Was können Sleep-Tracker-Apps wirklich?

Kontrolle über die Schlafmenge

von - 30.06.2017
Prof. Ingo Fietze ist Schlafforscher an der Berliner Charité und begrüßt es, dass die Apps den Nutzern ihr Schlafverhalten bewusst machen: "Im Schnitt soll man 7,5 Stunden schlafen. Mit solchen Apps hat man die Kontrolle über seine Schlafmenge und kann am Ende der Woche schauen, ob man das Soll erreicht hat." Er weist aber auch darauf hin, dass eine App nicht mit der Untersuchung in einem Schlaflabor vergleichbar ist, bei der auch Hirn- und Muskelaktivität sowie Augenbewegungen gemessen werden.
Eine Funktion, die besonders verlockend erscheint und Teil fast aller Sleep Tracker ist, ist der sogenannte Smart Alarm. Dieser weckt den Schlafenden nicht zu einem festen Zeitpunkt, sondern innerhalb einer Zeitspanne: Statt um Punkt 6:30 Uhr klingelt das Handy zwischen 6 Uhr und 6:30 Uhr - und zwar dann, wenn der Schlaf leicht ist. Dadurch kommt man morgens leichter aus dem Bett, versprechen die Entwickler.
Alfred Wiater von der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) sieht die Funktion aber kritisch: "Der beste Start in den Tag ist sicherlich gewährleistet, wenn man ausgeschlafen von alleine aufwacht." Wer so oder so aufstehen muss, wenn der Wecker klingelt, treffe mit dem Smart Alarm auf jeden Fall eine gute Entscheidung: "Sleep Tracker können auf jeden Fall mehr als nur Placebo." Trotzdem seien sie oft ungenau und könnten deshalb Schlafstörungen teils sogar begünstigen statt ihnen entgegenzuwirken.

Datenschutzrechtliche Bedenken

Julia Struck hat zudem datenschutzrechtliche Bedenken: "Wer Sleep-Tracker am Smartphone benutzt, sollte sich bewusst sein, dass die Daten gesammelt werden. Die App weiß, wie viel man sich bewegt und wie lange man schläft." Was später genau mit den Daten geschieht, sei nicht bekannt. "Die Anbieter sichern sich aber oft umfassende Rechte an ihnen."
Um alle Funktionen der Apps nutzen zu können, muss man sich häufig registrieren und neben einer E-Mail-Adresse Geburtsdatum, Geschlecht sowie seinen Namen angeben.
Sleep-Tracker können also helfen, das eigene Schlafverhalten kennenzulernen und für einen erholsamen Schlaf sensibilisieren. Das gilt aber nur für Gesunde. Wer chronische Schlafprobleme hat, findet in Apps keinen Ersatz für eine ärztliche Behandlung, betont Prof. Fietze: "Dauerhaft gestörter Schlaf braucht den Schlafexperten."
Verwandte Themen