Breitband über die Antenne

LTE als Festnetzalternative zu Hause?

von - 22.09.2017
LTE
Foto: Wright Studio / shutterstock.com
Wo kein Kabel hinreicht, muss der Funk herhalten. Breitbandinternet über LTE ist mittlerweile in vielen Teilen Deutschlands eine Alternative. Immer mehr Angebote sind auf dem Markt. Allerdings taugt der Turbofunk längst nicht für alle Bedürfnisse.
Fritzbox 6890 LTE
Die Fritzbox 6890 LTE kann sowohl per DSL als auch über Funk ins Netz gehen und dabei ein Heimnetzwerk unterhalten.
(Quelle: dpa )
LTE ist schnell, richtig schnell. Wer die Mobilfunktechnik das erste Mal nutzt, bemerkt im Vergleich zu UMTS oder einer langsamen DSL-Leitung sofort den schnellen Verbindungsaufbau und die flotte Datenübertragung.
Immer häufiger vermarkten die großen Netzanbieter LTE nun auch als Internet-Alternative zum Festnetz für zu Hause. Statt über die Telefonleitung oder das Fernsehkabel kommt das Internet über die Antenne ins Haus. Aber taugt das was?
"Die Produkte am Markt sind durchaus eine Alternative", sagt Nick Kriegeskotte vom IT-Verband Bitkom. "Besonders dann, wenn man über DSL nur langsame Verbindungen erreichen kann." Gerade Bewohner ländlicher Regionen am Ende des Kabels kennen das. Falls ein DSL-Anschluss verfügbar ist, bietet er häufig nur langsame Geschwindigkeiten.

Bis zu 50 Prozent der Haushalte haben keine schnelle Internetverbindung

Ein Blick in den Breitbandatlas des Bundesministeriums für Verkehr und Infrastruktur zeigt: Mehr als 16 Megabit pro Sekunde (MBit/S) gibt es in weiten Teilen Westdeutschlands für 5 bis 25 Prozent der Haushalte nicht. Im Osten schauen in manchen Regionen bis zu 50 Prozent der Haushalte beim Thema flottes Netz über die Leitung in die Röhre. Per LTE soll das alles schneller gehen - ohne Kabel und Stecker.
Wer prüfen will, ob LTE eine Alternative für daheim sein könnte, sollte die Netzabdeckungskarten der Anbieter prüfen, rät Markus Weidner vom Telekommunikationsportal "Teltarif.de". Denn solides LTE ist längst nicht überall und von allen Anbietern verfügbar.
Gute LTE-Verbindung ist auch nur die halbe Miete, sagt Weidner. Auch eine gute UMTS-Versorgung ist wichtig. Ist die nicht gewährleistet, herrscht bei mangelndem LTE-Empfang Schneckentempo, wenn die Verbindung auf die langsame EDGE-Technik zurückfällt. Videostreams, schnelles Surfen und Downloads sind dann nahezu unmöglich.
Grundsätzlich gilt für die von den Netzbetreibern versprochenen Geschwindigkeiten: Sie sind in der Theorie möglich, in der Praxis erreichen Nutzer die 50, 150 oder 300 MBit/S aber eigentlich nie. Das hat mehrere Gründe. Zum einen, weil LTE ein sogenanntes Shared Medium ist, erklärt Nick Kriegeskotte. Alle Nutzer einer Funkzelle teilen sich die maximale Geschwindigkeit. Je mehr Nutzer es gibt, desto weniger bleibt für den Einzelnen übrig. Zum anderen dämpfen Hindernisse zwischen Funkmast und LTE-Gerät den Empfang. Maximale Geschwindigkeit im Haus ist also eher unwahrscheinlich.
Ist der Empfang an der eigenen Adresse gut, muss die Technik geklärt werden. Gab es früher für den PC eigentlich nur den Datenstick, sind im Handel mittlerweile leistungsfähige LTE-Modems mit Router verfügbar. Sie verbinden das Haus mit dem Netz und stellen gleichzeitig WLAN für Smartphones und Notebooks bereit.
Beispiele sind Vodafones Gigacube oder die Fritzboxen 6820 und 6890 LTE von AVM. Der Speedport Hybrid der Telekom kann sogar DSL- und LTE-Verbindungen bündeln. Wer sich für diese Lösungen entscheidet, kann häufig auch externe Antennen für besseren Empfang anschließen. Es ist aber auch möglich, den PC mit einem LTE-Smartphone (Tethering) oder einem USB-LTE-Stick zu verbinden.
Verwandte Themen