Die besten Use Cases für die Blockchain
Zeugnisse in der Blockchain
von Jürgen Mauerer - 11.03.2020
Ein weiteres Blockchain-Szenario lautet: Damit lassen sich Handelsregister und Grundbücher digitalisieren und fälschungssicher speichern. Dasselbe gilt für das Verifizieren von Zeugnissen, wie das frisch gegründete Bavarian Center for BlockChain, kurz [bc]², und die IHK für München und Oberbayern demonstrieren wollen. Das [bc]2 ist im bayerischen Digitalministerium angesiedelt und soll die praktische Anwendung der Blockchain-Technologie vor allem in der öffentlichen Verwaltung aktiv begleiten, Wissen bündeln, Projekte anstoßen und Akteure der Blockchain-Szene vernetzen. „Wir wollen mit [bc]² selbst Erfahrungen mit der Technologie sammeln, statt immer nur zu theoretisieren. Vor allem auch, um zusätzlich zu unserer Zeugnisvalidierungs-Blockchain schnell weitere sinnvolle Anwendungsfälle zu identifizieren und umzusetzen“, erklärt Judith Gerlach, bayerische Staatsministerin für Digitales.
Der erste konkrete Anwendungsfall unter Beteiligung des [bc]² sind fälschungssichere Zeugnisse in der Blockchain. Die Echtheit von Zeugnissen lässt sich laut Judith Gerlach dank Blockchain mit wenigen Klicks überprüfen. Es entstehe eine Art digitales Gütesiegel - Blockchain „made in Bavaria“ statt Beglaubigung. Das Projekt soll schon in diesem Sommer seinen Betrieb aufnehmen, so Gerlach weiter.
Das Digitalministerium werde dabei als Knotenpunkt fungieren, ebenso wie die IHK für München und Oberbayern. „Damit sind wir wirklich ein Teil dieser Blockchain. Dank des Proof-of-Authority-Verfahrens, das wir einsetzen, erreichen wir beim Betrieb auch einen möglichst geringen Energieverbrauch. Wichtig ist zudem, dass das Projekt skalierbar ist. Nach und nach werden weitere Partner dazukommen“, ist sich die Digitalministerin sicher. Neben Zeugnissen sollen sich künftig auch andere Dokumente prüfen lassen, um die Hürden für digitale Bewerbungsprozesse zu senken.
„Ich bin davon überzeugt, dass die Blockchain ein echter Game-Changer sein kann. Immer dann, wenn unterschiedliche Akteure, die sich nicht zwangsläufig kennen oder sich nicht unbedingt vertrauen, eine Transaktion durchführen, kann die Blockchain eine erhebliche Effizienzsteigerung bewirken“, erklärt Judith Gerlach. In der Verwaltung komme es sehr häufig vor, dass bestimmte Abläufe beglaubigt werden müssen oder dass bei ein und derselben Lebenslage verschiedene Behörden beteiligt sind. Das wären Anwendungsfälle, in denen die Blockchain Verfahren beschleunigen und vereinfachen könne.
Fazit & Ausblick
Trotz dieser sinnvollen Einsatzszenarien sind beim Thema Blockchain noch einige Herausforderungen zu meistern, neben Technikproblemen und mangelnder Skalierbarkeit fehlen bislang vor allem allgemein akzeptierte Standards. Bitkom-Bereichsleiter Patrick Hansen geht aber davon aus, dass sich in den nächsten Jahren Standards für verschiedene Einsatzgebiete der Blockchain herauskristallisieren: „Das Problem ist: Die Technologien sind untereinander nicht kompatibel. Wir benötigen Protokolle, mit denen sich Daten zwischen den verschiedenen Blockchains einfach transferieren lassen. Diese Interoperabilität fehlt im Moment noch, dürfte aber in den nächsten Jahren kommen.“
Unsicherheiten sieht er auch noch beim Thema Datenschutz und Haftung. Ebenso fehle es vielen Firmen an Expertise und Personal für die Blockchain. Hier soll der stetig wachsende Blockchain-Arbeitskreis beim Bitkom unterstützen. Dazu Patrick Hansen: „Der Arbeitskreis bildet eine Plattform für Wirtschaft, Politik und Wissenschaft, um die Blockchain in Deutschland voranzutreiben. Wir bringen Start-ups aus der Krypto-Blockchain-Szene mit der Industrie zusammen, diskutieren technische und politisch-regulatorische Fragen und besprechen sinnvolle Use Cases. Wir haben hier die Chance, das Thema Blockchain zu prägen und auch international ein Vorreiter zu sein.“