Digitale Erwerbsarbeit

Crowdworking - Freiheit mit kreativer Konkurrenz

von - 10.08.2016
Crowdworking
Foto: Rawpixel.com / Shutterstock.com
Es klingt eigentlich ganz toll. Unternehmen vergeben über Plattformen Hilfsarbeiten an Externe - und diese suchen sich dann aus, worauf sie Lust haben. Doch Crowdworking kann die soziale Sicherheit gefährden.
Hip sieht es aus im Berliner Büro von Jovoto. Die globale Kreativ-Plattform hat sich in Kreuzberg niedergelassen. Draußen flanieren die Hipster, drinnen schmücken ausgefallene Designs Regale und Wände - entworfen von Kreativen, die allerdings nicht hier arbeiten.
Taschenmesser
Auf Taschenmessern sind Designs von Künstlern zu sehen, die über die Crowdworking-Plattform Jovoto engagiert wurden.
(Quelle: Sophia Kembowski)
Jovoto ist eine Crowdworking-Plattform, die sich auf Design und Architektur spezialisiert hat.
Große Unternehmen wie Villeroy & Boch oder Organisationen wie Greenpeace suchen über die Internetseite von Jovoto Kreative, die Aufgaben für sie erfüllen. Die Crowdworker reichen ihre Ideen ein - die beste bekommt den Zuschlag. "Es geht nicht darum, dass die eigenen Leute im Unternehmen nicht gut sind", erklärt Katharina Brendel von Jovoto. "Aber es gibt keine Firma, die das beste Talent auf der Welt hat." Da will Jovoto helfen - rund 80. 000 Kreative bilden die Crowd. Sie entwerfen Designs und Konzepte für Geschirr, Plakate, Taschenmesser oder ganze Wohnungen.

Kritik an digitialer Erwerbsarbeit

Diese neue Form der digitalen Erwerbsarbeit hat aber auch Kritiker. Der Vorwurf: Firmen ziehen sich aus ihrer Verantwortung zurück, lagern Arbeit an Selbstständige aus, die in der Crowd ums Überleben kämpfen. "Die soziale Absicherung wird einseitig von den Crowdworkern bestritten", kritisiert Nadine Müller von der Gewerkschaft Verdi.
Mindestlohn, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Kündigungsschutz - all das gibt es für die Crowdworker nicht. "Wenn sich jemand freiwillig für die Selbstständigkeit entscheidet, ist das eine Sache", sagt Müller. "Doch wenn Menschen dazu getrieben werden, weil Unternehmen Kosten sparen wollen, ist das ein Problem."
Crowdworker beklagen sich zum Beispiel über fehlende Qualifizierungsmöglichkeiten, fand Jan Marco Leimeister in einer von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Studie heraus. Auf der anderen Seite schätzen sie Flexibilität in der Aufgabenwahl sowie zeitliche und örtliche Ungebundenheit. "Sie können frei wählen, welche Aufgaben sie wann und wo bearbeiten wollen", erklärt Leimeister.
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