Video-Tipp der Woche

Vom World Wide Web in die Online-Steinzeit

Quelle: Foto: Jo Luijten
15.04.2015
Online-Pioniere vergnügten sich in den 80er Jahren noch mit Modems und ASCII-Grafik. Der Video-Künstler Jo Luijten zeigt auf Youtube, wie Tinder, Google & Co. damals wohl ausgesehen hätten.
Nerds der Generation X waren schon in den 80er Jahren online. Damals wurden gerade die letzten Akustikkoppler eingemottet und durch "moderne" Modems ersetzt, um die teuren Online-Verbindungen über das Telefonnetz effizienter nutzen zu können. Derartige Modems waren meist ebenso illegal wie Marihuana, aber deutlich schwerer zu bekommen, denn "Highspeed-Onliner" mussten auf nicht zugelassene Geräte zurückgreifen, die über Kleinanzeigen einschlägiger Import-Export-Läden verdealt wurden.
Stand das langersehnte Highspeed-Modem mit Spitzengeschwindigkeiten von 14400 Baud dann endlich auf dem Schreibtisch, traf man sich des Nachts meist in Mailboxen des Fidonet. Dabei stand man allerdings selbst noch in den 90er Jahren schon mit einem Bein im Knast, denn die Staatanwaltschaft verfolgte den Einsatz illegaler Modems damals ebenso hart wie den Marihuana-Missbrauch. Willkommen im Zeitalter der Informationsfreiheit!
Der niederländische Video-Künstler Jo Luijten bietet auf Youtube einen überaus sehenswerten Einblick in die Online-Welt von damals. Luijten ist zwar kein Nerd der Generation X, liebt aber die blockige ASCII-Grafik der Mailbox-Zeit und versetzt Internet-Dienste wie Google oder Facebook in die Online-Welt der 80er und 90er Jahre. In seinem neuesten Werk macht beispielsweise Tinder eine Zeitreise:
Bei den stark verpixelten Fotos wäre es in den 80er Jahren sicher deutlich schwerer gewesen, die Profilbilder des Dating-Dienstes auszusortieren - dafür hätte das erste Treffen in der realen Welt damals aber sicher die ein oder andere Überraschung parat gehabt.

Twitter im Mailbox-Gewand der 80er Jahre

In einem weiteren Video zeigt Jo Luijten, wie Twitter wohl mit den ASCII-Grafiken einer Mailbox aus den 80er Jahren ausgesehen hätte. Die Top-Meldungen damals: Ein tragbares Telefon im Real-World-Einsatz und eine kostenlose Version von MS-DOS 1.0!

Warum es Spotify in den 80ern noch nicht gab

Das Musikangebot der 80er-Jahre-Variante von Spotifiy kann sich durchaus sehen lassen, denn mit "Axel F", "Tainted Love" und "Eye of the Tiger" sind doch einige Chart-Breaker von damals online. Der Sound des PC-Speakers lässt allerdings noch Wünsche offen ...

Schneller Fototausch per Instagram-Datassette

Die 80er Jahre waren auch die Hochzeit des Commodore C64 Heimcomputers. Hätte es Instagram damals schon gegeben, dann wäre der Fototausch aufgrund der großen Datenmengen über eine Datassette erfolgt. Die Datassette speicherte damals Computerdaten auf herkömmlichen Musik-Kassetten (Compact Cassetten).

Skype hätte in den 80ern keine Telefonkosten gespart

Die Kommunikation mit Skype wäre in den 80er Jahren noch recht mühsam gewesen und auch die Sprachqualität wäre nicht gerade berauschend. Sinn gemacht hätte es ohnehin nicht, denn die Online-Verbindungen wurden damals noch über die Telefonleitung aufgebaut, was am Modem-Geräusch zu Beginn des Clips zu erkennen ist.

Wikipedia und das gesammelte Wissen der 80er Jahre

Zur reinen Informationsbeschaffung waren die Online-Medien der 80er Jahre schon besser geeignet, wie die Zeitreise der WIkipedia zeigt. Sicher, die ein oder andere Abfrage hätte aus heutiger Sicht recht merkwürdige Ergebnisse geliefert. So führt im Video die Suche nach "Paris Hilton" zu einem Hotel in Paris, doch vielleicht wäre das ja auch heute sinnvoller ...

Google liefert Suchergebnisse mit Rufnummern

Etwas schwerer hätte es Google in den 80er Jahren gehabt. Die Trefferliste auf eine Suchanfrage hätte zu Mailbox-Zeiten wohl eher wie ein Telefonbuch ausgesehen. Die einzelnen "Server" waren damals schließlich noch nicht dauerhaft miteinander vernetzt und der Nutzer musste jede Mailbox direkt per Modem anrufen.

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