Schlag gegen Cybercrime

Betreiber von Darknet-Zentrum angeklagt

von - 08.04.2020
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Foto: guteksk7 / shutterstock.com
Die Schaltstelle für kriminelle Darknet-Geschäfte flog im September in einem früheren Bunker auf. Nun sind die Betreiber des "Cyberbunkers" angeklagt - wegen Beihilfe in mehr als 1,5 Millionen Fällen. Und das ist erst der Anfang.
Das Rechenzentrum in einem Darknet-Cyberbunker an der Mosel war den Ermittlungen zufolge eine Schaltstelle für zahlreiche Verbrechen.
Mehr als eine halbe Million Fälle von Drogenhandel, Datenhehlerei, Falschgeld-Deals, Verbreitung von Kinderpornos sowie Computersabotage in mehr als einer Million Fälle, Mordaufträge, Cyberangriffe - all das soll über die dortigen Server gelaufen sein.
Auch nach der jetzt erhobenen bundesweit ersten Anklage gegen die Betreiber laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Acht Tatverdächtige sollen in dem riesigen Ex-Bunker in Traben-Trarbach (Rheinland-Pfalz) Server zur Verfügung gestellt haben, über die Kriminelle aus aller Welt millionenschwere illegale Geschäfte abwickelten. So fasste der Leiter der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz, Jürgen Brauer, am Dienstag die Anklage zusammen.
Hauptakteur soll ein 60-jähriger Niederländer sein, der den einstigen Bunker Ende 2013 erworben und nach und nach aufgebaut habe. Das unterirdische digitale Versteck für Cyberkriminelle war im vorigen September zerschlagen worden.

Anklage wegen Beihilfe

Die Beschuldigten hätten die Taten nicht selbst begangen, aber sie durch die Bereitstellung der Server "maßgeblich unterstützt und gefördert", sagte Brauer. Und sie hätten davon gewusst - da sind sich die Ermittler sicher. Daher lautet die Anklage auf Beihilfe. Zudem müssten sich die vier Niederländer, drei Deutschen und ein Bulgare im Alter von 20 bis 60 Jahren wegen Gründung und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung verantworten.
Die bei dem Zugriff sichergestellte Datenmenge, unter anderem auf 886 physischen und virtuellen Servern: zwei Millionen Gigabyte. "Auf CD gebrannt wären das 2,6 Millionen CDs, die aufeinander gestapelt eine Höhe von 8.000 Meter ergäben", sagte Kriminalhauptkommissar Patrick Fata vom Landeskriminalamt (LKA) Rheinland-Pfalz. Die Auswertung werde noch bis zu einem Jahr dauern.
Ein weiterer Niederländer (50) soll den Angaben zufolge als "Art Manager" fungiert haben, eine Deutsche (52) war die "Buchhalterin". Die übrigen im Team seien als Administratoren für die technischen Dinge und IT zuständig gewesen.
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