Das Auto wird zum rollenden Rechner

Fernsicht für Fahrer

von - 08.01.2018
Head-up-Displays: Heute schon verfügbar, blenden sie mit Augmented-Reality-Funktionen Zusatzinfos ein, etwa Hinweise auf Verkehrszeichen oder Fußgänger.
(Quelle: Audi AG)
Ebenfalls bereits in Reichweite sind Anwendungen, bei denen Umweltinformationen erfasst und verarbeitet werden. Dazu zählt das Teilen (Sharing) von Informationen zwischen Fahrzeugen. So arbeiten Forscher an Verfahren, um die Daten von Sensoren und Kameras von Autos anderen Verkehrsteilnehmern zugänglich zu machen. Informationen über die Sichtweite oder die Beschaffenheit der Fahrbahn, die ein vorausfahrendes Fahrzeug erfasst, können den folgenden Autos zur Verfügung gestellt werden. Der Vorteil für deren Fahrer: Sie können sich früher auf Gefahrensituationen wie Blitzeis oder Unfallstellen einstellen. Die Lenker schauen somit gewissermaßen durch die vor ihnen befindlichen Fahrzeuge hindurch.
Bereits weit fortgeschritten ist die Idee, dem Fahrer hochauflösende 3D-Karten mit erweiterten Informationen bereitzustellen. Das kann – Stichwort Augmented Reality – über Head-up-Displays erfolgen, die Daten wie Routen und Fahrzeugdaten auf der Windschutzscheibe spiegeln. Hinzu kommen Warnungen, etwa wenn Fahrzeugkameras und Infrarotsensoren Fußgänger oder Radfahrer erfassen.

Autonomes Fahren

Zu den derzeit heißesten Themen im Bereich Smart Car zählt das autonome Fahren. Tesla, Apple, Google und Microsoft, aber auch eta­blierte Autokonzerne wie BMW, GM, Mercedes-Benz, Volkswagen und Toyota sind auf diesen Zug aufgesprungen. Allerdings haben die Autofahrer noch Vorbehalte: „Aus einer Studie, die wir durchführen ließen, geht hervor, dass die Befragten der Meinung sind, ein Mensch verspreche mehr Sicherheit als ein autonomes Fahrzeug“, sagt Matthias Schorer, Lead Business Development Manager IoT bei VMware EMEA. „Doch letztlich entspricht das nicht der Realität.“ Im Gegenteil: Menschliches Versagen durch Müdigkeit, eingeschränkte Fahrtüchtigkeit oder Ablenkung, etwa durch das Handy, spiele bei der Mehrheit der Unfälle eine Rolle. Auf der anderen Seite sind aber auch autonome Fahrzeuge noch nicht hundertprozentig sicher, wie Unfälle mit Fahrzeugen von Tesla zeigen.
Und wer haftet, wenn was schiefgeht? Laut Bitkom Research sehen 41 Prozent der Autohersteller die Software-Entwickler in der Pflicht, nur 19 Prozent sich selbst. Ein Fünftel der Manager von BMW, Mercedes & Co. will sogar dem Fahrer die Verantwortung zuschieben – obwohl der Clou des autonomen Fahrens gerade darin besteht, dass Software in Verbindung mit KI „am Steuer“ sitzt.
Die Autofahrer dagegen sehen zu 38 Prozent die Entwickler und zu 35 Prozent die Hersteller in der Haftung. Für immerhin 19 Prozent soll der Fahrer haften, wenn das autonome Auto einen Unfall baut.
Eine zentrale Frage bei smarten Systemen wie selbstfahrenden Autos ist, wie leistungsfähig die integrierten KI-Funktionen sind. „Künstliche Intelligenz macht Gegenstände smart, damit sie auf Unvorhergesehenes reagieren können und kontinuierlich aus dem Erlebten lernen“, erklärt Alexandra Kreft, Senior Director Global Accounts bei Dell EMC. „Das ist wie bei einem Kind, das noch über einen begrenzten Erfahrungsschatz verfügt, aber trotzdem intuitiv auf neue Situationen reagieren muss.“
Wie in anderen Bereichen muss eine KI laut Kreft auch bei autonomen Fahrzeugen zwei Herausforderungen bewältigen: „Die eine ist, wie die Algorithmen mit unerwarteten Ereignissen umgehen. Was passiert bei einem geplatzten Reifen oder wenn ein Kind einen Ball auf die Straße wirft?“ Hinzu kommt ein zweiter Faktor: „Je komplexer das Problem, desto größer ist der Bedarf an Datenspeicher und Prozessorleistung in den Peripheriesystemen.“
Autonomes Fahren: 6 Stufen
Derzeit findet die Mehrzahl der Tests mit autonomen Fahr­­zeugen in den USA statt, etwa durch Tesla und Google. Die dortige Society of Automotive Engineers (SAE) hat eine sechsstufige Skala entwickelt, die den Automatisierungs­grad von Fahrzeugen beschreibt.
Stufe 0: keine Automatisierung. Der Fahrer ist voll und ganz Herr des Geschehens. Es gibt keine Assistenzsysteme.
Stufe 1: Einsatz von Assistenzsystemen. Es werden Hilfssysteme wie ein Tempomat oder eine Einparkhilfe verwendet.
Stufe 2: Teilautomatisierung. Das System übernimmt Aufgaben wie das Beschleunigen und Bremsen, zudem Lenkbewegungen. Der Fahrer muss diese Aktionen jedoch ständig überwachen und jederzeit eingreifen können.
Stufe 3: bedingte Automatisierung. Das Fahrzeug ist weitgehend autonom unterwegs. Auf Anforderung durch das System und in Notfällen muss der Fahrer jedoch umgehend eingreifen können. Das ist beispielsweise in komplexen Verkehrssituationen der Fall, etwa in Innenstädten.
Stufe 4: hoher Automatisierungsgrad. Das Auto ist in der Lage, so gut wie alle Verkehrssituationen eigenständig zu bewältigen. In seltenen Fällen muss der Fahrer die Steuerung übernehmen. Das kann in einem Stau der Fall sein, wenn Nachbarfahrzeuge ständig die Spur wechseln, oder im Berufsverkehr, wenn öfter hektische Fahrmanöver stattfinden.
Stufe 5: vollständig autonomes Fahren. Das Fahrzeug ist in der Lage, alle Verkehrssituationen zu bewältigen, mit denen auch ein menschlicher Fahrer zurechtkommt. Das gilt auch für schwierige Verhältnisse, etwa bei einem Platzregen in der Innenstadt oder bei Fahrten im Stau, und das nachts bei Schneetreiben. Bislang haben Sensoren und Kameras von Autos Probleme mit solchen Witterungs- und Sichtbedingungen.
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