Refurbishment

Zurücknehmen und noch mal verkaufen lohnt sich für alle

von - 18.08.2021
Gebrauchte Smartphones
Foto: Maxx Studio/Shutterstock
Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung. Das Refurbishment von Smartphones wird dadurch vermehrt zum Thema für den stationären Handel.
Nachhaltigkeit ist ein absolutes Trend­thema, das gilt mittlerweile auch für die früher oft im Zweijahreszyklus genutzten Smartphones. Die Netzbetreiber und Hersteller haben zur Umweltverträglichkeit der Produkte gerade ein Eco Ranking eingeführt (siehe unten). Wenn der Begriff Nachhaltigkeit wirklich mit Leben erfüllt werden soll, dann muss vor allem auch der Elektroschrott reduziert werden, und dazu trägt ­eine längere Nutzungsdauer der Geräte bei.
Diese wird einerseits durch bessere Produktqualität, mehr langfristig verfügbare Software-Updates und den leichteren Tausch von Bauteilen erreicht. Andererseits hilft ein gut organisiertes System von professioneller Rücknahme, Wiederaufbereitung/Refurbishment und Recycling von Smartphones.
Refurbishment war bisher vor allem ein Thema bei iPhones, da diese im Wiederverkauf sehr lukrativ waren, es wird inzwischen aber – je nach Zustand des Gebrauchtgerätes – eigentlich für alle Modelle ab der Mittelklasse finanziell interessant.
Eigentlich kann jeder Händler in das Geschäft einsteigen, indem er Kundengeräte in Zahlung nimmt und selber Komponenten wie den Akku oder das Display wechselt. Doch der Anschluss an das System eines Refurbishment-Dienstleisters kann sich trotzdem lohnen, da dieser nicht nur die unter Umständen zeitraubenden Arbeiten erledigt, sondern auch günstiger Ersatzteile kaufen kann und eine Garantie gibt.
Rückgabe eines iPhone
Gerade alte iPhones werden wiederaufbereitet und dann weiterverkauft
(Quelle: Cunaplus/Shutterstock )
Dass der Refurbishment-Markt in den nächsten Jahren weiter stark wachsen wird, zeigt eine Studie des Software-Anbieters Blancco, nach der zwei Drittel der befragten Verbraucher in Deutschland innerhalb der nächsten zwei Jahre ein 5G-fähiges Smartphone kaufen wollen und von diesen immerhin 49 Prozent dabei auch ein Altgerät in Zahlung geben würden – das wären mehr als zehn Millionen Geräte. Als häufigster Grund dafür wurde der Erlös genannt, der helfe, das neue Smartphone zu finanzieren.
Die Blancco-Studie zeigt auch, dass mehr als zwei Drittel der befragten Kunden ihre Altgeräte lieber stationär abgeben würden, da sie auf Online-Plattformen zu wenig Unterstützung und Service erwarten sowie den Prozess bei der Bewertung als zu intransparent erachten.
Fast ein Drittel der Befragten hatten Sorgen, was mit ihren Daten auf dem Altgerät passiert, viele wissen zudem nicht, wie sie selbst Daten nachhaltig löschen können. Hier können Refurbishment-Profis am PoS also punkten, indem sie vor den besorgten Kunden den Löschvorgang demonstrieren.
Auf die künftige Verwendung ihrer in ­Zahlung gegebenen Smartphones haben die Endkunden bei den meisten Ankäufern keinen Einfluss, und sie erhalten darüber auch keine Informationen.

Alte Smartphones verlassen immer häufiger Europa

Nur ein Teil der abgelegten 4G-Smartphones wird wohl wieder hierzulande verkauft, obwohl selbst Elektronikketten wie Expert inzwischen Refurbed-Geräte in ihren Märkten anbieten. Viele der Second-Hand-Telefone gelangen aber nicht mehr in Europa in den Kreislauf, sondern werden oft von Großhändlern in Weltregionen wie Afrika exportiert, wo 5G noch keine Rolle spielt. Ob dort am Ende des längeren Lebenszyklus noch eine umweltgerechte Entsorgung stattfindet, ist allerdings fraglich. 

Mehr Gewissheit

Oft wissen Verbraucher wenig über die Umweltverträglichkeit eines Mobiltelefons. Das wollen die fünf Netzbetreiber Deutsche Telekom, Orange, Telefónica, Telia und Vodafone ändern und starten in 24 europäischen Ländern, darunter auch Deutschland, das Eco Rating.
Zunächst werden Smartphones von zwölf Herstellern bewertet: ­­CAT Phones, Doro, HMD Global / Nokia, Huawei, MobiWire, Motorola/Lenovo, OnePlus, Oppo, Samsung, TCL/Alcatel, Xiaomi und ZTE. ­Weitere Hersteller sollen folgen, vor allem fehlt Apple noch.
Jedes Gerät erhält einen Gesamt-Score von maximal 100 Punkten, außerdem werden mehrere Einzelkriterien wie die Langlebigkeit, die Reparaturfähigkeit, die Recycle-Fähigkeit, die Klimaverträglichkeit und die Ressourcenschonung bewertet und ausgewiesen. Dies basiert auf Informationen, die die Gerätehersteller geben. Ziel ist es, für Endkunden einheitliche und präzise Informationen über die Umweltauswirkungen in Zusammenhang mit der Herstellung, Nutzung, Entsorgung und dem Transport von Smartphones und Feature Phones zur Verfügung zu stellen.
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