Bessere Entscheidungen mit People Analytics

Bewegung im Markt der datengetriebenen Ansätze

von - 01.04.2016
Die großen Hersteller haben den Trend erkannt und sammeln fleißig Spezialisten ein, die sich mit Human Capital Management (HCM), Human Resource Management (HRM), Talentmanagement oder Workforce Analytics auskennen. So übernahm der ERP-Spezialist Infor den HCM-Anbieter Lawson und die Firma PeopleAnswers, die eine Big-Data-basierte Cloud-Plattform zur gezielteren Mitarbeitersuche entwickelt hat.
Big-Data-Analysen im Personalwesen
Big-Data-Nutzung in Unternehmen: Nur wenige Firmen planen den Einsatz von Big-Data-Analysen im Personalwesen, noch weniger nutzen sie bereits.
(Quelle: Barc )
Die Akquisitionen flossen in Infors HCM Suite ein, die mittlerweile auch als CloudSuite im Software-as-a-Service-Modell zu haben ist. Ähnliches geschah mit dem HCM-Anbieter SuccessFactors, der  2012 von SAP übernommen wurde. Oracle kaufte den Talentmanagement-Anbieter Taleo und Microsoft verleibte sich im vergangenen Jahr den Big-Data-Spezialisten Volometrix ein, der verspricht, mit Hilfe seiner Analysewerkzeuge Vertriebs­teams produktiver, Mitarbeiter motivierter und Hierarchien transparenter zu machen.
In Deutschland stoßen datengetriebene Ansätze zum Personalmanagement allerdings noch auf wenig Interesse. „People Analytics ist bei uns nur in ganz marginalen Zügen im Einsatz, da sind die Amerikaner schon viel weiter“, sagt Christoph Athanas, Gründer und Geschäftsführer der auf Recruiting-Strategien spezialisierten Unternehmensberatung meta HR. Das bestätigen auch die Zahlen. Nach einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) nutzen nur 7 Prozent der Befragten Big Data zur Entscheidungsfindung bei Personalfragen. Das Marktforschungsunternehmen Barc kommt zu ähnliche Erkenntnissen. Gerade einmal 9 Prozent der über 1000 Befragten nannten das Personalwesen als Einsatzgebiet für Big Data. Immerhin halten 42 Prozent der von Oracle für die Studie „Simply Talent“ befragten deutschen Unternehmen fortgeschrittene Datenanalysen für hilfreich, um die Mitarbeitermotivation zu steigern – und damit im Europavergleich weit mehr als beispielsweise schwedische (16 Prozent) oder britische (36 Prozent) Arbeitgeber.
Christoph Athanas
Christoph Athanas
Gründer und Geschäftsführer der meta HR
www.metahr.de
„People Analytics ist bei uns in Deutschland nur in ganz marginalen Zügen im Einsatz.“
Die zögerliche Haltung ist kein Wunder, denn die Befürworter von People Analytics müssen hierzulande an den verschiedensten Fronten kämpfen:
  • Geschäftsführer befürchten Aufruhr unter ihren Mitarbeitern, wenn deren Leistung oder gar ihr Wohlbefinden automatisiert gemessen und analysiert wird. Sie wollen unter allen Umständen den Eindruck vermeiden, gläserne Mitarbeiter zu produzieren. „Der gläserne Mitarbeiter ist auch auf einer gesellschaftlichen Ebene heikel, weil damit eine stärkere Ökonomisierung der Arbeit wahrscheinlich wird“, sagt Zukunftsforscher Cachelin. „Arbeit wird dann nur noch nach wirtschaftlichen Kriterien verteilt, die gesellschaftliche Dimension der Arbeit verliert an Bedeutung.“
     
  • Personalabteilungen sehen sich in ihrer Existenz gefährdet und mauern. Die Furcht ist nicht ganz unbegründet. In einem Artikel auf der deutschen Huffington-Post-Webseite empfiehlt Cachelin, angesichts der digitalen Transformation Personalabteilung und IT zu verschmelzen. Derzeit ist davon allerdings noch nicht viel zu spüren, wie er selbst einräumt: „Ich sehe im Moment keine Zusammenschlüsse und auch keine Pläne dazu.“
     
  • Betriebsräte und Datenschützer sind alarmiert, wenn Mitarbeiterinformationen im großen Stil ausgewertet werden sollen. „Die Unternehmen haben Angst vor den Betriebs­räten“, sagt Stefanie Krügl von openBIT. Ganz unverständlich ist die Haltung der Arbeitnehmervertreter nicht, wenn man sich etwa Systeme wie das von Soma Analytics ansieht. Das in München gegründete und mittlerweile nach London umgezogene Start-up bietet mit der Smartphone-App Kelaa Unternehmen die Möglichkeit, Gesundheit und Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter zu überwachen. Dazu fragt die App unter anderem danach, wie stressig die vergangene Woche war oder ob Gesundheitsprobleme auftraten und wie schnell man sich von Anstrengungen erholt. Außerdem misst sie Länge und Qualität des Schlafs. Die Daten werden an das Unternehmen übermittelt, das die Werte auf einem Dashboard verfolgen kann – allerdings nicht personalisiert, sondern auf Team-Basis aggregiert.
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