Strategiewechsel

Russische Suchmaschine Yandex verkauft Medien-Geschäft an lokalen Konkurrenten

von - 23.08.2022
Yandex-Zentrale
Foto: Shutterstock / E. O.
Bereits im April 2022 hatte der russische Suchmaschinenbetreiber Yandex bekannt gegeben, sein Medien-Geschäft an den lokalen Wettbewerber VK zu verkaufen. Doch jetzt wird deutlich: Dahinter steckt so etwas wie ein Neuanfang.
25 Jahre nach seiner Gründung steckt das russische Internet-Unternehmen Yandex in der womöglich schwersten Krise seiner Geschichte. Der Handel mit Yandex-Aktien an der NASDAQ ist seit dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar ausgesetzt. An der russischen Börse haben Yandex-Papiere zuletzt 75 Prozent ihres Wertes eingebüßt. 
1997 als erste kyrillische Suchmaschine angetreten, entwickelte sich Yandex schnell zum wichtigsten Internet-Portal Russlands. Aktuell reklamiert das Unternehmen mit Hauptsitz in Moskau einen Anteil von über 60 Prozent des Such-Traffics in Russland. Andere wichtige Yandex-Märkte sind Kasachstan, Belarus, Usbekistan und die Türkei. Rund um die einstige Suchmaschine hat sich in den letzten Jahren ein Ökosystem aus Trasport- und Finanzdienstleistungen entwickelt, auch das Medien-Geschäft ist sehr wichtig. Yandex.ru gilt als eine der reichweitenstärksten Websites Russland.

Yandex trennt sich von Yandex.ru

Ausgerechnet von dieser populären Adresse will sich der Konzern jetzt trennen, schreibt das US-Infoportal "Techcrunch". Bereits im April 2022 war bekannt geworden, dass Yandex sein Mediageschäft an den Konkurrenten VK abgeben möchte. VK betreibt das wichtigste Social Network des Landes und gilt als das "Facebook Russlands". Jetzt, so berichtet "Techcrunch" werde deutlich, dass Yandex quasi alle seine News- und Info-Portale an VK abgibt.
Hintergrund dürfte der zunehmende Druck und die Einflussnahme des russischen Staates auf alle Inhalte sein, die in Russland im Internet abrufbar sind. Yandex war bereits häufiger in das Minenfeld zwischen dem Staat und seinen Gegnern gekommen. Im Herbst 2018 bekam die russische Staatsbank Sberbank Einfluss auf Yandex - wichtige Entscheidungen bedürfen seitdem der Zustimmung des Sberbank-Verwaltungsrates. Unter Kritikern gilt Yandex.ru inzwischen als eine der wichtigsten Propagandaschleudern des Kreml.

"Ausstieg aus dem Mediengeschäft"

In einer Presserklärung gab Yandex jetzt den Abschied vom Media- und Nachrichtengeschäft bekannt: "Der Vorstand und das Management von Yandex sind zu dem Schluss gekommen, dass den Interessen der Aktionäre des Unternehmens am besten gedient ist, wenn der strategische Ausstieg aus dem Mediengeschäft (außer Entertainment-Streaming) verfolgt wird und der Fokus auf andere Technologien und Dienstleistungen verlagert wird, darunter Suche, Werbung, Online-to-Offline-Transaktionsgeschäfte und eine Reihe von B2B-Technologiegeschäften".
Eine wichtige Rolle könnte dabei die Website Ya.ru spielen, die Yandex bereits seit Jahren betreibt. Darauf läuft gerade eine sehr puristische Version der Yandex-Suchmaschine - vielleicht ein Neuanfang in schwierigen Zeiten.
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