30 Jahre Schweizer Start-up-Szene

Studerus: Partner aus Taiwan

von - 21.01.2021
Anstatt die Hochschulbank zu drücken, gründete der 18-jährige Frank Studerus am 21. März 1990 die Firma Studerus Computer Shop. An seinem Wohnort Meilen handelte er anfangs in einer Garage mit Computer-Komponenten und Peripherie. Eine Einnahmequelle waren Modems, die Studerus jedoch selbst importieren musste. Ein noch junger Anbieter war Zyxel aus Taiwan, der bald für seine qualitativ hochwertige und schnelle Produktentwicklung bekannt wurde. Studerus übernahm die Exklusivvertretung von Zyxel in der Schweiz und startete unter anderem mit dem Vertrieb des mittlerweile berühmten Internet-Modems U-1496 für den Zugang zu Mailboxen wie Active-Net, Fidonet oder Hitline.
Mit Inkrafttreten des ersten Schweizer Fernmeldegesetzes wurden 1992 die Karten für den Internetzugang neu gemischt. Alle Modems benötigten eine PTT-Zulassung. Studerus besaß mit Zyxel-Produkten das erforderliche Zertifikat. Als Mitte der 1990er-Jahre die ersten Homepages aufgeschaltet wurden und die Konsumenten einen Zugang zum World Wide Web erhielten, begann das Geschäft von Studerus zu boomen. „Die Modems verkauften sich wie frische Weggli“, erinnert sich der Gründer. Mit ISDN kam mehr Geschwindigkeit und höherer Komfort. Das Elite 2864I wurde prompt zu Zyxels meistverkauftem ISDN-Modem aller Zeiten.
Studerus Telecom - wie das Unternehmen mittlerweile hieß - war bis dahin immer noch in Meilen zu Hause. Ganz zum Ärger der Nachbarn, denn der Firma fehlte Stauraum. Studerus zog mit seinem Betrieb an den neuen Standort Nänikon, wo es nun auch ein Lager gab. Mit der Revision des Fernmeldegesetzes 1998, das den Markteintritt für Gerätehersteller wesentlich vereinfachte, wurde der Wettbewerb härter. Zyxel behauptete sich durch Innovation und Qualität.
Beim nächsten Technologieschritt hatten die Taiwanesen wieder die Nase vorn: Als Swisscom 2000 ADSL lancierte, lieferte Zyxel „just in time“ die ersten Router. Als Breitband zwei Jahre später im Massenmarkt ankam, gewann Studerus eine Ausschreibung der Swisscom-Tochter Bluewin. Das Unternehmen konnte seinen Jahresumsatz verdoppeln und erreichte laut „Computerworld Top 500“ das größte Wachstum aller IT-Firmen der Schweiz. Mit Blue­win und zusätzlich Sunrise konnten 2005 Verträge über ein Voice-over-IP-Angebot mit den Adaptern von Zyxel geschlossen werden. Auch in den Folgejahren war Studerus stets da, wenn eine neue Technologie ausgerollt wurde: mit Zyxel als international größ­-tem Hersteller von VDSL-Routern 2006, im Jahr darauf mit DSLAM-Geräten für den entbündelten Breitbandanschluss.
Im Jahr 2008 trennte sich Studerus vom Anhängsel „Telecom“. Die Firma hatte längst die Telefonierolle ver­lassen und war ein wichtiger Player im Netzwerkmarkt geworden. Die heutige Studerus mit Hauptsitz in Schwerzenbach ist spezialisiert auf Netzwerkkomponenten für KMUs und Beratungsdienstleistungen für Händler. Frank Studerus und seine mehr als 30 Kollegen leisten etwa Konfigurations-Services, Schulungen und WLAN-Ausmessungen in Altersheimen, Hotels oder Schulen. Wie der Managing Director sagt, kann Studerus durch Flexibilität und hohe technische Kompetenz den „Added Value“ bieten, den der Handel sehr stark nachfragt.
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