Globaler Ransomware-Angriff

Cyber-Attacke WannaCry wütet weltweit

von - 15.05.2017
Hacker an Tastatur
Foto: GlebStock / Shutterstock.com
Die globale Ransomware-Attacke "WannaCry" hat am Wochenende Schätzungen zufolge über 200.000 ungepatchte Rechner von Krankenhäusern, Unternehmen und Privatnutzern lahmgelegt. Die Angreifer nutzten dabei eine Lücke in Windows.
Am vergangenen Wochenende legte die Ransomware-Attacke "WannaCry" über 200.000 Windows-Systeme lahm. Betroffen von dem Vorfall waren Rechner von Krankenhäusern, Unternehmen und Privatpersonen. Für die Angriffe nutzten die Hacker eine Lücke in Windows, die bei den betroffenen PCs noch nicht gepatcht wurde, obwohl Microsoft bereits ein Update (MS17-010) bereitgestellt hatte.
Nach der massiven Cyber-Attacke warnen nun Experten vor neuen Angriffen. "Ich gehe davon aus, dass es von dieser Attacke früher der später eine weitere Welle geben wird", sagte Rüdiger Trost von der IT-Sicherheitsfirma F-Secure der Deutschen Presse-Agentur. Der Angriff über die Windows-Sicherheitslücke habe zu gut funktioniert, um aufzugeben.
Der britische IT-Forscher, der die Ausbreitung des Erpressungstrojaners am Freitag gestoppt hatte, glaubt sogar an eine baldige neue Attacke. "Vielleicht nicht am Wochenende, aber möglicherweise am Montagmorgen", sagte der 22-Jährige, der weiterhin anonym bleiben will, dem Sender BBC. "Da ist viel Geld im Spiel. Es gibt keinen Grund für sie, aufzuhören." Es sei kein großer technischer Aufwand, den Software-Code zu ändern und eine neue Angriffswelle zu starten.

Cyberattacke in mindestens 150 Länder

Am Sonntag wurde bekannt, dass das Ausmaß des Angriffs größer ist als zunächst angenommen: Nach Angaben von Europol traf die Attacke mindestens 150 Länder. "Nach der letzten Zählung hat es 200.000 Opfer gegeben", sagte der Chef der europäischen Ermittlungsbehörde, Rob Wainwright, am Sonntag dem britischen Fernsehsender ITV. Darunter seien auch große Firmen. Er rechnete außerdem noch mit einer steigenden Zahl zu Beginn der neuen Arbeitswoche. Europol schlug ein internationales Vorgehen der Behörden vor, um die Hintermänner zu finden. Wainwright hält es für wahrscheinlich, dass mehrere Personen für den Cyber-Angriff verantwortlich sind.
Die Rechner waren am Freitag von Erpressungstrojanern befallen worden, die sie verschlüsseln und Lösegeld verlangen. Der anonyme britische Experte hatte im Code der Schadsoftware eine von den Autoren eingebaute "Notbremse" gefunden, die er auch auslöste und damit die Ausbreitung des Erpressungstrojaners vorerst stoppte. In Deutschland übernahm das Bundeskriminalamt am Samstag die Ermittlungen. Netze der Bundesregierung seien nicht betroffen gewesen, teilte das Innenministerium mit.
Tausende Unternehmen und Verbraucher stehen unterdessen vor der bangen Frage, ob sie in Kauf nehmen, dass ihre Daten in wenigen Tagen unwiederbringlich verloren gehen könnten - oder ob sie das geforderte Lösegeld bezahlen. Die Angreifer haben straffe Fristen gesetzt: Zunächst wollten sie 300 Dollar (275 Euro) für die Entsperrung, ab diesem Montag das doppelte - und am Freitag (19. Mai) werden alle Daten angeblich gelöscht.
Als erstes waren am vergangenen Freitag Fälle aus Großbritannien bekannt geworden. Nach offiziellen Angaben traf der Cyber-Angriff 48 Organisationen des staatlichen Gesundheitsdienstes NHS allein in England. In Spanien war der Telekom-Konzern Telefónica betroffen und in den USA der Versanddienst FedEx. Renault stoppte am Samstag die Produktion in mehreren französischen Werken - um die Ausbreitung der Schadsoftware zu verhindern, wie es hieß.
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