Die Blockchain krempelt die Geschäfte um

Lieferketten

von - 10.04.2018
Bereits im Einsatz ist Blockchain auch im Management von Lieferketten, was eine Nachverfolgung vom Ursprung eines Produkts über die gesamte Supply-Chain hinweg lückenlos und eben erstmals dezentral ermöglicht.
So fokussiert das Zürcher Start-up Modum mit Blockchain auf die pharmazeutische Lieferkette. Modums Kommunikationschef Mike Taylor erklärt, dass die kürzlich überarbeitete Good Distribution Practice für Arzneimittel (GDP-Regulierung) verlangt, dass ein auditierbarer Nachweis über die Temperaturen, denen Medikamente während des Transports ausgesetzt sind, von Distributoren im Pharma-Umfeld ausgewiesen werden muss. Marktbedingt sei dringend eine effektive Lösung für die sichere und verlässliche Aufzeichnung der Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften gefragt gewesen.
Modum habe dafür Hard- und Software zu einem kombinierten Blockchain-IoT-System entwickelt, das eine passive Überwachung liefere, die bei den Kosten wie bei der Effizienz deutlich wettbewerbsfähiger sei als derzeit verfügbare aktive Kühllösungen.

Handelsregister

Das Modum-System ist nur ein Beispiel von vielen. Im Schweizer Kanton Genf wird in einem Pilotprojekt das Handelsregister auf Blockchain-Basis getestet. Und auch der ebenfalls in Genf ansässige Rohstoffhändler Trafigura probiert die neue Technik beim Handel mit Rohöl aus.
Stets geht es darum, von der Auftragsvergabe bis zur Kontrolle der Transportwege das Supply-Chain-Management einfacher gestalten zu können.
Für den Finanzsektor verweist Zühlke-Mann Hirzel auf erste zu erwartende Produkte, etwa von Melonport. Das in Zug ansässige Jungunternehmen arbeitet an einem Online-Marktplatz für Fondsmanager auf Basis der Ethereum-Blockchain. Ebenfalls in der Entwicklung befindet sich Car Dossier, das digitale Dossier für Fahrzeuge, das von AdNovum in enger Zusammenarbeit mit Partnern aus dem Hochschulbereich umgesetzt wird. Daran beteiligt sind Firmen wie Amag, Axa und Mobility. Das Projekt wird zudem vom Straßenverkehrsamt Aargau und der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) mitfinanziert.
Stefan Hirzel
Stefan Hirzel
Blockchain-Verantwortlicher bei Zühlke Schweiz
www.zuehlke.com
„Blockchain ermöglicht eher neue, innovative Geschäftsmodelle.“
Mit Car Dossier wollen die Gründer einen sicheren und transparenten Standard für ein offenes Ökosystem rund um Fahrzeuge bauen. Das Blockchain-basierte Dossier soll Daten von Herstellern, Versicherungen, Garagen, Straßenverkehrsämtern, Autohändlern und Fahrzeugbewertern bis hin zu Käufern umfassen.
Bei der Swisscom, die erst kürzlich eine eigene Blockchain-Tochter gründete, arbeitet man aktuell an Projekten, die in den Bereichen Gesundheit, Versicherung und Banken neue Wege der dezentralen, vernetzten Zusammenarbeit ermöglichen sollen. So entsteht derzeit beispielsweise ein Handelsregister-Prototyp auf Basis der neuen Technik. Bereits realisiert habe man in Zusammenarbeit mit der Zürcher Kantonalbank (ZKB) und anderen Partnern die Swiss OTC Blockchain als Software-Prototyp, erläutert Michael Lewrick, COO der Swisscom Blockchain AG.
Bei allem spürbaren Aufbruch bestehen gleichwohl auch noch zahlreiche Risiken. So sind international etablierte öffentliche Blockchains wie jene der Kryptowährung Bitcoin für viele Anwendungen zu langsam, da ein höchst aufwendiges Rechenverfahren auf Computern nötig ist, um die Sicherheit vor Manipulationen zu gewährleisten.
„Das führt dazu, dass sich einige wenige starke Pools bilden, welche die nötige Rechner­kapazität bündeln und dadurch den Großteil der Beglaubigungen neuer Einträge in die Blockchain, auch Konsensusmechanismen genannt, durchführen“, wie Deloittes Blockchain-Spezialist Seffinga das Dilemma erklärt.
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