Fortschritte bei Breitband-Internet - aber nicht überall

Ausbaustrategie der Telekom

von - 09.12.2020
Telekom-Chef Tim Höttges verteidigt allerdings die Strategie, dass die Deutsche Telekom über Jahre hinweg nicht auf die direkte Glasfaserversorgung gesetzt hat, weil man damit nur wesentlich weniger Kunden erreicht hätte. "Es war richtig, Glasfaser in jede Straße zu legen und somit schnelles Netz von der Telekom für über 80 Prozent aller Haushalte zu ermöglichen." Damit sei Homeoffice flächendeckend möglich. "Jetzt kommen die nächsten Schritte: Glasfaser bis ins Haus und 5G. Auch hier haben wir einen Plan, den wir Schritt für Schritt abarbeiten. Trotz Corona läuft unser Ausbau auf vollen Touren."
Tatsächlich setzt die Telekom parallel zum 5G-Ausbau jetzt auch auf Glasfaserleitungen, die bis ins Haus reichen. Das zeigen die Zahlen, die das Unternehmen am Netztag in Bonn vorstellte. In diesem Jahr wurde die Anzahl der Haushalte mit einem direkten Glasfaseranschluss ("Fiber to the Home", FTTH") von 270.000 auf mehr als eine halbe Million verdoppelt. "Zukünftig sollen es im Schnitt rund zwei Millionen Haushalte pro Jahr sein", sagte Höttges. Das Ziel der Telekom sei es, dass alle Haushalte in Deutschland bis 2030 direkten Zugang zum Glasfasernetz bekommen.

Deutschland im internationalen  Vergleich auf den hinteren Plätzen

Srini Gopalan, der neue Telekom-Vorstand Deutschland, räumte ein, dass Deutschland beim Glasfaserausbau im internationalen Vergleich bislang nur hintere Plätze belegt. Der aus Indien stammende Manager machte dafür unter anderen die höheren Baukosten verantwortlich. "Der Glasfaserausbau ist in Deutschland zwei bis zehnmal teurer als in anderen Ländern." Das liege zum einen an aufwendigen Genehmigungsverfahren. Außerdem dürfe man moderne Verlegeverfahren wie das Trenching nicht im gewünschten Umfang einsetzen, die größere Tiefbaumaßnahmen überflüssig machen.
Mit den neuen Glasfaseranschlüssen könnte man auch die Probleme bei der Vernetzung der Schulen in den Griff bekommen. 86,1 Prozent aller Schulen haben bislang zwar mit Stand Mitte 2020 einen Anschluss von mindestens 50 Mbit pro Sekunde - aber nur 34,9 Prozent einen Gigabit-Anschluss. Und selbst der reicht nicht aus, wenn mehrere Klassen gleichzeitig online sind.
Bundesminister Andreas Scheuer (CSU), der auch für digitale Infrastruktur zuständig ist, betonte die Fortschritte. Der Breitbandausbau habe Fahrt aufgenommen. "Mitte 2020 hatten mehr als 23 Millionen Haushalte Zugang zu Gigabit-Internet. Das ist ein Plus von neun Millionen Haushalten in nur einem Jahr. Damit der Ausbau auch weiterhin schnell vorankommt, haben wir einiges getan: die Verfahren vereinfacht, neue Verlegemethoden ermöglicht und vor allem richtig kräftig investiert. Mehr als 11 Milliarden Euro stehen für den Ausbau der Netze zur Verfügung."
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