Update: Blockade aufgehoben

WhatsApp in Brasilien gesperrt

von - 04.05.2016
WhatsApp auf Smartphone
Foto: endermasali / Shutterstock.com
Brasiliens Justiz ist nicht zimperlich, wenn sie die Herausgabe von Chats zwischen Kriminellen erzwingen will. 100 Millionen Brasilianer mussten deshalb einen Tag lang auf den Messenger WhatsApp verzichten.
Der in Brasilien von rund 100 Millionen Menschen genutzte Kurzmitteilungsdienst WhatsApp ist auf Anordnung eines Richters für einen Tag blockiert worden - ursprünglich hätte die Sperre ganze drei Tage andauern sollen. Die Facebook-Tochter bezeichnete den Schritt als völlig unverständlich und überzogen.
Die Richterentscheidung war den fünf führenden Telekom-Anbietern des fünftgrößten Landes der Welt übermittelt worden. Damit soll WhatsApp gezwungen werden, Chat-Protokolle in Kriminalfällen an die Ermittler auszuhändigen. Die Blockade soll bis Donnerstagnachmittag dauern.
Ende-zu-Ende-Verschluesselt
Nicht zugänglich: Durch die jüngst eingeführte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung hat WhatsApp keinen Zugriff auf die Nachrichten seiner Nutzer.
(Quelle: Open Whisper Systems)
Der drastische Schritt wurde von dem Richter Marcel Montalvão im Bundesstaat Sergipe angeordnet, der auch die kurzzeitige Festnahme des Vizepräsidenten von Facebook für Lateinamerika, Diego Dzodan, Anfang März verfügt hatte. Dzodan wurde damals vorgeworfen, er habe sich einer richterlichen Anordnung widersetzt, Gesprächsprotokolle mutmaßlicher Drogenhändler an die Ermittler weiterzugeben. Worum es in dem aktuellen Fall genau geht, wurde zunächst nicht bekannt.
Seit Montagnachmittag funktionierte der Dienst in Brasilien nicht mehr, einzelne Ausnahmen gab es zeitweise mit WLAN-Verbindungen. WhatsApp hat in Brasilien die SMS-Nachrichten weitgehend abgelöst, mit einer Internetverbindung können über den Dienst kostenlos Nachrichten, Fotos und Videos verschickt werden.
WhatsApp reagierte mit Unverständnis - im Rahmen der Möglichkeiten habe man immer mit der brasilianischen Justiz kooperiert. Der Dienst stellte jüngst komplett auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung um, bei der auch die WhatsApp-Ingenieure keinen Zugriff auf die Inhalte der Unterhaltungen haben. "Diese Entscheidung bestraft mehr als 100 Millionen Brasilianer, die unseren Service zur Kommunikation brauchen", kritisierte der Dienst. Mitgründer und Chef Jan Koum bedankte sich nach dem Ende der Blockade bei den Nutzern für die Unterstützung. WhatsApp habe nicht vor, die Sicherheit der Nutzer zu beeinträchtigen.
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