Handelskrieg mit den USA drückt Chinas Wachstum

Nur Verlierer: Handelskrieg schadet China, den USA und der globalen Konjunktur

von - 15.07.2019
Der Rückgang des Handels und die Verunsicherung der Investoren bremst aber nicht nur das Wachstum in China, sondern auch in den USA selbst und schadet der globalen Konjunktur. Angesichts der Handelskonflikte mit den USA und auch des Brexits hat Deutschlands Industrie ihre Erwartungen für das Wachstum der deutschen Ausfuhren in diesem Jahr von 2,5 auf 1 Prozent schon mehr als halbieren müssen. Auch werden deutsche Unternehmen in China immer pessimistischer - mit Grund.

"Es wird in der zweiten Jahreshälfte noch schlechter", sagt der unabhängige chinesische Wirtschaftsexperte Wang Fuzhong voraus. "Es gibt wenig Chancen, dass dieses Jahr eine Einigung im Handelskrieg erreicht wird, da die Stimmen der Vernunft recht schwach sind." So wird die Auseinandersetzung zunehmend als politische Rivalität der alten, angeschlagenen Supermacht USA gegenüber der aufstrebende Macht China betrachtet. "Es wird für die Wirtschaft echt schwierig."

Experten sehen auch ein Wettrennen um die technologische Führerschaft in der Welt und verweisen auf den Umgang der USA mit dem chinesischen Telekom-Riesen Huawei. Die USA haben den führenden Netzwerkausrüster und zweitgrößten Smartphone-Hersteller auf eine schwarze Liste gesetzt - aus Gründen der nationalen Sicherheit. US-Unternehmen, die Geschäfte mit Huawei machen wollen, brauchen jetzt eine Lizenz. Nach einem anfänglichen generellen Lieferverbot ist damit zwar wieder die Tür für Geschäfte geöffnet. Doch hat die US-Regierung den Finger auf dem Knopf, wann Lizenzen vergeben werden und was geliefert wird.

Dabei hatte der Handelskonflikt ursprünglich mit Trumps Ärger angefangen, dass China weit mehr in die USA exportiert als umgekehrt. Er beklagte Marktschranken, den Diebstahl geistigen Eigentums, zwangsweisen Technologietransfer und Subventionen, die den Markt verzerren. Seither hat Trump die Hälfte der Importe aus China mit 25-prozentigen Sonderzöllen belegt. China reagierte mit Gegenzöllen.

Trump geht es um "strukturelle Veränderungen"

Anfangs drehten sich die Verhandlungen auch eher um eine Verringerung des Handelsdefizits. Doch geht es dem Hardliner im Weißen Haus heute eher um "strukturelle Veränderungen" mit Hilfe von Gesetzesänderungen - aus Pekinger Sicht eine Art "wirtschaftlicher Regimewechsel", bei dem die kommunistische Führung nicht mitspielt. Überhaupt: Trumps nachweisliche Unberechenbarkeit lässt sie höchst vorsichtig sein.

So scheint Chinas Präsident langsam die Hoffnung auf eine Lösung zu verlieren und schwört das Milliardenvolk auf harte Zeiten ein. Mit Steuersenkungen, einer lockeren Geldpolitik und anderen Maßnahmen wird versucht, die Wirtschaft anzukurbeln. Der eigentlich notwendige Kampf gegen die hohe Schuldenlast muss warten. Dabei ist Chinas Verschuldung nach einer Schätzung der Finanznachrichtenagentur Bloomberg auf problematische 271 Prozent der Wirtschaftsleistung gestiegen - von 164 Prozent vor der globalen Finanzkrise 2008.

Dass China am Ende des Jahres das selbst gesteckte Wachstumsziel von 6,0 bis 6,5 Prozent erreichen wird, steht aber außer Zweifel. "In China gibt es keine Vorgabe, die nicht erfüllt wird", sagt Wang Fuzhong. Er ist nicht der einzige, der die offiziellen Zahlen in Frage stellt. Das Statistikamt leiste immer "gute Arbeit", wenn es darum gehe, die richtigen Zahlen zu liefern, sagt der Experte.
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