Die besten Use Cases für die Blockchain

Transaktionen und Verträge

von - 11.03.2020
LBBW-Blockchain
Innovativ: Die Landesbank Baden-Württemberg entwickelt gemeinsam mit Kunden die Blockchain für Finanztransaktionen weiter.
(Quelle: com! professional / Screenshot)
Über die Blockchain können Unternehmen Regeln und Transaktionen revisionssicher ausführen und speichern. „In der dezentralen Datenbank lassen sich Verträge abschließen, digital signieren und archivieren. Sie ähneln einem PDF, das nicht kopierbar ist und sich nicht verändern lässt. Wir erhalten damit einen einzigen Punkt der Wahrheit“, so Robert Bosch. Auch Banken werden in diesem Szenario - etwa in Lieferketten - Teil des Blockchain-Netzwerks, da die Bezahlung der gelieferten Teile oder deren Finanzierung dort abgewickelt wird.
Banken können mit Hilfe der Blockchain zum Beispiel den Auslandszahlungsverkehr beim Import/Export weiter digitalisieren und beschleunigen. So führte die ReiseBank, eine Tochter der DZ Bank und damit der Genossenschaftlichen FinanzGruppe, in einem Pilotprojekt eine transatlantische Zahlung zwischen dem kanadischen Calgary und Frankfurt mittels Ripple-Blockchain-Technologie innerhalb von acht Sekunden durch. Mit herkömmlichen Mitteln dauert dieser Vorgang vier Tage.
Auch die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) entwickelt gemeinsam mit ihren Kunden die Blockchain-Technologie weiter, um sie bei Finanztransaktionen produktiv einzusetzen. So hat die LBBW mit dem Autobauer Daimler und Telefónica Deutschland in zwei Pilotprojekten jeweils ein Schuldscheindarlehen über die Blockchain abgewickelt. Von der Platzierung des Darlehens über die Zuteilung und den Vertragsabschluss bis hin zu den Zins- und Rückzahlungen wurden alle Vorgänge auf einer Blockchain digital abgebildet. Damit ließen sich viele bislang manuellen Prozesse automatisieren. Zum Beispiel gehen im Schuldscheingeschäft derzeit noch Unterschriften und Dokumente per Fax hin und her. Hier schaffen in der Blockchain hinterlegte Smart Contracts Abhilfe.
Patrick Hansen
Patrick Hansen
Bereichsleiter Blockchain bei Bitkom
www.bitkom.org
Foto: Bitkom
„Wir benötigen Protokolle, mit denen sich Daten zwischen den verschiedenen Blockchains einfach transferieren lassen. Diese Interoperabilität fehlt im Moment noch.“
Da allerdings noch rechtliche Fragen offen sind, müssen derzeit noch alle Vorgänge parallel auf dem traditionellen Weg ausgeführt werden.

Digitale Wertpapiere

Ohne analogen, papierhaften Parallelprozess dagegen erfolgte via Blockchain eine rechtswirksame digitale Wertpapiertransaktion der LBBW mit MEAG, dem Vermögensmanager von Munich Re und ERGO. Bei dem Wertpapier handelt es sich um ein sogenanntes Asset-Backed Commercial Paper (ABCP), um eine mit Handelsforderungen mittelständischer Unternehmen und Leasingforderungen unterlegte kurzfristige Schuldverschreibung der Emissionsgesellschaft „Weinberg Capital DAC“, deren Plattform die LBBW betreibt.
Auf der neuen „Weinberg DLT Plattform“ können angeschlossene Investoren über eine einfach zu nutzende Bedienoberfläche Commercial Paper direkt beim Emittenten zeichnen. Die Zuordnung des Wertpapiers zum Käufer wird als Token auf der Blockchain abgelegt und bei Zahlung sofort Zug um Zug zwischen den Parteien ausgetauscht („Delivery versus Payment“). Die Ausführung erfolgt automatisiert über Smart Contracts. Der Transaktionsprozess verkürzt sich hierdurch von zwei Tagen auf unter eine Stunde.
Vorteile des Blockchain-Einsatzes
Für den durchschlagenden Erfolg der Blockchain sind noch einige Herausforderungen zu meistern. Das Lösen der offenen Fragen lohnt sich aber, da Firmen von den Eigenschaften der Blockchain-Technologie erheblich profitieren können. Deloitte nennt folgende Vorteile:
  • Die Blockchain ist unveränderlich. Mit einem Zeitstempel werden alle aufeinander folgenden Vorgänge eindeutig und nachprüfbar dokumentiert.
  • Die Daten der Blockchain sind bei allen Nodes identisch. Das sorgt für eine Integrität der gespeicherten Daten und macht Hackerangriffe auf das gesamte Netzwerk äußerst schwierig oder nahezu unmöglich.
  • Transfers finden - statt bisher in Stunden oder Tagen - nahezu in Echtzeit statt. Es gibt keine Möglichkeiten, Besitz zurückzuhalten oder ein zweites Mal zu verkaufen.
  • Jeder Wert lässt sich zweifelsfrei einem Teilnehmer zuordnen. Unklarheiten über Ansprüche an Werten sind ausgeschlossen.
  • Durch Kryptografie gewährleistet die Technologie je nach Bedarf Nachprüfbarkeit und Transparenz oder auch Vertraulichkeit und Anonymität.
  • Sämtliche Transaktionen zwischen den Teilnehmern erfolgen ohne vermittelnde Zwischeninstanzen wie Banken, Notare oder Staaten. Dieser Verzicht auf vertrauensbildende Intermediäre und das daraus resultierende Automatisieren von Geschäftsprozessen führt zu Zeit- und Kostenersparnissen.
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