Neue Corona-Warn-App läuft - Regierung wirbt fürs Mitmachen

Kontaktnachverfolgung durch Gesundheitsämter

von - 17.06.2020
Der Landkreistag betonte, es komme nach wie vor entscheidend auf die Kontaktnachverfolgung durch die Gesundheitsämter an. Daher sei es wichtig, dass die ergänzende App und deren Abläufe die Arbeit der Ämter unterstützen und nicht vor neue Schwierigkeiten stellen. Dies müsse auch bei Software-Updates mitgedacht werden. Schlimmstenfalls würden Gesundheitsämter sonst als letzte informiert und sähen sich Anrufen besorgter Bürger mit Handy-Warnmeldungen gegenüber.
Die App kann seit der Nacht zu Dienstag heruntergeladen werden - unter bestimmten Voraussetzungen an die Handy-Betriebssysteme. Die App laufe "auf den gängigsten Modellen, die wir im Markt haben", sagte Telekom-Chef Timotheus Höttges. Die Mobilfunkbetreiber in Deutschland wollten den Kunden keinen Datenverkehr berechnen, der durch die App entsteht. Die App beschleunige das Verfolgen von Infektionsketten sowie die Kommunikation mit Testzentren und Laboren. "Wir gehen davon aus, dass gegenüber dem analogen Prozess bis zu vier Tage gewonnen werden können", sagte Höttges. Die Telekom und der Softwarekonzern SAP entwickelten die App. Die Kosten lagen bei 20 Millionen Euro.
Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber sagte, er sehe keinen Grund, der gegen eine Installation der App spreche. "Aber es gibt noch Schwachstellen." Vor allem stört er sich an einem Verfahren, bei dem Nutzer eine TAN-Nummer von einer Telefon-Hotline bekommen, um positive Testergebnisse in der App einzutragen. In keinem Fall sei es zulässig, dass Dritte Einblick in die App fordern, sagte Kelber. "Ich kann die Inhaber von Geschäften oder öffentlichen Verkehrsmitteln nur dringend warnen: Versucht es erst gar nicht!" Die Grünen dringen auf ein ergänzendes App-Gesetz. Die Regierung hält das für unnötig.

Steinmeier ruft zur Nutzung der Corona-Warn-App auf

Außer von der Regierung gab es weitere Aufrufe, die App zu verwenden - etwa von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Der Handelsverband empfahl dies Kunden und Mitarbeitern, die Krankenhausgesellschaft dem Klinikpersonal. Ärztepräsident Klaus Reinhardt sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Das ist ein sehr sinnvolles Instrument." Die App wirke natürlich nur dann, wenn man möglichst viele Menschen fürs Mitmachen gewinne. "Sie würde noch besser wirken, wenn man das System grenzüberschreitend in Europa gangbar machen könnte." Die AfD lehnte die App ab. "Die Regierung hat mit ihrem wochenlangen Hick Hack viel Vertrauen verspielt", sagte die Digitalpolitikerin Joana Cotar.
Die Corona-Apps der EU-Staaten sollen künftig auch Informationen untereinander austauschen können und so die Kontaktverfolgung von Infizierten über Ländergrenzen hinweg ermöglichen. Darauf einigten sich Deutschland und andere Länder, wie die EU-Kommission mitteilte. Dabei sind alle Länder, deren Apps auf dezentrale Datenspeicherung setzen. Neben Deutschland sind dies etwa 15 andere EU-Länder.
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