Ist die Bundestagswahl manipulierbar?

Überreaktionen oder wohl überlegte Schutzmaßnahmen?

von - 24.08.2017
Jede Menge Überreaktionen? Wohl kaum. Wie angreifbar die Systeme sind, hat sich vor den Wahlen in den USA und Frankreich gezeigt. Mitten in der heißen Phase des Wahlkampfs um die US-Präsidentschaft tauchten im Netz interne E-Mails der Demokratischen Partei auf, die Kandidatin Hillary Clinton in ein schlechtes Licht rückten. Und das Team um den heutigen französischen Präsidenten Emmanuel Macron wurde quasi in allerletzter Minute mit geleakten Dokumenten - ergänzt um gefälschte Informationen - konfrontiert. In beiden Fällen deuten Spuren auf eine russische Hackergruppe hin, die nach Ansicht von Experten auch für den Hackerangriff auf den Bundestag vor zwei Jahren verantwortlich sein könnte.
Rückblick: 2015 gelangten Hacker über sogenannte Phishing-Mails in das Computersystem des deutschen Parlaments. Den IT-Experten blieb nichts anderes übrig, als in der Sommerpause für mehrere Tage offline zu gehen. Alle Systeme wurden heruntergefahren und komplett überarbeitet, um sie sicherer zu machen. Doch bis dahin hatten die Kriminellen bereits wochenlang das Netzwerk ausspionieren können. Und es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass ein Teil des abgesaugten Materials nun im Bundestagswahlkampf auftaucht.

Kein Netz der Welt ist zu 100 Prozent sicher

Schönbohm sagt mit Blick auf die damaligen Ereignisse: "Die Vergangenheit kann man nicht ändern. Aber wir haben Maßnahmen getroffen, um solche Attacken zu erkennen und Datenabflüsse zu verhindern." Der BSI-Chef verweist auf mehrere digitale Angriffsversuche in den vergangenen Monaten, die erfolgreich abgewehrt worden sind - etwa auf Parteien, Stiftungen, Verbände und auf ranghohe Entscheider.
Ist der Bundestag nun wirklich geschützt vor Cyberangriffen? Dort und in vergleichbaren Parlamenten werde man immer recht offene Netze finden, sagt ein Sicherheitsexperte, der nicht namentlich genannt werden will. "Da gehen so viele Menschen ein und aus, die mitunter ihre eigenen Geräte mitbringen". Im Vergleich dazu seien die Mauern im Kanzleramt deutlich höher. "Aber letztendlich ist kein Netz der Welt 100 Prozent sicher."
BSI-Chef Schönbohm geht davon aus, "dass unsere Vorbereitungen ausreichen, auch weil wir frühzeitig damit begonnen haben". Es sei ein bisschen wie bei den Olympischen Spielen. "Man bereitet sich gründlich vor, man trainiert intensiv. Mehr kann man nicht tun."
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