Sicherheit

Google+ und das Chaos der Pseudonyme

von - 28.07.2011
Google+ und das Chaos der Pseudonyme
Viele Benutzer wollen ihre Privatsphäre mit Pseudonymen schützen. Google hält das für bedenklich und löscht massenhaft Profile bei Google+, hinter denen das Unternehmen ein Pseudonym vermutet. Das stößt bei vielen Nutzern auf Unverständnis.
Das soziale Netzwerk Google+ ist innerhalb kurzer Zeit sehr erfolgreich geworden. Inzwischen sollen auf dieser Plattform bereits 20 Millionen Besucher unterwegs sein. Aus den unterschiedlichsten Gründen sind viele Nutzer nicht gewillt, in ihrem Profil den richtigen Namen anzugeben. Darum haben sie sich stattdessen mit einem Pseudonym registriert. Inzwischen geht Google allerdings massiv dagegen vor. Accounts , die auf ein Pseudonym hinweisen, werden gesperrt. Danach ist nur noch Lesezugriff auf die Inhalte von Google+ möglich. Andere Dienste, etwa die Mail- und Kalender-Services, können die Betroffenen jedoch weiterhin nutzen.
Doch gibt es bei Google immer wieder Ungereimtheiten. So kam es zum Beispiel vor, dass manche Löschungen insbesondere bei bekannten Persönlichkeiten doch rückgängig gemacht wurden. Die Verhaltensregeln sind auch eher unklar formuliert. In den Inhalts- und Verhaltensrichtlinien für Nutzer heißt es: „Verwenden Sie den Namen, mit dem Sie normalerweise von Freunden, Familie und Kollegen angesprochen werden. Dies dient der Bekämpfung von Spam und beugt gefälschten Profilen vor. Wenn Ihr voller Name beispielsweise Sebastian Michael Müller ist, Sie normalerweise aber Bastian Müller oder Michi Müller verwenden, sind diese Namen auch in Ordnung.“ Nach den Regeln wären nur die Konten von Nutzer betroffen, die sich einen bizarren oder ganz offensichtlich falschen Namen gegeben hätten.
Inzwischen ist die Diskussion um die Klarnamen-Pflicht bei Google-Plus aus den USA auch nach Deutschland herübergeschwappt. Vor allem auf Google+ gibt es heiße Debatten. Im einem Beitrag zur Realnamendiskussion auf Google+ meldet sich auch der bekannte Blogger Sascha Lobo zu Wort.
In diesen Diskussionen ist stets eine Mehrheit für den Beibehalt von Pseudonymen. Der Google Mitarbeiter Andrew Bunner steuert gegen und ruft geradezu einen Feldzug gegen die „Fake Accounts“ aus. Die Befürworter des Pseudonym-Verbots führen üblicherweise Kriminelle, Pädophile, Online-Betrüger, psychisch Kranke oder Feiglinge als einzige mögliche Nutznießer von Pseudonymen an.
Das ist allerdings eine sehr einschränkte Sicht der Dinge. Schließlich gibt es Staaten, in denen die Identifizierung eines Regimekritikers zu langjährigen Gefängnisstrafen, Folter und Hinrichtung führen kann. Facebook und nun auch Google nehmen solchen System-Kritikern mit ihrer Realname-Pflicht somit eine wirkungsvolle und deswegen überaus wichtige Veröffentlichungsplattform.
Bei genauer Betrachtung ist die ganze Diskussion aber eigentlich irrelevant. Denn weder Facebook noch Google+ überprüfen bei der Anmeldung wirklich die Identitäten ihrer Nutzer. Der Name muss also nicht mit dem im Personalausweis übereinstimmen. Er sollte nur nicht als offensichtliches Pseudonym erkennbar sein.
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