Studie von Proofpoint

Immer mehr betrügerische Domains

von - 26.08.2019
Hacker vor Laptop
Foto: iAmMrRob / Pixabay
Mit der Zunahme von Top-Level-Domains (TLDs) gibt es immer mehr betrügerische Webadressen. Rund 96 Prozent aller Firmen haben daher einen täuschend echt wirkenden Fake-Zwilling im Web.
Fake-Domains mit Security-Zertifikat
Immer häufiger verfügen Fake-Domains über Sicherheitszetrifikate.
(Quelle: Proofpoint )
Betrügerische Domains gefährden Unternehmen, Marken, Kunden und Mitarbeiter. Und deren Anzahl steigt stetig, berichtet der Cybersecurity-Spezialist Proofpoint in seinem jüngsten Domain Fraud Report 2019. Demnach stieg zwischen dem ersten und vierten Quartal 2018 die Anzahl an Registrierungen betrügerischer Domains um 11 Prozent an. Nahezu alle von Proofpoint identifizierten betrügerischen Domains blieben über den Beobachtungszeitraum hinweg aktiv - also weiterhin registriert - und konnten daher für Angriffe genutzt werden. Außerdem verfügten mehr als 15 Prozent über ein Mail Exchanger Record (MX Record), der darauf schließen lässt, dass über diese Domain E-Mails gesendet werden.
Ein Viertel der betreffenden Seiten wiesen darüber hinaus Sicherheitszertifikate auf, die viele Internetnutzer fälschlicherweise mit Legitimität und Sicherheit assoziieren. Damit verfügt ein höherer Anteil betrügerischer Domains über Sicherheitszertifikate verglichen mit der Gesamtheit aller registrierten Web-Adressen.

Neue TLDs verschärfen das Problem

Betrügerische Domains nutzen häufig die gleichen Top-Level-Domains (TLDs), Domain-Registrare und Webserver wie legitime Domains, um Marken nachzuahmen und Nutzer in die Irre zu führen.
In den vergangenen Jahren wurde die Situation insofern verschärft, als weltweit neue TLDs eingeführt wurden. Damit wurden die Möglichkeiten für Cyberkriminelle nochmals erweitert. Denn im Zuge der Einführung neuer TLDs wie .app, .icu und vielen weiteren im Jahr 2018, wuchs auch die Auswahl an Registrierungsmöglichkeiten für betrügerische Domains. Proofpoint fand  in diesem Zusammenhang heraus, dass Angreifer sich diese neuen TLDs zunutze machen, um Domain-Namen zu registrieren, die den ".com"-Domains bekannter Top-Marken ähneln.
Mit dramatischen Folgen: Für 96 Prozent aller Unternehmen ließen sich laut der Studie wortgleiche Fake-Domains ihrer markeneigenen Domain finden, die unter einer anderen TLD  wie etwa ".net" statt ".com" auftraten. Bei 76 Prozent fanden sich außerdem sogenannte Lookalike-Domains, bei denen also der Markenname nur geringfügig abgeändert wird - beispielsweise wird ein O mit einer Null ersetzt. Dieser Domain-Betrug habe die meisten Branchen und Regionen betroffen, heißt es in dem Bericht weiter.

Eldorado für Fälscher

Aber auch Anbieter von "Blenderware" und von illegalen Imitaten bedienen sich der Masche. Für mehr als 85 Prozent der führenden Einzelhandelsmarken fanden sich nämlich Domains, die Produktfälschungen anboten. Die Analyse von Proofpoint ergab im Schnitt für jede Einzelhandelsmarke mehr als 200 solcher Webseiten. Darüber hinaus verfügen Domains, die gefälschte Waren verkaufen, deutlich häufiger über Sicherheitszertifikate als das bei anderen Formen von betrügerischen Domains der Fall ist. Auf diese Weise sollen die Internetadressen für potenzielle Käufer legitim erscheinen.
"Ähnlich wie viele der momentan am häufigsten zum Einsatz kommenden Angriffsmethoden zielt Domain-Betrug eher auf Einzelpersonen denn auf die technische Infrastruktur ab", kommentiert Ali Mesdaq, Direktor für Digital Risk Engineering bei Proofpoint die Studienergebnisse. Hierfür würden Social-Engineering-Techniken genutzt, um Nutzer glauben zu lassen, dass die Domains, auf die sie zugreifen, legitim seien, erklärt er weiter. "Aufgrund der relativ geringen Hürden bei Domainregistrierungen und der vergleichsweise einfachen Umsetzung krimineller Aktivitäten auf Basis von betrügerischen Domains ist es wichtig, dass Unternehmen wachsam bleiben, wenn es um verdächtige und potenziell gefährliche Domains geht, die ein Risiko für ihre Marke und für ihre Kunden bergen können", rät der Spezialist daher.
Die Untersuchung  basiert auf einer zwölfmonatigen Analyse der Active Domains Database von Proofpoint, die Daten von über 350 Millionen Domains enthält. Sie umfasst somit praktisch alle im Web genutzten Adressen, inklusive solcher, die mit kriminellen Absichten erstellt wurden.
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