Bildung

Hausaufgaben übernimmt die KI

von - 01.02.2023
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Von Irena Güttel, dpa

Künstliche Intelligenz, die Glückwunschkarten, Gedichte oder Sachtexte schreibt - und dabei verblüffend menschlich klingt. Schulen und Unis bereitet das Sorgen. Wird ChatGPT das Lernen verändern?
Durchbruch, Meilenstein, Zeitenwende - diese Worte hört man immer wieder, wenn Fachleute über ChatGPT sprechen. Mit dem Chatbot kann man sich im Internet nicht nur unterhalten. Er verfasst mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) auf Kommando auch Aufsätze, Gedichte, Briefe und alle möglichen anderen Texte - und begeistert dabei mit seinen Fähigkeiten. Lehrenden an Hochschulen und Schulen gibt das zu denken. Steht das Ende schriftlicher Hausarbeiten bevor?
Diese Entwicklungen werden die Schule verändern, wie die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Berlins Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD), jüngst dem Informationsdienst «Bildung.Table» sagte. ChatGPT sei zwar noch sehr neu. «Aber das ist jetzt in meinem Fokus – ganz, ganz vorne.» Noch im Januar wollte sich eine KMK-Kommission nach Angaben eines Sprechers mit dem Thema Künstliche Intelligenz beschäftigen.
Auch der Deutsche Hochschulverband verfolgt die Fortschritte bei ChatGPT und anderen KI-Anwendungen genau. Erkenntnisse, ob und in welchem Ausmaß Studierende schon heute mit dem Textgenerator arbeiteten, lägen zwar nicht vor, sagt Sprecher Matthias Jaroch. «Es wäre jedoch lebensfremd, nicht davon auszugehen, dass Studierende ChatGPT nutzen oder nutzen werden.»

GEW warnt vor Gefahren

Der bayerische Realschullehrerverband sieht das ähnlich: «Dass diese Entwicklungen Schülerinnen und Schülern verborgen bleiben, ist ein Irrglaube», meint der Digitalbeauftragte Ferdinand Stipberger. Es liege auf der Hand, dass diese Chatbots wie ChatGPT bei den Hausaufgaben verwendeten. Die Expertin Anja Bensinger-Stolze von der Schulgewerkschaft GEW sieht darin eine große Gefahr: Schülerinnen und Schüler lernten nicht mehr, Bezüge herzustellen, wenn sie KI-generierte Texte einfach abtippten, um die Hausaufgabe abhaken zu können, meint sie.
Kreativität und kritisches Denken - das könnte nach Ansicht von Bildungsfachleuten auf der Strecke bleiben - und gerade letzteres ist auch beim Umgang mit Künstlicher Intelligenz wie ChatGPT wichtig. «Auch wenn das Modell bereits sehr gut funktioniert, gibt es noch immer des Öfteren falsche Antworten, die gleichzeitig allerdings sehr überzeugend klingen», erläutert die Informatikprofessorin Iryna Gurevych von der Technischen Universität Darmstadt.
Fragt man ChatGPT zum Beispiel nach Olaf Scholz heißt es: «Er ist der Bundesfinanzminister und Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland im Kabinett Merkel IV.» Und Bundeskanzlerin ist demnach immer noch Angela Merkel.
Woran das liegt, kann ChatGPT auf Nachfrage selbst erklären: «Mein Wissensstand bezieht sich auf die Zeit bis zu September 2021, daher kann ich nicht auf aktuelle Entwicklungen nach diesem Datum eingehen», erläutert der Chatbot und gibt gleich einen wichtigen Tipp: «Es ist wichtig zu beachten, dass es immer möglich ist, dass meine Antworten nicht mehr auf dem aktuellen Stand sind, und es ist ratsam, diese Informationen zu überprüfen und zu verifizieren.»
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