Die Schattenseiten von Algorithmen

Wenn Algorithmen über Bonität entscheiden

von - 23.05.2018
Automatisierte Scoring-Systeme sind in einigen Ländern Europas schon Standard. Wer in Deutschland etwa ein Auto leasen, Waren in Raten bezahlen, in Online-Shops auf Rechnung bestellen oder eine Wohnung mieten will, der wird in der Regel nach seinem SCHUFA-Score gefragt. Wer einen zu niedrigen Score hat, geht meist leer aus. Diese Bewertungen errechnet die SCHUFA – das Privatunternehmen heißt mit vollem Namen "Schutzgemeinschaft für all­gemeine Kreditsicherung". Sie verfügt über Daten zu insgesamt 67,5 Millionen natürlichen Personen und 5,3 Millio­nen Unternehmen. Kritisiert wird an der SCHUFA immer wieder die Intransparenz des Bewertungssystems. Deswegen formierte sich nun Widerstand.
Im Frühjahr riefen die beiden Organisationen Open Knowledge Foundation Deutschland und AlgorithmWatch das Projekt OpenSCHUFA ins Leben. Damit wollen die Initianten herausfinden, welche Methoden das Scoring-Unternehmen bei der Berechnung anwendet. Die Idee dabei ist, dass Unterstützer bei der SCHUFA eine kostenlose Selbstauskunft bestellen – auf diese Weise können Privatpersonen Einsicht in ihre bei der Auskunftei gespeicherten Daten verlangen. Eine Crowdfunding-Kampagne soll zudem das nötige Geld liefern, um die Entwicklung einer Open-Source-Software zu ermöglichen. Denn das Projekt hat schlussendlich zum Ziel, dass Unterstützer ihre Daten aus den Selbstauskünften spenden – geschehen soll dies mit ebendieser Software. Anhand der Daten wollen die Open Knowledge Foundation Deutschland und AlgorithmWatch die Funktionsweise des Bewertungssystems rekonstruieren. Die erste Phase des Crowdfundings konnten die Organisationen bereits erfolgreich abschließen, zudem forderten mittlerweile über 20.000 Menschen eine Selbstauskunft bei der SCHUFA an.
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