EU stärkt Fintechs den Rücken

Unmut der Geldhäuser und zusätzliche Sicherheit

von - 07.03.2017
Wenig begeistert sind daher die Geldhäuser. Es sei "unverständlich", dass Drittdienste einen gesetzlich definierten Zugang zur Infrastruktur der Banken hätten, der umgekehrt nicht gelte, monierte Andreas Krautscheid vom Bundesverband deutscher Banken. Berater Steger glaubt, dass PSD2 die Banken viel Geld kosten wird, wenn sie passiv reagieren. "Die etablierten Geldhäuser könnten im Privatkundengeschäft bis zu 40 Prozent ihres Gewinns verlieren."
Verbraucher müssen indes nicht fürchten, dass Firmen künftig unkontrolliert auf ihre Daten zugreifen. "Bankkunden müssen ihnen explizit die Erlaubnis für eine Weitergabe erteilen", sagt Ulrich Binnebößel, Experte für Zahlungsverkehr beim Handelsverband HDE. Zudem dürften Institute nur für den angefragten Zweck Daten herausgeben. Stimmen Verbraucher zu, geschieht der Zugriff über Schnittstellen bei der Hausbank. "Die hohen Sicherheitsstandards bleiben erhalten", so der Bankenverband Deutsche Kreditwirtschaft.

Zusätzliche Sicherheit im Zahlungsverkehr

Für mehr Sicherheit sollen zudem strengere Regeln etwa bei Kartenzahlungen im Netz sorgen. So müssen Kunden nach PSD2 neben den Kartendaten wie der Kontonummer ein zweites Merkmal wie eine TAN oder einen Fingerabdruck eingeben. Der Handel ist aber skeptisch. "Zahlungen im Internet werden erschwert, der zusätzliche Verbraucherschutz ist fraglich", sagt Binnebößel.
Finanziell jedoch dürfte der Handel profitieren. Müssen Verkäufer bei Zahlungen per Kreditkarte relativ hohe Gebühren an die Kartenfirmen leisten, könnten neue Zahlungsdienste für mehr Wettbewerb sorgen - und Kosten senken. Für Verbraucher, die beim Online-Einkauf ohnehin die Wahl etwa zwischen Lastschrift, Rechnung oder Kreditkarte haben, liegt der Vorteil hingegen in digitalen Angeboten von Drittanbietern.
Doch wollen deutsche Verbraucher solche überhaupt? Sie gelten als konservativ und schätzen oft Bargeld. Das täusche, so Berater Steger. Über 60 Prozent der Bankkunden hierzulande erledigten ihre Geschäfte online. Mobil per Smartphone oder Tablet zahlten erst sieben Prozent. Doch 60 Prozent der Kunden hätten grundsätzlich Interesse, solange es sichere und attraktive Wege gebe. "Selbst bei den über 60-jährigen sind es mehr als 40 Prozent", sagt Steger. Vielleicht brauche es noch etwas Zeit. "Aber der Markt ist reif und die Technik da."
Handelsexperte Binnebößel indes ist skeptisch. Der Nutzwert von PSD2 sei für Verbraucher noch schwer zu fassen. Doch immerhin erleichtere sie Alternativen zur Bank. "Der Kunde hat dann die Wahl."
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