Cloud Repatriation und Data Gravity

Data Gravity erschwert Wechsel

von - 11.12.2019
Wenn ein Unternehmen Anwendungen auf die Cloud-Plattformen von AWS, Microsoft, Google & Co. verlagern oder von dort wieder in das eigene Rechenzentrum zurückholen möchte, muss es jedoch mehrere Hürden nehmen. Eine ist die sogenannte Data Gravity. Dieser Effekt tritt auf, wenn immer mehr Anwendungen und Daten in eine Cloud transferiert werden: Je mehr Applikationen eines Cloud-Anbieters eine Firma nutzt, desto mehr Daten wandern in die Cloud. Das wiederum führt dazu, dass weitere Services beim Provider gebucht werden, um diese Datenbestände zu nutzen. Das kann zur Abhängigkeit von einem Cloud-Anbieter führen.
„Eine App kann durch die Verwendung von standardisierten Containern einfach von einer Cloud in eine andere verschoben werden“, erläutert beispielsweise Karsten Stöhr, Solutions Engineer beim Datenbank- und Datenmanagement-Spezialisten DataStax. „Für Daten gilt das nicht. Sie von einer Cloud in eine andere oder auch auf eine interne Datenbank zu verschieben, ist schwierig, zeitaufwendig und teuer.“ Die Folge ist laut Stöhr, dass Unternehmen Gefahr laufen, Daten­silos zu schaffen. Die erschwerten es, den Cloud-Anbieter zu wechseln. „Und diese Gefahr wird mit steigenden Datenmengen und der wachsenden Anzahl an Applikationen, die diese Daten nutzen, immer größer“, so der Fachmann weiter.
Deshalb muss ein Unternehmen Vorkehrungen treffen, dass seine Daten cloudübergreifend nutzbar sind - in einer Private Cloud ebenso wie auf Plattformen unterschiedlicher Cloud-Service-Provider.
Ein erster Schritt besteht darin, die Datenmengen zu reduzieren: „Intelligente Speichersysteme helfen dabei, indem sie die Daten deduplizieren oder komprimieren. Dadurch dämmen sie die Auswirkungen der steigenden Datenmengen ein, denn die physisch benötigte Kapazität, also der Bedarf an Speichermedien, wächst so deutlich langsamer als die tatsächliche Datenmenge“, sagt Peter Wüst, Vice President Cloud Infrastructure Business EMEA bei NetApp, Anbieter von Storage-Lösungen und hyperkonvergenten Infrastruktur-Systemen (HCI).
Peter Wüst
Peter Wüst
Vice President Cloud ­Infrastructure Business EMEA bei NetApp
www.netapp.com/de
Foto: NetApp
„Intelligente Speicher-systeme helfen gegen Data Gravity, indem sie die ­Daten deduplizieren oder komprimieren.“
Ein weiterer Lösungsansatz zielt auf die Synchronisierung der Daten. „Wenn der Nutzer kontinuierlich in einer anderen Cloud eine Datenkopie semisynchron vorhält, dann muss er im Bedarfsfall nicht plötzlich mehrere Terabyte an Daten kopieren“, so Wüst. „Es genügt, lediglich ein paar Byte des gesamten Datenvolumens in Synchronisierung zu bringen. Die Redundanz der Daten ist dadurch sichergestellt. Das wiederum ermöglicht beispielsweise die Nutzung der Daten mit den Tools eines anderen Cloud-Providers.“
High-Speed-Connectivity-Optionen für Public Clouds (Auswahl)

Anbieter

Lösung

Beschreibung

Alibaba

Express Connect, Express Cloud Connect (Beta-Version)

Verbindung von Unternehmensstandorten über Netzwerk von Alibaba; Zugang zu Public-Cloud-Services von Alibaba via Express Cloud Connect; Bandbreite: 1 GBit/s, 10, 40 und 100 GBit/s; Preise: zwischen 210 Dollar (1 GBit) und 11.700 Dollar (100 GBit) monatlich; weitere Kosten: Gebühren für externe Service-Provider und Bereitstellung des Services

Amazon Web Services

AWS Direct Connect

Dedizierte Netzwerkverbindung zwischen Kundennetzwerk und einem Direct-Connect-Standort; Verbindung kann in mehrere virtuelle Links aufgeteilt werden; Anbindung an Amazon Virtual Private Cloud (VPC) möglich; Bandbreiten von 1 GBit/s und 10 GBit/s; Preise: 0,30 Dollar pro Stunde bei 1 GBit/s, 2,25 Dollar bei 10 GBit; hinzu kommen 0,02 Dollar pro GByte übertragener Daten

Google

Google Cloud Interconnect, Cloud VPN, Cloud Peering

Direktanbindung von Firmennetz an Google Cloud Platform über eigenes Netzwerk von Google; Bandbreite (Cloud Interconnect): von Google 10 GBit/s für 1700 Dollar monatlich und 100 GBit/s für 13.000 Dollar monatlich; über Partner ab 50 MBit/s bis 10 GBit/s: bei Nutzung von Infrastruktur der Partner von Google keine eigenen Router oder Switches im Co-Location-Rechenzentrum nötig

IBM

IBM Cloud Direct Link

Direkter Zugang Firmennetzwerk zu IBM-Cloud-Backbone-Netz; Bandbreiten: 50 MBit/s, zudem 100, 200 und 500 MBit/s, 1 GBit/s , 5 und 10 GBit/s; vier unterschiedliche Versionen für Single- und Multi-Cloud-Umgebungen; Preisbeispiel: Direct Link Connect mit 50 MBit/s für 110 Dollar pro Monat; 1 GBit/s für rund 1300 Dollar monatlich

Ionos

Cloud Connect

Anbindung von Firmennetzwerk an Ionos Enterprise Cloud (IaaS); Bandbreite bis 80 GBit/s je nach Standort und Cloud-Rechenzentrum; Einsatz von Software-defined Networking und Infiniband; Preis: 1 GByte Datenvolumen (ausgehender Verkehr) 6 Euro-Cent pro Stunde

Microsoft

ExpressRoute

Private Leitung zur Microsoft-Cloud-Plattform Azure; Bandbreite bis zu 100 GBit/s; Zugang über spezielle ExpressRoute-Zugangspunkte oder das Enterprise WAN des Nutzers; Preis für Link mit 50 MBit/s und Daten-Flatrate (ein- und ausgehend): 253 Euro monatlich; Premium-Version (mit Office 365, erhöhte Verbindungszahl) ab 316 Euro pro Monat

Oracle

Oracle Cloud Infrastructure FastConnect

Dedizierte Netzwerkverbindung zwischen Kundennetzwerk und Oracle Public Cloud; Bandbreiten: 1 GBit/s und 10 GBit/s; Preise: 0,19 Euro pro Stunde und Port (1 GBit/s); rund 1,15 Euro für 10 GBit/s; keine Zusatzgebühren für Datenvolumen

Salesforce

Salesforce Express Connect

Verfügbar über Partner (Service-Provider) wie AT&T, BT, Equinix, Orange, NTT; Bandbreiten und Preise je nach Provider

SAP

Keine eigene Breitband-Anbindung an SAP Cloud Platform

SAP kooperiert mit AWS, Google und Microsoft und ermöglicht über deren High-Speed-Verbindungen Zugriff auf SAP Cloud

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