Datensicherheit
Cloud gegen Ransomware
von
Markus
Selinger - 12.10.2021

Foto: Shutterstock / MZinchenko
Durch Ransomware verschlüsselte Daten lassen sich dank permanenter Cloud-Kopien einfach wiederherstellen.
In Studien zu den größten Sicherheitsgefahren für Unternehmen stehen Ransomware-Angriffe auf einem vorderen Platz. Es kann jede Firma treffen.
Wie schwer der Schaden ist, hängt davon ab, wie gut ein Unternehmen auf einen solchen Angriff vorbereitet ist. Eine gute Endpoint-Security-Software ist ein Muss, hinzu kommen weitere Sicherheitsmodule, etwa Endpoint Detection and Response (EDR), Security Information and Event Management (SIEM) oder Data Loss Prevention.
All diese Lösungen helfen zwar bei der Abwehr von Eindringlingen, nicht aber bei einer erfolgreichen Ransomware-Attacke und verschlüsselten Daten. Hier sind Datensicherungen gefragt, klassische Backups haben allerdings ein zu großes Zeitfenster.
Im Fall des Falles
Wie sieht der Notfall in einem Unternehmen typischerweise aus, wenn eine Ransomware ausgeführt wurde? Meist gelangt die Ransomware auf die Workstation eines Mitarbeiters und führt sich zunächst dort aus. Vor einer Verschlüsselung der Daten sucht die Malware weitere lokale und Netzlaufwerke, um auch dort alle vorhandenen Daten zu verschlüsseln und sich weiterzuverbreiten. Im schlimmsten Fall kann auf diese Weise ein gesamtes Netzwerk überrollt und es können Daten auf allen Systemen verschlüsselt werden.
In der Regel trifft es aber nur einen Teil der genutzten PCs. Eine Neueinrichtung wäre eigentlich kein größeres Problem. Die nötigen Windows-Systeme haben fähige Administratoren als Images immer bereitliegen. Und für alle weiteren Einstellungen stehen fertige Systemregeln und Profile zur Verfügung. Selbst alle E-Mails sind noch vorhanden, da sie auf gesonderten Servern liegen.
Das große Problem sind die aktiven Daten – mit Anschreiben, Rechnungen, Bestellungen, Berichten und so weiter. Diese hat die Ransomware verschlüsselt, sie stecken nicht tages- oder stundenaktuell in Backups.
Wiederherstellung aus der Cloud
Kommt an einem Mitarbeiter-PC hingegen ein Cloud-Service zum Einsatz, zum Beispiel OneDrive for Business oder Dropbox Business, dann sichern und synchronisieren diese Services alle aktiv genutzten Daten eines definierten physischen Laufwerks permanent mit der Cloud.
Bei einer Ransomware-Attacke passiert dann Folgendes: Auch die zu synchronisierenden Daten werden durch die Ransomware verschlüsselt, in die Cloud transportiert und die dort vorhandenen Daten werden ersetzt. Damit ist einem Unternehmen natürlich noch nicht geholfen. Aber die Cloud verfügt über weitere Lösungsmöglichkeiten, im Fall einer Attacke reagiert sie manchmal sogar mit.
Bei OneDrive for Business sieht das beispielsweise so aus: Alle von der Ransomware verschlüsselten aktiven Daten werden in die Cloud übertragen. Die Dateien sind dabei umbenannt und tragen in der Regel eine einheitliche Dateiendung. So wird zum Beispiel bei einer Attacke durch die Ransomware Dharma aus der Datei „arch7101.ntx“ die Datei „arch7101.ntx.id-4A25516F.[adobepay@airmail.cc].adobe“. Auf dem Cloud-Speicher wird die alte Datei durch die neue ersetzt. Diesen massenhaften Vorgang erkennt das System als Ransomware-Attacke – und stoppt das Ersetzen der Dateien. In den meisten Fällen wird der Anwender sogar gefragt, ob er den Vorgang rückgängig machen will. Ist die Ransomware-Attacke aber voll im Gang, hat er oft keinen Zugriff mehr auf den PC. Das macht aber nichts, da die Cloud-Umgebung davon unabhängig per Browser erreichbar ist.
Datenrettung aus der Versionierung
Alle in den Business-Cloud-Services gespeicherten Daten unterliegen einer automatisierten Versionierung. Das bedeutet, dass das System von einer bearbeiteten Datei normalerweise bis zu 30 Versionen, sortiert nach der Bearbeitungszeit, aufbewahrt. Je nach Definition hebt das System die geänderten Daten 90 Tage bis hin zu keinem Löschdatum auf. Eine erste Dateiversion ist nach einer Attacke immer vorhanden, da die Ransomware die letzte Version überschreibt und sie somit als geändert gesichert wird.
Nach einer Ransomware-Attacke lassen sich auch einzelne Dateien auf Wunsch wiederherstellen. Da die Wiederherstellung für alle aktiven Daten eines Nutzers oder einer Abteilung zu umständlich wäre, bieten die Business-Cloud-Services eine Wiederherstellung der Daten nach Datum und Uhrzeit – teilweise sogar für den gesamten Datenbestand.
OneDrive for Business hat dafür einen Zeitstrahl, auf dem sich das genaue Datum und die Uhrzeit wählen lassen. Nach einer Bestätigung wird der gesamte Datenbestand in den Zustand vor der Ransomware-Attacke zurückversetzt. Wenn also ganze Abteilungen oder Teams statt eines Datei-Servers im Unternehmen eine Business-Cloud nutzen, dann bedeutet eine Ransomware-Attacke zwar immer noch viel Aufwand für den Support. Das Thema Verlust unersetzlicher Daten und die Konfrontation mit einer Erpressung und den damit einhergehenden, oft horrenden Lösegeldforderungen sind aber meist schnell vom Tisch.