Schwache Quartalszahlen

Snapchat will eine neue Zielgruppe ansprechen

von - 08.11.2017
Snapchat
Foto: dennizn / shutterstock.com
Nach schwachen Quartalszahlen kündigt Snapchat einige Veränderungen an. So will das Unternehmen mit der Foto-App künftig auch Nutzer über 34 Jahren ansprechen. Außerdem soll die Reihenfolge der geposteten Fotos verändert werden.
Die Foto-App Snapchat steckt in der Krise und soll nach erneut miesen Quartalszahlen einfacher nutzbar werden. Der grundlegende Umbau solle dem Dienst auch mehr ältere Nutzer bringen, betonte der Mitgründer und Chef der Betreiberfirma Snap, Evan Spiegel. Damit meint er Menschen im Alter über 34 Jahren.
Die Zahlen für das dritte Quartal fielen so desolat aus, dass die Aktie im nachbörslichen Handel am Dienstag zunächst einmal um rund ein Fünftel abstürzte. Zum Mittwoch verdauten die Börsianer die Zahlen etwas und die Aktie stand vor Beginn des regulären Handels noch um elf Prozent im Minus. Unterstützung kam auch von der Nachricht, dass der chinesische Internetkonzern Tencent sich ein großes Aktienpaket gesichert hat.
Der Verlust hatte sich im Jahresvergleich mehr als verdreifacht, Umsatz und Nutzerzuwachs lagen deutlich unter den Erwartungen der Wall Street. Snap musste zudem rund 40 Millionen Dollar auf liegengebliebene Geräte seiner Kamera-Sonnenbrille abschreiben, die eigentlich ein Verkaufsschlager werden sollte.
Die Zahl täglich aktiver Nutzer legte im dritten Quartal nur um drei Prozent auf 178 Millionen zu. Der Verlust erreichte 443,2 Millionen Dollar nach 124,2 Millionen vor einem Jahr. Der Umsatz stieg zwar um 62 Prozent auf knapp 208 Millionen Dollar - Analysten hatten aber mit fast 30 Millionen Dollar mehr gerechnet.

Werbegeschäft kommt nicht richtig in Schwung

Das bedeutet, das Geschäft mit Werbung kommt nicht so schnell in Schwung wie erhofft. Zuvor hatte sich Spiegel noch überzeugt gezeigt, dass die Anzeigenplattform von Snap der Konkurrenz überlegen sei und man das den Werbekunden nur beibringen müsse.
Snap kündigte vor diesem Hintergrund einen überraschend drastischen Einschnitt an: Die Funktionsweise der Snapchat-App soll geändert werden. Nutzer hätten sich oft beschwert, dass sie nur schwer zu verstehen sei, sagte Spiegel. "Deshalb designen wir die App gerade um, um sie einfacher nutzbar zu machen."
Er räumte ein, dass die Veränderungen - zumindest kurzfristig - nicht allen aktuellen Nutzern gefallen könnten und unklar sei, wie sie darauf reagierten. "Wir sind bereit, dieses Risiko einzugehen, weil wir glauben, dass das langfristige Vorteile für unser Geschäft bringen wird." Teenager haben in der Regel auch bisher kein Problem mit der Bedienung, Erwachsene finden Snapchat oft verwirrend. Einen Zeitplan für die Umgestaltung nannte Snap nicht.
Zugleich betonte Spiegel, bei jungen Nutzern in wichtigen Märkten stehe Snapchat weiterhin hoch im Kurs: Von den 13- bis 34-Jährigen in den USA, Frankreich, Großbritannien und Australien erreiche man 70 Prozent.
Als weitere Neuerung soll die Reihenfolge der Fotos in der App geändert werden. Aktuell werden sie strikt chronologisch angezeigt, künftig soll Software sie nach vermuteter Relevanz für den Nutzer sortieren können. Diesen Weg gehen bereits auch Facebook und Twitter.

Snapchat war in den vergangenen Jahren rasant gewachsen und galt vielen als "das nächste große Ding" im Online-Geschäft. Entsprechend war einem Börsengang lange entgegengefiebert worden. Doch die Aktie war zuletzt rund 40 Prozent weniger Wert als zum Börsendebüt Anfang März.
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