Einsatzszenarien

Die besten Use Cases für die Blockchain

von - 11.03.2020
Blockchain
Foto: Sashkin / shutterstock.com
Noch ist die Blockchain mehr Vision als Realität. Bis zum gewinnbringenden Einsatz sind noch einige Hürden zu überwinden. Doch nützliche An­wendungen gibt es durchaus schon.
Ziele des Blockchain-Einsatzes
Blockchain: Neben Effizienzsteigerung erhoffen sich Unternehmen vor allem einen Zugewinn an Sicherheit.
(Quelle: Bitkom Research 2018 (n = 73 Unternehmen ab 50 Mitarbeitern, die Blockchain nutzen, dies planen oder diskutieren) )
Die Blockchain gilt als Hoffnungsträger für sichere, direkte Transaktionen im Internet. Insbesondere Banken und Handel beschäftigen sich intensiv mit der Technologie. Den größten Hype erreichte die Blockchain-Technologie 2017, als der Kurs der Kryptowährung Bitcoin bis Mitte Dezember auf 20.000 Dollar schoss. Doch die Goldgräberstimmung hielt nicht lange. Binnen Tagen halbierte sich der Wert nahezu. Derzeit bewegt sich der Bitcoin-Kurs um die 8000 Dollar herum. Die Euphorie um die Kryptowährung und auch um die zugrunde liegende Blockchain-Technologie ist also merklich abgekühlt.
„Der Hype ist glücklicherweise vorbei“, findet Robert Bosch, Partner bei der Management- und Technologieberatung Bea­ringPoint und Blockchain-Experte. „Manche Erwartungen an die Blockchain waren überzogen. Sie galt ja anfangs als Wunderwaffe für alles, die wie von selbst wirkt, fast schon als Selbstzweck. Jetzt wird objektiver und zielgerichteter darüber diskutiert, in welchen Bereichen die Blockchain-Technologie echte Vorteile bietet. Es gibt viele Prototypen von Anwendungen, aber noch sehr wenige reale Anwendungsfälle, die voll umgesetzt sind. Wir befinden uns immer noch in der Lernphase. Großes Potenzial ist aber bereits ersichtlich.“ Das gilt laut Robert Bosch vor allem für den Einsatz bei Finanzprodukten wie Schuldscheindarlehen oder im internationalen Handel und der Logistik.

Szenarien für die Praxis

Auch Patrick Hansen, Bereichsleiter Blockchain beim Digitalverband Bitkom, beobachtet unterdessen einen professionelleren Umgang mit der Blockchain-Technologie: „Das Thema entwickelt sich von Hype-Geschichten rund um Initial Coin Offerings (ICOs) zwecks Crowdfunding hin zu professionellen Diskussionen, was man mit der Blockchain machen kann. Firmen beschäftigen sich mit sinnvollen Use Cases, Industrie und Start-ups treiben Projekte in engerer Zusammenarbeit voran. Diese befinden sich allerdings meist noch im Pilotstadium.“
Robert Bosch
Robert Bosch
Partner bei BearingPoint
www.bearingpoint.de
Foto: BearingPoint
„Manche Erwartungen an die Blockchain waren überzogen. Sie galt ja anfangs als Wunderwaffe für alles, die wie von selbst wirkt.“
Das bestätigen die Ergebnisse einer Bitkom-Studie vom April 2019. Vor einem Jahr sah sich die deutsche Wirtschaft bei der Blockchain im Rückstand. So hielt jedes zehnte Unternehmen die deutschen Firmen im internationalen Vergleich bei der Blockchain für abgeschlagen, rund jedes zweite (46 Prozent) stufte sie unter den Nachzüglern ein. 40 Prozent ordnen Deutschland im Mittelfeld ein - aber niemand in der Spitzengruppe oder gar weltweit führend. „Noch fehlt ein breites Angebot wirklich alltagstauglicher Lösungen. Allerdings haben sich die politischen Rahmenbedingungen mittlerweile geändert. Kryptowährungen werden jetzt reguliert und sind ins klassische Finanzmarktrecht integriert. Und die Regierung hat eine Blockchain-Strategie“, sieht Patrick Hansen Grund für verhaltenen Optimismus.
Etwas skeptischer ist Ralf Engelschall, Leiter Applied Technology Research beim IT-Dienstleister msg systems mit Sitz in Ismaning bei München. Er beurteilt die Blockchain als überschätzte Technologie, für die es nur wenige sinnvolle Use Cases gebe: „Die Technologie hat nach vielen Jahren noch viele grundlegende Probleme; wir befinden uns gemäß des Hype Cycles von Gartner gerade im Tal der Ernüchterung. Die Blockchain ist eine sehr spezielle Lösung für ein sehr spezielles Problem, das weniger Firmen haben als aktuell angenommen“, so Engelschall. „Oft gibt es für diese Szenarien einfachere IT-Lösungen, die sich schneller und günstiger realisieren lassen als eine Blockchain-Lösung. Am Ende bleiben nur wenige Anwendungsgebiete übrig, in denen die Blockchain wirklich sinnvoll ist.“ Konkret nennt er vier solcher Use Cases: Kryptowährungen, öffentliche Register, revisionssichere Transaktionen und Digital Twins zur Absicherung von Manipulationen.
Doch bevor wir uns mit diesen Szenarien näher beschäftigen, noch ein kurzer Blick auf die Funktionsweise der Blockchain.
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