Cyber-Abwehr

Schweiz investiert Milliarden in Cyber-Truppe

von - 14.04.2022
Foto: Nicola Pitaro/VBS
Ein neues Cyberkonzept der Schweizer Armee sieht bis 2030 den sukzessiven Ausbau der IT-Abwehrfähigkeit vor. Das ist mit Investitionen verbunden. Die Rede ist von bis zu 2,4 Milliarden Franken.
Digitalisierte Truppen, Manipulation gegnerischer Funksprüche, Unterstützung der zivilen Behörden: Die Cyberabwehrfähigkeiten der Schweizer Armee sollen bis Mitte der 2030er-Jahre schrittweise ausgebaut werden. Der Bundesrat rechnet mit Milliarden-Investitionen. 
«Der Krieg ist zurück in Europa. Und wir sehen in der Ukraine, dass eine sichere militärische Kommunikation absolut notwendig ist», sagte Verteidigungsministerin Viola Amherd vor den Medien in Bern.
Die Risiken und Bedrohungen im Cyberraum sind laut Schweizer Bundesrat vielfältig: Sie reichen von kriminellen Aktivitäten über Spionage, Manipulation und Desinformation bis hin zum Einsatz offensiver Cybermittel in einem bewaffneten Konflikt. Von solchen Bedrohungen sei auch die Schweizer Armee betroffen.
Deshalb soll parallel zur Erneuerung der Mittel zum Schutz der Bevölkerung vor Bedrohungen aus der Luft in den kommenden Jahren auch die Cyberabwehr der Armee verstärkt werden. Die Umsetzung des verstärkten Cyberabwehrdispositivs wird schrittweise bis in die 2030er-Jahre hinein erfolgen, wie es in einer Mitteilung heißt.
Demnach ist mit Investitionen von 1,6 bis 2,4 Milliarden Franken zu rechnen. Die Betriebskosten betragen gemäß dem Konzept jährlich rund 15 Prozent der Investitionskosten. Die Finanzmittel würden jeweils im Parlament beantragt und aus dem ordentlichen Budget der Armee bereitgestellt. «Natürlich könnten wir schneller vorankommen, wenn das Armeebudget wächst», sagte Amherd.

Cyberkommando auf Kurs

Eine Expertengruppe hatte insgesamt drei Optionen zur Zukunft der Cyberabwehr ausgearbeitet, welche auf die Bedürfnisse der gesamten Armee eingehen. Alle Optionen können personalneutral, durch Umlagerung innerhalb der Gruppe Verteidigung, umgesetzt werden, wie es im Grundlagenpapier heißt. Laut Amherd müssten bei der Miliz vor allem weitere Cyberspezialisten rekrutiert werden. Der Bedarf an Milizpersonal liege zwischen 6000 und 7000 Soldaten.
Das Schweizer Parlament hatte in der Frühjahrssession grünes Licht gegeben für die Schaffung eines Cyberkommandos mit 575 Angehörigen. Das Kommando soll künftig die militärischen Schlüsselfähigkeiten in den Bereichen Lagebild, Cyberabwehr, IKT-Leistungen, Führungsunterstützung, Kryptologie und elektronische Kriegsführung bereitstellen. So sollen etwa ein Operationszentrum geschaffen, Schulungen mit Simulatoren ermöglicht und Systeme besser gegen Angriffe geschützt werden.

Großer Nachholbedarf 

Die Armee soll gemäß dem neuen Cyberkonzept auch einen punktuellen, dezentralen Schutz von wichtigen Infrastrukturen sicherstellen. Dazu können anderen Verbänden der Armee oder bei Bedarf zivilen Partnern bedarfsgerecht Mittel aus dem Cyberbataillon zugewiesen oder unterstellt werden. 
Ziel ist es, dass alle Akteure in der Lage sein müssen, sich möglichst selbstständig vor Risiken und gegen Bedrohungen im Cyberraum zu schützen. Das steht auch im aktuellen Bericht des Bundesrats zur Sicherheitspolitik. Heute sei die Schweiz in Sachen Digitalisierung «viel zu wenig weit fortgeschritten», heißt es darin. 
Verteidigungsministerin Amherd sagte kürzlich, dass sich die Sicherheitslage im vergangenen Jahr markant verschlechtert habe. Die Schweiz müsse sich auf eine deutliche weitere Verschlechterung einstellen. Angriffe im virtuellen Raum sind laut Amherd auch die offensichtlichste Gefahr, die für die Schweiz von Russland ausgeht.
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