Verbände begrüßen Corona-Lockerungen - und üben zugleich Kritik

Vorsichtige und flexible Ausstiegsstrategie

von - 16.04.2020
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, nannte es klug, dass Bund und Länder eine "vorsichtige und flexible" Ausstiegsstrategie gewählt hätten. Zum einen setze sie ein klares Signal, dass der Schutz von Menschenleben und Gesundheit die oberste Priorität bleibe. Zudem gehe sie mit der nötigen Umsicht vor, da die Unsicherheit nach wie vor enorm groß sei.
Aber sie gibt der Politik aus Sicht des Ökonomen "genug Flexibilität, um auf neue Daten und Fakten angemessen reagieren zu können". Die Politik beweise damit Rückgrat und Standhaftigkeit, "indem sie den immer lauter werdenden Forderungen nach baldigen und möglichst weitgehenden Lockerungen widersteht" und nicht anderen Ländern mit deutlich schnelleren Ausstiegsstrategien folge.
Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, hält die Lockerungen maximal für ausreichend. "Es ist das absolute Mindestmaß des Notwendigen", sagte Hüther t-online.de. Er kritisierte die fehlende Abstimmung auf europäischer Ebene. "Vieles hängt auch an der europäischen Koordinierung, die leider nicht kraftvoll ist", so der Ökonom. "Jedes Land werkelt für sich."
Der Ökonom und langjährige Wirtschaftsweise Peter Bofinger ist skeptisch, dass die Lockerungen zu einem starken Anstieg der Binnennachfrage führen werden. Die Konsumlaune werde nicht sprunghaft steigen, sagte Bofinger. Grundsätzlich begrüßte der Ökonom, dass Bund und Länder eine Exit-Strategie aufzeigten. Aus Sicht des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) sind unter dem Gesichtspunkt des Erhalts von Betrieben und Arbeitsplätzen die vereinbarten Lockerungen zu zaghaft ausgefallen. Viele Selbstständige seien von einer Insolvenzwelle bedroht, sagte Verbandspräsident Mario Ohoven der Funke Mediengruppe.
Verwandte Themen