Das Auto wird zum rollenden Rechner

Connected-Car-Dienste

von - 08.01.2018
Für die Anbieter von Fahrzeugen, Hard- und Software, Sensoren, Kommunikationsservices und ergänzenden Dienstleistungen könnte das intelligente Auto zu einer Goldgrube werden. Nach einer Studie des Beratungshauses De­loitte wird 2021 allein der Markt für Connected-Car-Dienste in Europa ein Volumen von über 700 Millionen Euro erreichen. Die Nutzer scheinen bereit, für solche Kommunikationsdienste zu bezahlen – bis zu 50 Euro pro Monat.
Matthias Schorer
Lead Business Development Manager IoT bei VMware
www.vmware.com/de
Foto: VMware
„Es entspricht nicht der Realität, dass ein Mensch mehr Sicherheit verspricht als ein
autonomes Fahrzeug.“
Den Anfang machen Angebote wie Apple CarPlay, Android Auto und Baidu CarLife. Sie „verheiraten“ gewissermaßen Smartphones wie das iPhone oder ein Android-Endgerät mit einem Fahrzeug. Selbst in Nutzfahrzeugen halten diese Systeme Einzug. Mercedes-Benz etwa stattet einen Teil seiner Laster mit CarPlay aus. Fahrer können dabei mit Hilfe digitaler Assistenten wie Apples Siri oder Google Assistant während der Fahrt telefonieren und Informationen abrufen. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis auch Amazons Alexa und Microsofts Cortana im Auto Einzug halten.
In Deutschland sind laut Statista derzeit 4,3 Millionen Fahrzeuge für Connected-Car-Dienste ausgelegt, 2021 sollen es 17 Millionen sein und einen Umsatz von rund 7,5 Milliarden Euro generieren. Das Beratungshaus KPMG wiederum geht davon aus, dass im nächsten Jahrzehnt der weltweite Umsatz mit Produkten rund um intelligente Fahrzeuge sogar mehr als eine Billion Dollar betragen könnte. Darin enthalten sind die Einnahmen mit erweiterten Dienstleistungen, etwa individuellen Versicherungstarifen für Kunden, die Daten über das Fahrverhalten an eine Versicherung weitergeben. 

Lkw im Konvoi

Zum breiten Spektrum an Anwendungsbereichen, in denen ein intelligentes, vernetztes Auto Vorteile bringen kann, zählt das kooperative Fahren. Dabei stimmen sich Autos und deren Sensoren bei bestimmten Fahrmanövern untereinander ab. Ein Beispiel: Bei einem Überholvorgang errechnet ein Bordcomputer, ob sich diese Aktion angesichts der Verkehrslage überhaupt durchführen lässt. Wenn ja, nimmt das System Kontakt zu den Rechnern im Fahrzeug auf, das überholt werden soll. Nötigenfalls verringert das überholte Auto automatisch die Geschwindigkeit, um dem anderen Fahrzeug ein gefahrloses Wiedereinscheren zu ermöglichen.
Damit das klappt, müssen nach Berechnungen des chinesischen Netzwerkspezialisten Huawei über das Mobilfunknetz Daten im Intervall von 10 Millisekunden zwischen den Fahrzeugen übermittelt werden, und das auch bei Lastwagen, die in einem Konvoi fahren. Derzeit lassen sich zwei bis drei Lkw zu einem solchen Verbund zusammenfassen. Der Abstand zwischen den Fahrzeugen liegt dabei bei wenigen Metern. Alle Fahrzeuge beschleunigen und bremsen synchron. Die Befehle erhalten die Bordsysteme via Mobilfunk.
Mit den herkömmlichen 4G-Mobilfunknetzen sind wegen der Verzögerungszeiten bei der Datenübermittlung nur Konvois mit bis zu drei Lastern möglich. Abhilfe schafft die Einführung des 5G-Standards in den kommenden Jahren. Er sieht Latenzzeiten von nur einer Millisekunde vor.
Solche schnellen Mobilfunknetze ermöglichen weitere Services, etwa „ferngesteuerte“ Fahrzeuge. Mit ihnen kann ein Dienstleister Personen ohne Führerschein oder Kranke abholen und mit einer Fernbedienung zum Zielort transportieren. Dies wäre ein Zwischenschritt auf dem Weg zum autonomen Taxi, das ohne menschliches Zutun einen Fahrgast abholt. Die Studie eines solchen Fahrzeugs auf Basis des Smart hat Mercedes-Benz bereits vorgestellt.
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