Meltdown und Spectre gehören zu den schlimmsten Sicherheitslücken, die in den vergangenen Jahren gefunden wurden. Schon an den ersten Entdeckungen waren Wissenschaftler der Technischen Universität (TU) Graz beteiligt. Nun legen sie nach. Wie Daniel Gruss, Moritz Lipp, Michael Schwarz und Martin Schwarzl herausgefunden haben, gibt es eine weitere, bislang noch unbekannte Spectre-Variante, die diesmal aber über
Netzwerke ausgenutzt werden kann. Sie hat deswegen auch den neuen Namen „NetSpectre“ bekommen.
Anders als für die bisherigen Spectre-Lücken ist bei NetSpectre weder ein vorheriges Herunterladen und Ausführen von Schadcode, noch der Besuch einer mit Javascript manipulierten Webseite nötig, um die Sicherheitslücke auszunutzen. NetSpectre lässt sich nicht mehr nur lokal, sondern aus der Ferne einsetzen. Die Wissenschaftler bezeichnen ihre Erkenntnisse deswegen auch als „Paradigmenwechsel“. Mit NetSpectre sei es möglich, ein weit größeres Spektrum an netzwerkfähigen Geräten anzugreifen.
In einem nun
veröffentlichten Whitepaper [PDF] beschreiben die Wissenschaftler ihre neuen Erkenntnisse. Wie die anderen Spectre-Lücken auch richtet sich NetSpectre vor allem gegen Prozessoren von Intel. Der Hersteller wurde bereits im März dieses Jahres unterrichtet, hat aber mehrere Monate Zeit bekommen, um sich vorzubereiten.
Die Geschwindigkeit, mit der sich Daten mit Hilfe von NetSpectre über ein Netzwerk klauen lassen, sind allerdings sehr langsam. Sie liegen nach Angaben der Forscher bei nur 15 bis maximal 60 Bits pro Stunde. Es kann aber durchaus sein, dass in naher oder ferner Zukunft neue Möglichkeiten gefunden werden, um die Geschwindigkeit bei der Extraktion fremder Daten zu beschleunigen. Unternehmen sollten deswegen nicht den Fehler machen, NetSpectre zu schnell auf die leichte Schulter zu nehmen.