Augmented Reality wird praxisreif

Mixed-Reality-Inspiration

von - 02.02.2018
Eine Sonderstellung unter den Datenbrillen nimmt die Microsoft HoloLens ein. Um die Mixed-Reality-Brille hat sich ein regelrechtes Ökosystem an Start-ups entwickelt, darunter Unternehmen wie Holo-Light, PrismAR und Viscopic. „Wir waren schon vor dem Marktstart von der HoloLens überzeugt, als wir in Deutschland die ersten Videos der Brille gesehen haben“, sagt Luis Bollinger, Chief Marketing Officer (CMO) bei Holo-Light, einem Unternehmen, das unter anderem holografische Anwendungen für Messeauftritte, Produktvisualisierung und Flottenmanagement entwickelt, „uns erschien die Technologie im gesamten Virtual- und Mixed-Reality-Markt am vielversprechendsten.“
Marco Maier
Marco Maier
Geschäftsführer von Viscopic
https://viscopic.com/de
„Der Einsatz von Mixed Reality in Ausbildung und Training ist ideal, um die Mitarbeiter langsam an das Thema heranzuführen.“
Die Vorteile der HoloLens gegenüber anderen Mixed-Reality-HMDs wie der Meta 2 lägen in ihrer Unabhängigkeit von einem Computer, der Qualität der Hologramme und des Trackings: „Für uns ist es derzeit ganz klar das stärkste Gerät am Markt.“ Den hohen Anschaffungspreis sieht er nur bedingt als Hindernis: „Natürlich müssen die Anfangsinvestitionen in Relation zu einem möglichen Return on Investment gesetzt werden“, sagt Bollinger, „seit Kurzem kann man die HoloLens aber auch beim Systemhaus Bechtle leasen und so den Anfangsinvest deutlich senken.“
Als Innovationsberatung mit dem Fokus auf Virtual und Mixed Reality versteht sich das 2016 gegründete Start-up PrismAR. „Die Technologie hat uns begeistert“, sagt Tanja Koch, Mitgründerin und Gesellschafterin der PrismAR GbR. Die Leistungen reichen von der Bedarfsanalyse über die Ideenfindung bis hin zu HoloLens-basierten Prototypen und deren Validierung. Koch sieht die Microsoft-Brille aber durchaus auch kritisch: „Die Hardware ist noch nicht da, wo sie sein müsste.“ So sei die HoloLens für Anwendungen im medizinischen Bereich zu schwer, um sie über längere Zeit, etwa bei Operationen, zu tragen, die Tracking-Funktion sei nicht präzise genug, um OP-Besteck oder Nadeln zu führen. Dennoch ist sich Koch sicher, dass sich die technologischen Beschränkungen überwinden lassen: „Mixed Reality wird die Welt verändern, auch wenn das noch etwas dauern kann.“
Das im Umfeld der TU München gegründete Start-up Viscopic interessierte sich ebenfalls schon vor dem Marktstart in Deutschland für die HoloLens: „Wir haben immer die neuesten Technologien ins Unternehmen geholt und uns überlegt, was man damit machen kann“, sagt Marco Maier, Geschäftsführer der Viscopic GmbH. Zu den spannendsten Anwendungsmöglichkeiten zählt Maier die Bereiche Schulung und Unterricht in Industrieunternehmen: „Der Einsatz von Mixed Reality in Ausbildung und Training ist ideal, um die Mitarbeiter langsam an das Thema heranzuführen.“ Für die Deutsche Bahn hat Viscopic eine Lösung entwickelt, mit der die Wartung von Gleisen und Weichen simuliert und trainiert werden kann. „Die Hälfte der DB-Wartungstechniker geht in den kommenden Jahren in den Ruhestand, das Unternehmen muss daher viele Leute einstellen und diese möglichst schnell ausbilden“, sagt Maier. Virtuelles Training könne hier helfen, auch wenn es die Ausbildung am Objekt nicht gänzlich ersetze: „Man kann sehr gut Prozesse damit verinnerlichen und Abfolgen Schritt für Schritt lernen.“

Fazit

Die Einsatzszenarien von Mixed Reality in ihren diversen Formen sind vielfältig. Vor allem in der Logistik, aber auch im Produktdesign, der industriellen Produktion komplexer Maschinen, in Wartung, Service und Support oder Schulung und Training ist die Integration digitaler Daten und Welten in die physische Umgebung bereits vielerorts erfolgreich im Einsatz.
Natürlich gibt es noch einige Herausforderungen. Die Akkulaufzeiten der Brillen reichen oft nicht für einen ganzen Arbeitstag, der Tragekomfort lässt zum Teil zu wünschen übrig, die Größe des Gesichtsfelds und die Tracking-Genauigkeit sind verbesserungsfähig. Vor allem aber fehlt es noch an Inhalten. Was nützt die beste Hardware, wenn sich die Informationen aus ERP- und Supply-Chain-Systemen, CAD-Programmen oder Installationshandbüchern gar nicht oder nur mit Mühe darauf übertragen und darstellen lassen?
Lösungen wie der Frontline Creator von Ubimax oder Diota Connect von Diota zeigen hier den Weg. Ermutigend, gerade für den Mittelstand, ist zudem, dass Systemhäuser wie Bechtle das Potenzial der Technologie erkannt haben und ihre mittelständischen Kunden bei der Integration unterstützen.
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