Künstliche Intelligenz

So soll KI humanitäre Hilfe revolutionieren

von - 15.05.2018
KI
Foto: metamorworks / Shutterstock.com
Künstliche Intelligenz krempelt die Welt wie einst die Dampfmaschine um. Maschinen lernen selbst und sind teils besser als Spezialisten. Das soll auch eine Turbozündung für humanitäre Hilfe werden.
Flucht, Angst, Hunger quälen die kleinen Kinder seit Tagen, und dann kommen auch noch Fremde, die sie am Arm packen und das Messband anlegen: für Flüchtlingskinder ist die erste Begegnung mit Helfern oft zusätzlich traumatisch. Aber der Armumfang wird in Krisengebieten millionenfach vermessen, um festzustellen, wie unterernährt die Kinder sind und welche Hilfe nötig ist.
Künstliche Intelligenz soll den Kleinen das künftig ersparen und gleichzeitig viel schnellere und akkuratere Erhebungen möglich machen. Wie dies und andere Ideen die humanitäre Hilfe revolutionären können, zeigen Erfinder und Experten diese Woche bei der Konferenz "Künstliche Intelligenz für gute Zwecke" in Genf (15. bis 17. Mai).

Computergesteuerte Gesichtserkennung

Das Unternehmen Kimetrica in Kenia hat ein Programm entwickelt, das den Grad von Unterernährung bei unter Fünfjährigen anhand von Fotos mithilfe computergesteuerter Gesichtserkennung ermitteln kann. "Es wurde schon erfolgreich mit Erwachsenen getestet, jetzt füttern wir das Modell mit Körpermessungen aus Kenia und Fotos, um es richtig zu trainieren", sagt die Kimetrica-Direktorin in Kenia, Anita Shah.
Die Innovationswerkstatt des UN-Kinderhilfswerk Unicef unterstützt das Projekt. Außerdem wird etwa im Irak getestet, ob Satellitenbilder Aufschluss über den Grad der Armut in einer abgelegenen Region liefern können. Die Computerprogramme könnten etwa auswerten, wie viele Leute elektrisches Licht haben, aus welchem Material Dächer sind, ob beim Haus Vieh gehalten wird.
Eine andere Überlegung ist, ob man aus Mobiltelefon-Nutzung etwas über Armut oder Dürre ableiten kann. Zum Beispiel, wie oft Telefonkarten aufgeladen werden, ob mehr SMS geschickt oder Gespräche geführt werden, ob das von Dorf zu Dorf verschieden ist, wie lang Gespräche sind und wie groß das Netzwerk der Kontakte.
"Das Tolle an künstlicher Intelligenz ist, dass man der Maschine nicht sagen muss, was genau sie analysieren soll", sagt Naroa Zurutuza, Datenwissenschaftlerin in Unicefs Innovationswerkstatt. Das Computerprogramm findet, wenn es mit genügend Daten gefüttert wird, von selbst Zusammenhänge heraus. Sie betont: es würden nur anonymisierte Daten verwendet, die Privatsphäre sei stets geschützt.
"Innovationen mit ungeheurer Schubkraft" hat Maurizio Vecchione im Visier. Er leitet den von Microsoft-Gründer Bill Gates finanzierten "Global Goods Fund" bei der Innovationsfirma Intellectual Ventures. Er will Technologielösungen für die ärmsten Menschen der Welt finden. Schwerpunkt ist der medizinische Bereich.
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