Die Blockchain krempelt die Geschäfte um

Im Gespräch mit Patrick Wittwer, Gründer von Swisscubator und Versicherix

von - 10.04.2018
Patrick Wittwer, Gründer von Swisscubator und der P2P-Versicherung Versicherix, erkennt eine Wesensverwandtschaft zwischen Demokratie und Blockchain.
com! professional: Warum gehören Demokratie und Blockchain für Sie zusammen?
Patrick Wittwer: Ein demokratischer Staat ist wie die Blockchain-Philosophie. Sie haucht dem Netzwerk-
Patrick Wittwer
Patrick Wittwer: Gründer von Swisscubator und Versicherix
und Peer-to-Peer-Gedanken Leben ein. Niemand muss mehr ein mächtiger Player sein, um mit der Blockchain etwas Großartiges zu tun. Deshalb entsteht ja so vieles in sogenannten Mikrounternehmen. Und dort sucht und findet Swisscubator die besten Blockchain-Ideen und -Experten. Dezentralisierung ist also das Stichwort und gleichzeitig die Verbindung der Menschen. Daraus entsteht Effizienz ohne aufgebauschte Verwaltungsapparate.
com! professional: Worum geht es konkret?
Wittwer: Zuerst muss man mit Vorurteilen aufräumen. Blockchain ist nicht Bitcoins, nicht Künstliche Intelligenz und weder Fantasietechnologie noch ein Produkt oder der Ersatz für Transaktionsprozesse.
Es ist eine Technologie, die mittlerweile in zahlreichen Software-Lösungen verschiedenster Ausprägung zum Einsatz kommt, was je nach Geschäftsmodell mehr oder weniger sinnvoll ist. Wenn das Geschäftsmodell jedoch auf Transaktionen in Netzwerken basiert, dann ist die Blockchain erste Wahl. Damit kann alles, was nicht der Wertschöpfung dient und Kosten verursacht, verbannt werden.
com! professional: Welche Geschäftsmodelle stecken denn hinter Ihren Blockchain-Aktivitäten?
Wittwer: In unserem Swisscubator unterstützen wir Projekte im Bereich Insurtech, E-Gov und E-Health. Mit Versicherix haben wir für die europäischen Versicherer eine Art Labor eingerichtet. Wir forschen gemeinsam an Peer-to-Peer-Projekten auf Blockchain-Basis – obwohl wir immer wieder hören, die Blockchain sei heute zu langsam oder schaffe zu wenige Transaktionen. Ja, es ist eine neue Technologie, sie steckt noch in den Kinderschuhen, aber Blockchain 3.0 oder 4.0 stehen bereits vor dem Go-to-Market. Es geht extrem schnell!
com! professional: Nur Begeisterung? Sehen Sie auch Risiken?
Wittwer: Die Blockchain steht noch am Anfang, dadurch ergeben sich für Early Adopters entsprechende Risiken. Doch die Entwicklung ist rasant. Daher ist es für Firmen enorm wichtig, Erfahrungen mit dieser neuen Technologie zu machen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Wir empfehlen, sich parallel zum bestehenden Kerngeschäft damit zu beschäftigen, und arbeiten gemeinsam an sogenannten Schnellboot-Projekten mit einem fixen Budget. Dadurch macht man erste Erfahrungen mit der neuen Technik und, noch viel wichtiger, man kann die Akzeptanz der Kunden testen und mit Hilfe des Feedbacks vom Markt neue Produktideen kreieren und bestehende anpassen.
Verwandte Themen