloss, in Zug ein Unternehmen zu gründen, um Software für das IT-Service-Management zu ent­wickeln und zu vermarkten. Die engen Bande in die skandinavische Heimat dokumentiert die Gründung einer Niederlassung in Stockholm noch im gleichen Jahr und in Oslo zwei Jahre später. Mit SAS Scandinavian Airlines wurde ebenfalls 1992 eine Speziallösung für das Service-Management entwickelt. Nach der Jahrtausendwende folgten Niederlassungen in Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten. 2004 trat Wendia offiziell auch in den Schweizer Markt ein: Die Leitung der Niederlassung am Gründungsort Zug übernahm Beni Kaspar. Über Partner wie A+E Informatik aus Winterthur und Rivas Management in Zug wurde der Schweizer Markt bearbeitet. Der Automobilzulieferer Autoneum, Credit Suisse Trust und die Schweizer Genossenschaft der Urheber und Verleger von Musik (Suisa) zählen zu den Referenzkunden.
Das Hauptprodukt POB (Point of Business) schaffte im Jahr 2008 als erste Lösung weltweit die Zertifizierung nach allen ITIL-Prozessen. Drei Jahre später konnte Wendia diesen Erfolg wiederholen. Währenddessen verabschiedete sich der Hersteller von der Client-Server-Architektur und portierte seine Anwendung auf .NET. Somit konnte POB fortan auch als Software as a Service gebucht werden. Die Geschäfte werden heute immer noch von den Gründern Daun und Østergaard gelenkt, mittlerweile allerdings aus dem Städtchen Wiedlisbach.
Weitere Jubilare
Ein Dutzend Unternehmen schafften es nicht ins „Top 500“-Ranking der Computerworld, obwohl sie sich seit 30 Jahren am Markt behaupten: der Lausanner Software-Entwickler API Assistance Professionnelle Informatique, der Internet-Dienstleister Bar Informatik aus Brig-Glis, der Badener Microsoft-Partner Business-Tron, Computerfuchs als Spezialist für das europa3000-ERP, die Handelsbetriebe Distribution aus Steinhausen und Transcom Handels AG aus Humlikon, die IT-Dienstleister HL-Informatik in Hendschiken sowie Inserto in Zug, das Walliseller Beratungshaus Intercai und der Projektmanagement-Dienstleister Spider Network aus Otelfingen, der Abacus-Partner xerxes mit Sitz in Appenzell sowie der heutige Outsourcing-Spezialist Zubler & Partner aus Wettingen. Ihnen allen gratuliert Computerworld hiermit ganz herzlich zum runden Geburtstag!
Fünf Firmen hätten ebenfalls bereits 30 Jahre auf dem Buckel, sie sind aber entweder aufgekauft oder liquidiert worden: AIB Informatik aus Gümligen wurde 2010 von dem langjährigen Partner Ruf Informatik übernommen. Die St. Galler mhs internet wurde 2015 von GGA Maur gekauft. Die Hosting-Sparte von mhs internet ging vier Jahre später an green.ch. Die Handelsunternehmen Comsol und Nova Invest sowie den Software-Entwickler EDV Informationssysteme gibt es nicht mehr.
In Zurückhaltung übten sich 1990 die ausländischen IT-Anbieter mit Niederlassungen in der Schweiz. Immerhin: Zwei von zweien waren erfolgreich bis zum heutigen Tag. Allgeier Schweiz steuert 2,5 Prozent zum Gesamtumsatz des deutschen Allgeier-Konzerns bei und ist damit nach den USA und Österreich der drittwichtigste ausländische Markt. Das Unternehmen hat Niederlassungen in 140 Ländern. Lediglich in Europa vertreten ist die niederländische CCV Group. Die Schweizer Dependance des Bezahllösungsspezialisten ist 2003 von der vor 30 Jahren gegründeten jeronimo übernommen worden. Seit 2013 firmiert das Unternehmen als CCV Schweiz.
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