So schlägt sich die Blockchain in der Praxis
Supply Chains
von Bernd Reder - 05.04.2019
Zu den Bereichen, die ebenfalls für den Einsatz von Blockchain in Betracht kommen, zählen Lieferketten. Eine solche Supply Chain besteht aus mehreren Unternehmen, etwa den Produzenten von Waren und Dienstleistungen, Zwischenhändlern, Logistikunternehmen und Einzelhändlern. Eine Blockchain trägt dazu bei, die Herkunft und den Verbleib von Gütern und Produktionsmitteln zu überprüfen.
Wie das funktioniert, zeigte GS1 Germany, ein Spezialist für die Optimierung von Prozessen, am Beispiel von Transportpaletten. Nach Angaben des Unternehmens sind in Europa etwa 500 Millionen Europaletten in Umlauf. Pro Jahr absolvieren diese Paletten fünf Umläufe und es entstehen 9,5 Milliarden Euro Kosten. Ein Viertel davon entfällt auf die Verwaltung des Austauschvorgangs. Einer der Gründe dafür ist, dass ein Großteil des Prozesses auf Papierdokumenten beruht, sogenannten Paletten-Scheinen.
Zusammen mit 35 Unternehmen aus Handel, Logistik, Industrie und IT hat GS1 Germany im vergangenen Jahr einen Feldversuch unternommen, diese „Zettelwirtschaft“ durch ein Blockchain-Modell zu ersetzen. Die Transaktionsdaten wurden in einer Blockchain gespeichert. Die Mitarbeiter der beteiligten Unternehmen griffen über ein Paletten-Portal auf Informationen zu, etwa wo sich welche Paletten befanden. Die dritte Komponente war eine mobile Anwendung für die Fachkräfte, die den Austausch der Paletten durchführten.
Die wichtigsten Resultate des Tests: Die Abläufe im Backoffice, etwa bei der Abstimmung der Konten, liefen effizienter ab. Auch die Mitarbeiter an den Laderampen meldeten eine Erleichterung ihrer Arbeit.
Allerdings zeigten sich im Lauf des Projekts auch einige potenzielle Problempunkte. Einer betrifft den Speicherplatz: Je mehr Teilnehmer auf eine Blockchain-Datenbank zugreifen, desto höher die Zahl der Transaktionen und damit auch das Datenvolumen. Das heißt, der Speicherplatz muss ebenfalls mitwachsen. Eine Option besteht darin, bei Cloud-Service-Providern Storage-Kapazitäten zu buchen. Das allerdings muss mit Datenschutzvorgaben wie der DSGVO und Compliance-Regeln in Einklang stehen.
Zudem zeigte sich, dass die Datenübertragungsraten eine wichtige Rolle spielen. Somit sind schnelle Netzwerkverbindungen erforderlich, auch im Mobilbereich. Sonst dauert das Speichern von Transaktionen zu lange.