Im Jahr 2011 verabschiedete die deutsche Bundesregierung das
De-Mail-Gesetz. Damit wurden Rechtsgrundlagen für die digitale Post geschaffen, so dass Privatnutzer sowie kleine und große Betriebe unkompliziert und rechtssicher behördliche und geschäftliche Kommunikation abwickeln können. Mit De-Mail wird eine Rechtsgrundlage geschaffen, die der Zustellungen eines Einschreibens auf herkömmlichem Postweg gleichkommt. Damit soll das Ende der Papierpost eingeleitet werden.
Bereits am 6. März 2012 erhielten die
Deutsche Telekom,
T-Systems und
Mentana-Claimsoft die entsprechenden Anbieter-Zertifikate vom
Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Die Partner Deutsche Telekom und 1 & 1 (
Web.de und
GMX) haben nun auf einer
Pressekonferenz angekündigt, Ende August zur
Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin mit dem Projekt "De-Mail" an den Start zu gehen.
Mit dabei sind bereits Großkunden wie
Allianz-Versicherung und
Targobank. Es gibt Voranmeldungen von etwa 1.5 Millionen Privatnutzern und mehreren Tausend Unternehmen. Die Deutsche Telekom sieht darin einen wichtigen Schritt in die "Gigabyte-Gesellschaft" und die richtige Antwort auf die in vieler Hinsicht unzulängliche E-Mail.
Mit kleinen Werbegeschenken wie Frei-E-Mails werden neben großen Unternehmen auch Privatkunden sowie kleine Betriebe gelockt. Ansonsten kostet den privaten Nutzer jede E-Mail 39 Cent. Großkunden müssen nach 6 Gratis-Monaten einen Grundpreis von rund 270 Euro pro 1000 Mitarbeiter bezahlen. Dennoch rechnet das Telekom-Vorstandsmitglied Niek Jan van Damme bereits im ersten Jahr mit einem Gewinn in dreistelliger Millionenhöhe. Internen
Berechnungen zufolge sollen im ersten Jahr 29 Prozent der Geschäftsbriefe und 39 Prozent des Faxverkehrs ersetzt werden, was im Gegensatz zur herkömmlichen Post 77 Prozent der CO2-Emissionen und 3,5 Milliarden Blatt Papier einsparen würde.
Datenschützer und Sicherheitsexperten kritisieren von Anfang an, dass De-Mai eine Sicherheit vorgaukelt, die es nicht gibt. Sie beruhe ausschließlich auf rechtlicher statt auf technisch bereits möglicher Basis. Begründung: DE-Mail ist nicht durchgehend verschlüsselt, sondern wird kurzzeitig beim Provider entschlüsselt. Damit sei dieses System längst überaltert und nicht vor Manipulationen geschützt.
Wäre es der Bundesregierung tatsächlich um technische Sicherheit gegangen, hätte sie auch auf eine verschlüsselte Ende-zu-Ende Kommunikation mit einer Technik wie
GnuPG setzen können. Immerhin wurde dieses Projekt aus Steuermitteln vom BMWi (Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie) gefördert.
Datenschützer kritisieren, dass es Regierungsbehörden darum gehe, jederzeit Zugriff auf die Daten zu erhalten. Doch was Regierungsangestellte können, können auch versierte Hacker. Kritisiert wird das Vorhaben unter anderem auch im
Wiki der Piratenpartei.