Big Data in der HR

Bessere Entscheidungen mit People Analytics

von - 01.04.2016
People Analytics
Foto: Fotolia / fotogestoeber
Big Data soll Personalauswahl und -entwicklung effizienter und transparenter machen. Doch der produktive People-Analytics-Einsatz ist in den meisten Firmen noch eine Vision.
Wenn Callcenter-Mitarbeiter häufig wechseln, frustriert das nicht nur die Kunden, die ihr Anliegen immer wieder einem neuen Ansprechpartner erklären müssen. Fortwährende Personalsuche und die Einarbeitung der Mitarbeiter verursachen auch beim Callcenter-Betreiber hohe Kosten, ein stabiles Betriebsklima kann sich gar nicht erst ausbilden. Genau vor diesem Problem stand die Bank of America vor einigen Jahren. Mit Kündigungsraten von 40 Prozent und einer durchschnittlichen Beschäftigungsdauer im Callcenter des Finanzdienstleisters von nur 1,1 Jahren war die Mitarbeiterbindung sensationell schlecht.
Die Bank tat, was heute wahrscheinlich die meisten Amerikaner tun, wenn sie vor einem Problem stehen. Sie fragte: „Is there an app for it?“ Und in der Tat gibt es nicht nur eine App, es gibt gleich eine ganze Branche, die sich unter dem Stichwort „People Analytics“ mit der IT-gestützten, automatisierten Analyse und Steuerung von Personalmaßnahmen beschäftigt – angefangen von der Bewerberauswahl über die Personaleinstellung und Personalentwicklung bis hin zur Messung der Mitarbeiterzufriedenheit und deren Steigerung etwa durch eine Karriereplanung, die unterschiedliche Bedürfnisse in verschiedenen Lebensphasen automatisch berücksichtigt.
Cornelia Reindl
Cornelia Reindl
Themenvorständin des openBIT e. V. für People-Analytics-Projekte
https://openbit.eu
„Ab einer gewissen Datenmenge zeigen selbstlernende Verfahren ähnliche Diskriminierungs­muster wie Menschen.“
„Grundsätzlich geht es darum, die anfallenden Daten zu nutzen, um bessere Entscheidungen zu treffen“, sagt der Schweizer Zukunftsforscher Joël Luc Cachelin (www.wissensfabrik.ch) über die Zielsetzung. „People Analytics ist kein Tool, sondern ein Methoden- und Denkansatz“, ergänzt Cornelia Reindl, Themenvorständin des Innovationsnetzwerks openBIT e.V. für People-Analytics-Projekte. People Analytics sei Forschung im Unternehmen, sagt ihre Kollegin Stefanie Krügl, Vorständin Business bei openBIT. „Wie bei wissenschaftlichen Studien steht und fällt der Nutzen damit, wie gut die Untersuchung aufgesetzt ist, wie kompetent die Leute sind, die das durchführen, und wie ernst es auch gemeint ist.“
Dieser Nutzen lässt sich durchaus messen. Laut der auf HR-Themen spezialisierten Analystenfirma Bersin Deloitte erzielen Unternehmen mit effektiver Personalentwicklung im Durchschnitt mehr als doppelt so viel Umsatz pro Mitarbeiter wie solche ohne. Kein Wunder also, dass zumindest US-Firmen in People Analytics investieren wollen, um das Personalmanagement effektiver zu machen. Nach einer Umfrage von PwC Saratoga sind 86 Prozent der Befragten bereit, People Analytics einzuführen oder auszubauen. Fast die Hälfte (46 Prozent) hat bereits mindestens eine Stelle geschaffen, deren Inhaber sich ausschließlich oder hauptsächlich um People Analytics kümmert.
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