Die Wissenschaftler Tilo Müller und Michael Spreitzenbarth von der Uni Erlangen haben ein auf den ersten Blick skurriles
Experiment durchgeführt. Sie wickelten ein Android-Smartphone Samsung Galaxy Nexus in einen Gefrierbeutel und steckten es für eine Stunde bei Minus 15 Grad in ein Gefrierfach. Danach konnten sie problemlos den Krypto-Schlüssel im Arbeitsspeicher des verschlüsselten Smartphones
auslesen. Seit Version 4.0 können Nutzer in Android persönliche Daten verschlüsseln. Dazu müssen sie diese Funktion allerdings erst in den Einstellungen aktivieren.
Daten in einem flüchtigen Speicher bleiben ohne Stromzufuhr kurzeitig enthalten, wenn dieser auf Temperaturen unter 10 Grad abgekühlt wird. Hingegen verschwinden Daten ohne Stromversorgung bei Raumtemperatur innerhalb weniger Sekunden aus dem Speicher. Diesen Umstand nutzten die Forscher für ihr Experiment. Nach dem Frosten nahmen sie den Akku kurz aus dem Smartphone und erzeugten so einen Reboot. Mit einer bestimmten Tastenkombination starteten sie den zuvor entsperrten Bootloader und luden ein Recovery-Image mit dem Namen „Frost“. Damit suchten sie dann nach dem Krypto-Schlüssel. Darüber hinaus konnten die Wissenschaftler auf private Daten wie die WLAN-Zugangsdaten, den WhatsApp-Chatverlauf, das Adressbuch sowie Fotos zugreifen.
Wer das Verfahren selbst ausprobieren möchte, findet die nötigen Programme auf der
Internet-Seite der Wissenschaftler. Es kann allerdings keine Garantie dafür übernommen werden, dass das Smartphone die frostigen Temperaturen unbeschadet übersteht.
Im Fachjargon heißt sie
Cold-Boot-Angriff. Dabei wird ein Computer bei niedrigen Temperaturen neu gestartet, ohne dass der Rechner zuvor richtig heruntergefahren wurde. Die Daten im Hauptspeicher bleiben erhalten. Auf diesem Weg lassen sich beispielsweise Schlüssel von TrueCrypt oder GPG auslesen.